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Mama-Kolumne Folge 17: Ferien mit Kindern
In dieser Kolumne geht es um Schwangerschaft und Eltern-Sein, um die Hürden, das Glück, die Mythen rund ums Thema Baby. Unsere Autorin ist Mutter einer dreijährigen und einer einjährigen Tochter. Folge siebzehn: Burnout in den kita-freien Tagen.
Eigentlich sollten die Weihnachtsferien eine gemütliche Zeit sein: Während das alte Jahr langsam ausklingt trifft man sich mit Familie und Freund:innen, feiert Feste, lebt in den Tag hinein und sammelt Kraft für das neue Jahr. Für Eltern (kleiner) Kinder aber ähneln die zwei Wochen, in denen die Kita weihnachtsbedingt geschlossen bleibt, eher einer Vergnügungskreuzfahrt, auf der sie als einziges Personal für die gesamte Organisation, das Buffet, die Reinigung und die Unterhaltung ihrer kleinen, unselbstständigen Gäste verantwortlich sind – und zwar 24 Stunden am Tag, keine Pausen, keine freien Tage. Es mag komisch klingen, aber: Es ist sau anstrengend, zwei Wochen am Stück durchgehend für die eigenen Kinder verantwortlich zu sein.
Wirklich relaxen können Eltern im Urlaub kaum
Im Englischen gibt es diesen Reim über Familienurlaube: „Family Vacation? Just parenting in another location!” Wer mit (kleinen) Kindern in den Urlaub fährt, nimmt die elterliche Verantwortung selbstverständlich mit, lässt die Unterstützung bei der Kinderbetreuung aber meistens zuhause. Es sei denn, Großeltern oder eine Nanny reisen mit. Immerhin: Je nach Unterkunft sparen sich Eltern im Urlaub zumindest das Kochen und Putzen und mancherorts ist auch für genug Spielkamerad:innen gesorgt. Wirklich relaxen können Eltern im Urlaub aber dennoch kaum. Wer nicht verreist, während die Kita geschlossen ist, der muss sich zusätzlich selbst um das Unterhaltungsprogramm für die Kinder kümmern und gleichzeitig den Haushalt schmeißen. So gesehen sind die Tage zwischen den Jahren nichts anderes als eine endlose Aneinanderreihung von Wochenenden: Tage, die keine durch Kita und Arbeit vorgegebene Struktur haben, an denen die Eltern allein die oft ununterbrochenen Bedürfnisse der Kinder befriedigen müssen und an denen kaum bis keine Zeit für selbstbestimmte Pausen und die eigenen Bedürfnisse bleibt.
Dazu kommt, dass viele Angebote wie Schwimmkurse oder Kinderturnen in dieser Zeit ebenfalls pausieren und Spielkamerad:innen teils verreist oder auf Familienbesuch sind. Und für viele junge Familien ist die Logistik der eigenen Verwandtenbesuche eine zusätzliche Belastung in der Weihnachtszeit. Weil unsere Kinder bei Autofahrten zuverlässig schlafen und alle Großeltern in diesem Jahr höchstens drei Autostunden von uns entfernt waren, ist uns zumindest der Besuchsstress weitestgehend erspart geblieben.
Trotzdem waren die Tage zwischen den Jahren auch für uns kein Zuckerschlecken. Ein typischer Tag unserer zwei Wochen „Wochenende” lief dabei ungefähr so ab: Gegen 3:30 Uhr wachte unsere Einjährige auf und einer von uns ging schnell mit ihr ins Wohnzimmer, um den Schlaf der anderen nicht zu stören. Die Dreijährige zog dann spätestens um 5:30 Uhr nach. Einer von uns ging dann die Morgenrunde mit dem Hund während der andere Part schon mal das Frühstück vorbereitete. Irgendwann im Laufe des Tages versuchte der früh aufgestandene Elternteil nochmal etwas zu schlafen, was die Dreijährige (die im Gegensatz zur Einjährigen keinen Mittagsschlaf mehr macht) oft zu verhindern wusste. Bis zur Zubettgehzeit der Kinder zwischen 19 und 20 Uhr teilten mein Mann und ich uns die Kinderbetreuung und die anfallenden Haushaltsaufgaben so gut es ging auf, unternahmen aber auch viel gemeinsam als Familie.
Doch die Große macht auch gerne Sachen, bei denen die Kleine eher stört
Doch das ideale Unterhaltungsprogramm für die Kinder zusammenzustellen, ist gar nicht so einfach. Spaß, Bewegung und frische Luft braucht es, damit sie am Abend glücklich und ausgelastet in den Schlaf finden. Durch den Altersunterschied gibt es momentan aber nur wenige Aktivitäten, die die Bedürfnisse beider Kinder gleichzeitig so richtig gut erfüllen. Zwar toben und spielen unsere Kinder auch durchaus schon viel zusammen und im Babybecken des Hallenbads haben beide tierisch viel Spaß.
Doch die Große macht auch gerne Sachen, bei denen die Kleine eher stört oder nicht richtig mitmachen kann. Beispielsweise, wenn sie etwas vorgelesen haben, ein Puzzle machen, mit Bauklötzen bauen möchte oder ein Gesellschaftsspiel hervorkramt. Die Einjährige hat für sowas nicht immer die Geduld, noch nicht die nötigen motorischen Fähigkeiten. Und schlicht mehr Spaß daran, die Teile durcheinanderzubringen, Kleinteile zu verschlucken und frisch Gebautes auseinanderzunehmen.
Ganz allein die Verantwortung für zwei Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen zu haben, fühlt sich für mich immer an wie „Raumdeckung” im Fußball: Die ganze Zeit muss man beide „Angreifer” im Blick haben, ständige Wachsamkeit ist erforderlich. Das wird – im Gegensatz zur „Manndeckung”, bei der je ein Erwachsener für ein Kind die Hauptverantwortung hat – sehr schnell kräftezehrend – und führte in unserem Fall auch dazu, dass die Kleine unbemerkt Farbe gegessen und die Wände angemalt hat.
Dazu kommt, dass beide Kinder altersbedingt mit uns gemeinsam spielen und nah bei uns sein wollen, und sich nur wenig mit sich selbst beschäftigen.
Irgendwann war ich schon im Laufe des Tages völlig touched-out, weil ich ununterbrochen ein Kind auf dem Arm oder an meinem Bein hängen hatte. Die Male, die ich mal allein auf die Toilette gehen oder ohne Kind auf dem Schoß etwas essen konnte, kann ich an einer Hand abzählen. Abends genossen wir es zwar richtig, einfach in Ruhe aufräumen zu können, oder allein die Abendrunde mit dem Hund zu gehen, bevor wir selbst völlig erschöpft vom Tag ins Bett fielen. Zu zweit nach 20 Uhr einen Film geschaut haben wir aber nur ein einziges Mal – und das haben wir am nächsten, sehr frühen Morgen auch direkt bereut.
Urlaub im Büro
Zwischenzeitlich waren die zwei Wochen Weihnachtsferien wegen dieser pausenlosen Dauerverantwortung so anstrengend, dass ich mich auf den ersten Arbeitstag im neuen Jahr freute. Das Büro wurde für mich zu einem Sehnsuchtsort, der selbstbestimmte Pausen versprach, ungestörte Gespräche mit Erwachsenen und die Möglichkeit, endlich mal wieder ohne Begleitung pinkeln zu gehen. So geht es vielen Eltern zwischen den Jahren. Das heißt aber nicht, dass sie die gemeinsamen Tage mit den Kindern nicht auch genießen und lieber arbeiten gegangen wären, als Zeit mit ihnen zu verbringen. Rückblickend fand ich die Tage zwischen den Jahren sogar wirklich toll und emotional bereichernd: Zwei Wochen lang haben wir zuhause mit den Kindern viel gebastelt, sind Schlitten gefahren, haben tolle Ausflüge unternommen. Uns bleiben wunderschöne Erinnerungen und Fotos für das Familienalbum.
Das liegt aber auch daran, dass Menschen dazu tendieren, sich im Nachhinein vor allem an das Positive zu erinnern. Die Erschöpfung, die während dieser schönen Momente mein ständiger Begleiter war, kann ich bereits jetzt größtenteils ausblenden. Und trotzdem: Wenn ich einen Wunsch für die nächste kitafreie Zeit hätte, dann würde ich mir ein bisschen mehr Zeit für mich und meine eigenen Bedürfnisse wünschen, mehr Schlaf, mehr Pausen und etwas Zeit für meinen Mann und mich. Als Paar, und nicht nur als Eltern.