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Das ModeABC. Heute: D wie Dos und Don'ts

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Mode stellt ohne Zweifel eine Form von Wahnsinn dar. Jetzt, wo es kalt wird schlagen uns Designer für den nächsten Sommer das Comeback der Schulterpolster vor, dazu sollen Mädchen 2009 durchsichtige Röcke über Oma-Unterhosen tragen Im Januar hängen statt Wintermänteln trägerlose Tops in den Läden und im Sommer Wintermäntel, wenn man trägerlose Tops trägt. Gut, dass in Zeiten großer Orientierungslosigkeit eine immer sagt, wo’s lang geht: Die Dos und Don’ts-Liste. Die existiert ja für jede Lebenslage: für Bewerbungsmappen, für Handy-Benutzer, für Flirts, es gibt Dos für ein Sexdebüt („Sei einfach ganz du selbst“) und Don’ts für adäquates Verhalten beim Urlaub auf den Seychellen („Bitte widerstehen Sie der Versuchung, am Strand Muscheln zu sammeln“).

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Solche Ratschläge nimmt man gerne an, schließlich haben die zehn Gebote aus der Bibel der Menschheit auch lange als passable Richtlinie gedient. Beim Thema Bekleidung wird allerdings seltsames Regelwerk auf die Welt losgelassen. Schwarz ist ja nie einfach Schwarz. Es ist immer etwas anderes das neue schwarz: Grau, Braun oder Pink. Außer dem universalen Fettnäpfchen „Socken in Sandalen“ liegt die einzige Konstante der Mode in ihrer Vergänglichkeit. Klamotten müssen eigentlich nur unsere Geschlechtsteile bedecken und uns vor Witterung schützen. Alles andere ist Geschmacksfrage, Botschaft, Selbstinszenierung. Im Grunde sind wir angezogen fast nackter als ausgezogen. „Geht ja gar nicht“ ist der Satz, der diese Angriffsfläche besetzt. „Geht ja gar nicht“ sagt jeder. Diese Stummelbeine in dieser Röhrenhose – Geht ja gar nicht. Guck dir mal die an – Geht ja gar nicht. Sieht ja aus wie ein Kanarienvogel – Geht ja gar nicht. Auf „Geht gar nicht“ folgt meist – gar nichts: zumindest keine Begründung. Der Satz ist komplett irrational, eine Art unkontrollierter Vorschlaghammer, der auf jeden einhauen kann und vor niemandem halt macht. Ein gutes Beispiel sind die DOs und DON’Ts des Vice Magazine. Vor knapp 15 Jahren begannen zwei Ex-Alkoholiker durch die Straßen Montreals zu laufen, Fotos von schön und unmöglich gekleideten Menschen zu schießen und sie willkürlich mit gemeinen und sehr unterhaltsamen Kommentaren zu versehen. Die Bildunterschriften im Vice Magazine sind legendär und das Phänomen „Arsch frisst Hose“ als gesammeltes Werk („DOs und DON’Ts Book“) ist mittlerweile ein Bestseller. Für die „Geht gar nicht“-Rasterfahndung auf der Straße gibt es im Amerikanischen sogar den eigenen Begriff des „Don’t-Spottings“: das irrationale Draufhauen als Volkssport. Entziehen kann man sich dem Ganzen jedenfalls nicht, auch nicht jemand der sich in Lumpen hüllt, um zu zeigen, dass er sich für schnöde Dinge wie Klamotten nicht interessiert. Oder wie Fashionista Immanuel Kant es einst ausgedrückt hat: „Besser ist aber doch immer, ein Narr in der Mode als ein Narr außer der Mode zu sein.“ Nächste Woche: E wie Exhibitionismus

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