- • Startseite
- • Mommy-Kolumne
-
•
Mommy-Kolumne Folge 6: Geburtsvorbereitung
In dieser Kolumne geht es um Schwangerschaft und Eltern-Sein, um die Hürden, das Glück, die Mythen rund ums Thema Baby. Unsere Autorin ist Mutter einer zweijährigen Tochter. Folge sechs: Die Vorbereitung auf die Geburt.
Der siebte Monat läutet eine besondere Phase der Schwangerschaft ein. Mit ihm beginnt das dritte Trimester, ab dem Schwangere sich als „hochschwanger“ bezeichnen dürfen. Das Baby ist nun quasi fertig und in den kommenden Wochen fast nur noch mit Wachsen beschäftigt. Auch seine Bewegungen sind immer deutlicher zu spüren und sogar zu sehen – im Gegensatz zu den ersten, nur für die Schwangere selbst wahrnehmbaren Kindsbewegungen, die sich kaum von Blähungen unterscheiden lassen. Meine Tochter fing nun damit an, ihre Füße und Hände mit solcher Kraft gegen meine Bauchdecke zu drücken und zu streichen, dass es von außen auch unter meiner Kleidung zu sehen war.
Was ein bisschen wie eine Szene aus dem Film „Alien“ klingt, ist ein magischer Moment: Zum ersten Mal zeugen nicht nur medizinische Untersuchungen, Symptome wie Übelkeit oder ein wachsender Bauch von der Anwesenheit des Babys. Mich durchströmte jedes Mal ein Glücksgefühl, wenn ich meine Tochter so deutlich spüren konnte. Ich begann dann, mit ihr zu sprechen, denn das Ungeborene kann zu dieser Zeit auch schon Stimmen wahrnehmen und erkennen. Und ich erwiderte ihr Drücken vorsichtig.
Geburten sind oft weniger schmerzhaft, wenn Schwangere darauf vorbereitet wurden
Ungefähr im siebten Monat beginnen die meisten Schwangeren auch ihren Geburtsvorbereitungskurs. Denn dann ist es nicht mehr weit bis zum großen, unvermeidlichen Finale: die Geburt. Irgendwie muss das Baby schließlich rauskommen – klassisch „natürlich“ vaginal oder eben als Bauchgeburt, auch bekannt als Kaiserschnitt. Der errechnete Geburtstermin ist dabei die Zielmarke und liegt 280 Tage nach dem ersten Tag der letzten Periode, in der 40. Schwangerschaftswoche. Genau genommen dauert die Schwangerschaft also zehn und nicht neun Monate. Am Ende markiert der errechnete Termin aber ohnehin nur einen Zielbereich, denn es kann auch einige Tage früher oder später losgehen.
Sich auf die Geburt gut vorzubereiten, nimmt Schwangeren Ängste und führt zu weniger schmerzhaften Geburten. Dass eine Geburt generell schmerzhaft ist, dürfte weitgehend bekannt sein. Da ist es ganz normal, dass Schwangere nervös werden, wenn der Geburtstermin näher rückt. Wann wird es losgehen, wie lange wird es dauern, wie sehr wird es weh tun? All diese Fragen habe ich mir gestellt. Die häufig von Drama geprägte mediale Darstellung der Geburt trägt nicht gerade zur Entspannung bei, genauso wenig wie die Tatsache, dass wir im Deutschen von Kreißsaal und Wehen, also wortwörtlich von Kreischsaal und Schmerzen sprechen. Da haben es englischsprachige Schwangere mit Begriffen wie „Delivery Room“, „Labor“ oder „Contractions“ doch etwas angenehmer. Andererseits: Eine Geburt tut nun mal in aller Regel weh, und darauf sollten Schwangere sich auch einstellen.
Die Schmerzen müssen sie allerdings nicht einfach aushalten. Mir hat es sehr geholfen, mich damit zu beschäftigen, was bei einer Geburt genau auf mich zukommt. Welche Techniken, medizinischen und alternativen Mittel die Geburt einfacher machen können, und welcher Weg sich für mich richtig anfühlt. Wie man sich genau vorbereitet, ist natürlich individuell. Manche Schwangere lesen viele Bücher, besprechen sich mit anderen und machen unterschiedliche Kurse. Für mich hat es sich richtig angefühlt, einen Geburtsvorbereitungskurs zu machen.
Ähnlich wie bei der Suche nach einer Hebamme, der Platzreservierung in einer Klinik oder der Anmeldung in einem Geburtshaus, sollten sich Schwangere schon recht früh nach einem Vorbereitungskurs umschauen. Denn solche Kurse sind schnell ausgebucht, und Kurs ist nicht gleich Kurs: Es gibt keine Beschränkung dafür, wer Geburtsvorbereitungskurse anbieten darf. Wichtig ist, vorab zu klären, ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt. Das ist häufig davon abhängig, wer den Kurs leitet und wie viele Stunden er dauert. Hypnobirthing-Kurse, bei denen Schwangere lernen, sich selbst in eine Art Trance zu versetzen um die Geburtsschmerzen besser auszuhalten – oder angeblich (laut einigen Anbietern) gar keine zu haben – zahlen viele Krankenkassen nur anteilig oder sogar gar nicht.
In einem guten Vorbereitungskurs lernen Schwangere und ihre Partner:innen gemeinsam, wie eine Geburt abläuft, welche Geburtspositionen es gibt, oder welche Atemtechniken beim Aushalten der Schmerzen oder beim Pressen helfen: Zum Beispiel ein lockerer Kiefer, Ausatmen bei Schmerzspitzen und laute O- oder A-Töne. Auch verschiedene Geburtsorte vom Klinikbett bis zur heimischen Badewanne werden besprochen, außerdem die medikamentösen und alternativen Schmerzmittel mit ihren Vor- und Nachteilen. Und welche Rolle Partner:innen bei der Geburt spielen können. Auch die erste Zeit nach der Geburt, das sogenannte Wochenbett und die Still- oder Fläschchenzeit sollten Thema sein.
Vor dem Geburtsvorbereitungskurs stellte ich mir den großen Tag in etwa so vor: Die Geburt meiner Tochter würde mit dem Platzen der Fruchtblase beginnen, wir würden ins Krankenhaus fahren und ich würde in Rückenlage im Geburtsnachthemd auf einem Bett liegend und ohne Schmerzmittel das Kind mit aller Kraft auf die Welt pressen. Mein Mann würde natürlich neben mir stehen, meine Hand halten und mir gut zureden. Nach dem Vorbereitungskurs wusste ich, dass es ganz unterschiedliche Zeichen für den Beginn einer Geburt gibt und dass sie in verschiedenen Phasen abläuft. Die längste Zeit davon würde ich eben nicht pressen, sondern versuchen, mich so gut wie möglich zu entspannen, um meiner Tochter und den Wehen die Arbeit zu erleichtern.
Der Geburtszeitraum kam, und wir waren bereit. Nur unsere Tochter wohl noch nicht
Ich lernte im Kurs außerdem, dass die klassische Rückenlage die ungünstigste Geburtsposition ist und es sich ohnehin empfiehlt, die Position während der Geburt auch mal zu wechseln. Und dass Partner:innen nicht nur passiv, sondern auch aktiv bei der Geburt unterstützen können. Wir übten verschiedene Atemtechniken und Geburtspositionen, probierten schmerzlindernde Massagen aus und erfuhren, welche Rolle Licht, Gerüche oder warmes Wasser spielen können. Und auch meine Einstellung zu medizinischen Schmerzmitteln und einer Bauchgeburt veränderte sich, als ich mehr darüber lernte, wie genau das alles funktioniert und warum solche Maßnahmen sinnvoll oder nötig sein können.
Hinsichtlich der Vorbereitung auf die Geburt machte die leitende Hebamme meines Kurses also einen super Job. Ich fühlte mich gut vorbereitet für den großen Tag, hatte mir ein paar Geburtspositionen und Atemtechniken rausgesucht, die mir gefielen. Ich wusste, welche Schmerzmittel für mich wann in Frage kämen und wäre auf Empfehlung auch bereit für eine Bauchgeburt gewesen. Die Kliniktasche, gut bestückt mit Kleidung, Waschzeug, Dokumenten und vor allem Snacks, war gepackt. Der Geburtszeitraum kam, und wir waren bereit. Nur unsere Tochter wohl noch nicht.
Auch eine Woche nach dem errechneten Geburtstermin hatte ich noch keine einzige Wehe gehabt, und der Termin zur künstlichen Geburtseinleitung rückte immer näher. Denn die meisten Kliniken in Deutschland leiten die Geburt spätestens 14 Tage nach dem errechneten Termin mithilfe von Medikamenten ein. Doch das wollte ich vermeiden und probierte verschiedene Tricks aus, um die Geburt doch noch natürlich einzuleiten – von heißen Bädern bis hin zu mit Nelkenöl beträufelten Tampons. Ob das klappte und wie meine Geburt am Ende ablief, dazu in zwei Wochen, wenn die nächste Folge dieser Kolumne erscheint.