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Mama-Kolumne Folge Dreizehn: Kranksein mit Kind
In dieser Kolumne geht es um Schwangerschaft und Eltern-Sein, um die Hürden, das Glück, die Mythen rund ums Thema Baby. Unsere Autorin ist Mutter einer dreijährigen und einer elf Monate alten Tochter. Folge dreizehn: Kranksein mit Kind.
Seit ungefähr vier Wochen bin ich durchgehend krank: Erst eine Lungenentzündung, wegen der ich so stark husten musste, dass ich mir eine Rippe gebrochen habe (ja, das geht wirklich), auf die folgte dann eine starke Erkältung mit Gliederschmerzen und allem, was sonst so dazugehört. Und ich bin nicht die Einzige: Derzeit fühlen sich in meinem Umfeld viele Menschen schlapp, niesen oder husten. Kranksein ist wirklich ätzend. Mit Kindern krank zu sein, das ist absolut oberätzend. Denn für das Elternsein kann man sich nicht krankmelden. Mit Kindern krank zu sein, das heißt: Trotzdem früh aufstehen, kochen, Wäsche waschen, Ausflüge zum Spielplatz machen, aufräumen und erziehen.
Vor einigen Tagen saß ich am Esstisch, ein Handtuch über den Kopf, tief gebeugt über eine Schüssel mit heißem Wasser. Um zu inhalieren. Das soll ja helfen bei Husten und Schnupfen. Entspannt tief ein- und ausatmen konnte ich den Wasserdampf jedoch kaum, denn auf meinem Schoß zappelte meine Dreijährige herum und mit meiner rechten Hand musste ich den Arm meiner zweiten Tochter festhalten, die immer wieder versuchte, von ihrem Stuhl auf den Tisch zu klettern. Wenn mein Mann die Kinder zu seinem Arzttermin hätte mitnehmen können, hätte er’s gemacht. Aber so musste ich sie eben betreuen.
Wir sind ständig krank, seit die Große in die Kita geht
Kinder, vor allem kleine, können keine Rücksicht darauf nehmen, wenn es Mama oder Papa nicht so gut geht. Selbst wenn der womöglich noch gesunde Elternteil sich Mühe gibt, dem kranken etwas Ruhe zu gönnen: Ein komplettes Abschirmen ist kaum möglich. Mindestens zum Stillen musste mein Mann mir unsere kleine Tochter immer wieder ans Krankenbett bringen, und die Große wollte am liebsten die ganze Zeit auf mir rumturnen. Stattdessen hätte ich am liebsten den ganzen Tag im Bett gelegen, Suppe gegessen, Tee getrunken und die Erkältung ordentlich auskuriert. Vielleicht ein paar Serien gebingewatcht. So wie früher, vor den Kindern.
Im besten Fall sind wenigstens die gesund und beschäftigen sich ein bisschen selbst, während man sich halb auf der Couch, halb auf dem Boden liegend ein wenig auszuruhen versucht. Vielleicht kann man sich sogar eine richtige Pause gönnen, wenn die Kinder in der Kita oder Schule sind. Im schlimmsten Fall sind die Kleinen aber auch angeschlagen, den ganzen Tag zuhause und quengelig. Oder die Kita hat zu.
Im noch viel schlimmeren Fall gibt es keine einzige gesunde Person in Reichweite, die Kinderbetreuung, Krankenpflege und Haushalt übernehmen kann. Um diesen Fall zu vermeiden, teilen mein Mann und ich uns auch dann die Betreuung der Kinder zumindest halbwegs auf, wenn eine:r von uns beiden krank ist. Denn wenn die gesunde Person 24/7 für alles allein zuständig ist, dann – das zeigt unsere Erfahrung – dauert es nicht lange, bis sie auch krank ist. Das hatten wir vorletztes Jahr mal mit Corona, und es war einfach nur die Hölle. Uns beiden ging es richtig, richtig dreckig. Aber um Kind, Hund und Haushalt mussten wir uns eben trotzdem kümmern.
Überhaupt sind wir ständig krank, seit die Große in die Kita geht. Im Herbst und Winter sind es laufende Nasen und Husten, in den wärmeren Monaten irgendwelche Hand-Mund-Fuß-Seuchen. Das ist zum einen belastend, weil es schmerzhaft ist, zu sehen, wie schlecht es dem eigenen Kind geht. Vor allem wenn sie noch ganz klein sind und man ihnen nicht erklären kann, dass es bald besser wird. Zum anderen müssen sich Working Parents freinehmen oder kinderkrank melden, um das kranke Kind zu pflegen – und auch die Bedürfnisse etwaiger gesunder Geschwister nicht vernachlässigen.
Wer Kinder hat, wird aber auch selbst häufiger krank. Das ist nicht nur eine gefühlte Wahrheit, eine Studie der Universität Utah hat das 2015 am Beispiel von Atemwegsviren belegt. Demnach haben Menschen, die mit Kindern leben, im Jahr drei Wochen mehr einen Virus als Menschen, die ohne Kinder leben. Je mehr Kinder, desto häufiger sind Viren im Haus. Und das sind nur die Atemwegsviren, von Magen-Darm und Hand-Mund-Fuß ist hier noch gar nicht die Rede.
Wer stillt, verzichtet auf schnellere Abhilfe durch Medikamente
Dass Eltern häufiger krank werden, liegt zum einen daran, dass Kinder ständig Viren und Bazillen aus den Kindergärten mit nach Hause bringen, mit denen Erwachsene sonst seltener Kontakt haben. Ein nicht zu unterschätzender Faktor dürften auch der elterliche Schlafmangel und das erhöhte Stresslevel sein, die das Immunsystem angreifbar für diese Krankheiten machen. Und die begünstigen, die Krankheit zu verschleppen, weil sie nicht richtig auskuriert wird.
Wer zudem noch stillt, verzichtet dem Kind zuliebe auf schnellere Abhilfe durch Medikamente. Als ich wegen meiner Lungenentzündung bei der Ärztin war, zählte die mir zunächst auf, was ich alles nehmen könnte: Hustensaft, Nasenspray, Schleimlöser, Schmerztabletten. Bis ich sagte, dass ich noch stille. Das eliminierte so ziemlich jedes Medikament, übrig blieb vor allem „Ausruhen und viel trinken“.
Für mich blieb nur „viel trinken“, denn Ausruhen war nicht wirklich drin die vergangenen Wochen. Obwohl mein Mann sich wirklich Mühe gegeben hat, mir Pausen zu gönnen. Doch ein Kind in der Kindergarten-Eingewöhnungsphase, ein Baby, das noch gestillt wird, ein Hund, der regelmäßig raus muss, und ein Haushalt plus das Leben mit seinen Verpflichtungen engen den Spielraum für Ausruhen ziemlich ein. Und das sage ich als jemand, der einen verlässlichen Partner zuhause hat. Alleinerziehende verdienen wirklich mehr Respekt und Unterstützung der Gesellschaft.
Wie können Eltern aus diesem Teufelskreis rauskommen? Meine Apothekerin hatte dazu einen Vorschlag, als ich mir neues Paracetamol gegen die Rippenschmerzen geholt habe. Und den finde ich gar nicht mal so schlecht, einfach, aber effektiv. Deshalb möchte ich ihn weitergeben: Wenn ihr krank seid, dann bittet andere um Hilfe und nehmt Hilfe an. Und wenn ihr selbst gesund seid und eine Mutter oder einen Vater kennt, die krank sind, dann bringt ihnen doch mal was zu essen vorbei oder bietet an, die Kinder für ein paar Stunden zu betreuen. Die Auszeit, die ihr damit bewirkt, könnte den Unterschied machen zwischen einer Genesung und einem verschleppten Infekt.