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Markus Winter alias Maeckes über seine Lieblingsmusik
In der Mixtape-Kolumne unterhält sich Jan Limpert mit kreativen und musikalischen Köpfen über ihre Lieblingssongs – und packt sie für euch in eine Spotify-Playlist.
Maeckes hat sich mit seiner Band Die Orsons seit 2007 einen Namen in der deutschen Pop- und Rap-Szene gemacht. Seit 2005 ist Markus Winter a.k.a. Maeckes auch solo unterwegs – immer mit dabei sind Akustik-Gitarre und Anzug. Die ironische Haltung in den Songs der Orsons legt er auf seinen Soloalben ab und singt über persönlichere Themen. Bevor Maeckes sein neues Album „POOL“ im Juni veröffentlicht, haben wir mit ihm über kreative Krisen gesprochen – und darüber, ob Falco nun wirklich der Vater des Deutschrap ist.
Das Mixtape von Maeckes
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jetzt: „Show Me Everything“ von den Tindersticks ist der einzige Track aus deinem Mixtape, der nach 1996 erschienen ist. Woher kommt dein Hang zu „älterer“ Musik?
Maeckes: Bei mir muss sich Musik einfach eine Zeit lang bewähren – also, ich muss Songs über eine längere Zeit gut finden. Es gibt genug neue Songs, die bei mir ankommen und Kandidaten für meine Top 10 wären, nur schaffen sie es bisher nicht ganz rein.
In deinem Track „Stoik und Grandezza“ sampelst du einen deiner Lieblingstracks, „Da Da Da“ von Trio. Was hat dich dazu gebracht, genau diesen Neue-Deutsche-Welle-Hit rauszukramen?
Ein Match made in Heaven, würde ich sagen. Ich wusste, dass ich einen Song über dieses Spiel, dieses Hin-und-Her zwischen zwei Menschen, machen will, also „Du kannst mich mal“ und „Ich liebe dich“. Bei Trio hieß die Zeile, die das auf den Punkt bringt: „Ich lieb dich nicht. Du liebst mich nicht, DaDaDa“. Der Refrain in meinem Song geht ja die ganze Zeit „du mich auch, ich dich auch“. Da dachte ich mir: Moment mal, Trio haben das ja auch schon so gemacht. Dann wollte ich den Song von Trio in meinem Song zitieren – es war also schon eine Art Ehrerweisung.
Wann hast du „Da Da Da“ das erste Mal gehört?
Ich glaube ich war da noch ein Kind – es ist aber alles sehr unterbewusst. Ich fand dieses „Da Da Da“ früher einfach nur catchy. Als ich dann später gemerkt habe, dass die Band Trio eigentlich die absurdesten Vögel waren und was für große Hits sie hatten, wurde mir die Tragweite dieser Band bewusst. Aber als Kind war mir nur wichtig, dass ich die Melodie mitsingen konnte.
Der Song „Da Da Da“ ist ja Liebe auf den Punkt gebracht. Wie gehst du als Künstler mit persönlichen Themen um – traust du dich in deinen Songs die Hose runter zu lassen?
Ich glaube, ich habe das schon immer gemacht. Ich hatte am Anfang wenig Angst, Gefühle zu zeigen, auch weil mir das Werkzeug gefehlt hat, es anders zu machen. Ich habe zum Beispiel kaum Metaphern genutzt und es stattdessen einfach rausgeschrien. Später wurde daraus ein kunstvolles Versteckspiel. Auf der neuen Platte habe ich mich aber wieder mehr geöffnet. Wenn ich Bock habe, etwas von mir zu zeigen, dann mache ich das auch. Also: Tendenz steigend.
Gehen wir mal vom Persönlichen weg, hin zum Oberflächlichen. Du trittst gerne mit Anzug und Gitarre auf. Die Ähnlichkeit zu David Byrne von den Talking Heads ist dabei verblüffend. Den Style hast du dir ja wohl abgeschaut …
Ich wünschte! Talking Heads habe ich erst so richtig spät kennengelernt. Die Parallelen sind mir erst aufgefallen, als ich den Film „Stop Making Sense“ angeschaut habe. Ich habe es mir scheinbar abgeschaut, ohne es vorher jemals gesehen zu haben.
Wenn Maeckes nicht mit den Orsons rappt, ist er oft mit Gitarrensongs unterwegs. Und dann etwas gefühliger.
Maeckes bei einem seiner Solo-Auftritte, im Anzug natürlich.
Ist dein Bühnen-Outfit auch eine Art Arbeitskleidung für dich, hinter der du dich ein bisschen verstecken kannst?
Es fühlt sich durch das Outfit schon an, als hätte ich ein Alter Ego auf der Bühne. Ich meine, ich habe ja auch keinen Instagram-Account, der mein Privatleben breittritt. Sprich: Sobald es in Musik gegossen wird, ist es am Ende immer eine Projektion von dem, was ich wirklich bin. Ich habe aber auch einfach keine Lust mir jedes Mal Gedanken darüber zu machen, was ich anziehen soll.
„Erst fand ich es beängstigend, nichts zu schreiben“
Wenn wir schon über Style und Attitüde sprechen, müssen wir auch über Falco reden. Wenn wir „Ganz Wien“ mal auf das Wesentliche runterbrechen geht es um Drogenkonsum in der High Society, in Sprechgesang verpackt. Ist Falco der Vater des Deutschrap, wie immer so viele behaupten? Die Klischees im Song passen ja eigentlich zu Deutschrap.
Vater ist der falsche Begriff. Ich glaube, dass er ein Mit-Creator von Deutschrap ist. Er hat sich einfach getraut, eine andere Vortragsart umzuschnallen. Er ist bestimmt ein Impulsgeber für deutschen Rap, aber Vater geht zu weit.
Bleiben wir mal beim Austropop. „Ruaf mia ned an“ von Georg Danzer hat ein ganz anderes Coolness-Level als die Songs von Falco. Ich würde behaupten, man kann sich mit sehr vielen jungen Leuten auf Falco einigen, aber Georg Danzer wird eigentlich von einem älteren Publikum gehört. Den hört eher so die Generation meines Dads.
Danzer hat sowas altbackenes, was heute einfach nicht mehr verköstigt wird. Ich bin damit aufgewachsen – bei uns zu Hause lief immer Austropop, meine Eltern kommen beide aus Österreich. Ich habe mich dann später davon entfernt, weil es sich einfach anfühlt wie die Musik, die eben mein oder dein Dad hören. Aber es kam wieder zurück, weil ich gemerkt habe, dass sie den ein oder anderen schönen Moment in Musik gegossen haben, und das höre ich mir gerne an.
Also war dein Vater Schuld am Danzer-Comeback bei dir.
Nein, tatsächlich hat ihn mir der Kabarettist und Regisseur Josef Hader empfohlen. Er war auf einigen meiner Konzerte – unter anderem in Wien. Wenn Hader sagt, der Song ist gut, muss ich ihn mir anhören. Der Song hat mich auf einem guten Fuß erwischt. Zu der Zeit habe ich mir Gedanken gemacht, wie man gute Gitarren-Lieder schreibt. Und außerdem haben mich ganz sentimental die ganzen Begrifflichkeiten im Song an die Worte erinnert, die ich immer in meinem Elternhaus gehört habe, wie zum Beispiel Erdäpfel, Stiege oder Hawara.
Outkast, das Hip-Hop Duo um die Rapper Big Boi und André 3000 gibt es ja leider seit 2007 nicht mehr – ein Comeback ist auch nicht in Sicht. André 3000 erzählt in Interviews, dass er tatsächlich schon länger eine kreative Krise hat. Hast du Angst davor, dass die mal die Ideen ausgehen?
Die hatte ich tatsächlich nach meiner letzten Platte „TILT“, Ende 2016. Da habe ich kurz überlegt, ob ich es mit der Musik bleiben lasse. „TILT“ hat sich wie ein Schlussstein angefühlt. Als ich sie rausgebracht habe, und die Asche meiner selbst zusammengekehrt habe, wusste ich nicht mehr, was ich überhaupt noch musikalisch schreiben soll. Erst fand ich es beängstigend, nichts zu schreiben, dann fand ich es befreiend und dann hat es sich ein bisschen zu lang angefühlt. So ist das in Krisen. So wie bei Corona: erst beängstigend, dann ein bisschen befreiend und dann macht man sich zu viele Gedanken, wie es weitergehen wird.