Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Kann Reizwäsche für Männer zum Trend werden?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Man muss unweigerlich (mindestens) zweimal hingucken, wenn einem die Bilder des Instagram-Accounts von „HommeMystere“ unterkommen. Das Unternehmen verkauft nämlich sexy Unterwäsche. An Werbung dafür bleibt man ohnehin oft hängen, weil man dabei ja auch ziemlich viel nackte Haut sieht. Noch interessanter wird das Ganze dann aber, wenn auffällt, wessen Haut das Unternehmen da zeigt: In Spitzen-BH, Seiden-Höschen und Strapsen stecken nämlich nicht wie gewohnt Frauen-, sondern Männerkörper.

Das irritiert erstmal. Denn irgendwie ist man den Anblick ja so gar nicht gewohnt. Männer tragen in der Regel Boxershorts oder enganliegende Pants, im Sommer zum Baden eine halblange Badehose. Wer auf Slip oder Speedo ausweicht, erntet meistens Spott dafür. Denn Männer, so lernen wir, müssen und sollen – anders als Frauen, die seit jeher darauf getrimmt werden, ihre Reize einsetzen zu müssen – keine sexy Wäsche tragen.

So sieht das auch Donald Trump Jr., der sich vor einigen Tagen über das Konzept des Unternehmens beschwerte: „Vielleicht an Halloween“, schrieb er, „oder wenn du eine Wette verlierst... ach, nee, wem mach ich was vor? Nicht mal dann! Wer unterstützt so einen Müll?“

Offensichtlich Donald Trump Jr. selbst – wenn auch unabsichtlich. Schließlich gab er dem Unternehmen, das schon seit vergangenem Jahr Reizunterwäsche für Männer verkauft, mit seinem wütenden Tweet einen neue Welle an Aufmerksamkeit. Das Unternehmen bedankt sich auch brav: Das Wort „Trump“ verhilft Kunden nun zeitweise zu einem 20-Prozent-Rabatt.

Und einige der Männer, die über Trump Jr. darauf aufmerksam wurden, könnten schließlich tatsächlich potenzielle Kunden werden. Denn offensichtlich gibt es genügend Männer, die aufrichtig interessiert daran sind, selbst Reizwäsche zu tragen. Sie rezensieren die Teile zumindest mit Kommentaren wie: „Ich bin begeistert“, „So sexy“ oder „Passt toll und fühlt sich super an!“

Das Unternehmen gibt außerdem auf  seiner Webseite an, dass es immer mehr Männer gebe, die gerade „den Komfort leichter Unterwäsche im Lingerie-Stil entdecken“. Daher die Idee, Männern die gleiche Auswahl an Wäsche anzubieten wie den Frauen der Welt.

An sich ein guter Gedanke, wenn man bedenkt, dass wir in unserer Gesellschaft alles daran setzen, Frauen die gleichen Rechte und Möglichkeiten wie Männern einzuräumen. Andersrum sollte Gleichberechtigung schließlich auch funktionieren.

Sicher gibt es auch einige Männer, die tatsächlich froh sind, dass sie ihre Vorliebe für Reizwäsche jetzt nicht mehr in kneifender Frauenwäsche ausleben müssen, sondern für sich selbst ein paar passende Teile bestellen können. Aber irgendwie fällt es doch schwer, sich vorzustellen, dass die Wäsche für Männer tatsächlich Mainstream werden könnte.

Immerhin kann man das Ganze auch andersherum sehen: Feministinnen arbeiten schon lange darauf hin, dass Frauen nicht mehr glauben, ihre Vulven und Brüste besonders sexy in unbequemen Teilchen verpacken zu müssen. Warum also sollten nun auch noch die Männer sich von Spitzenhöschen den Hintern zerreiben lassen?

lath

Mehr zu „weiblicher“ Kleidung:

  • teilen
  • schließen