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Zum Mitnehmen
Kadir Nurman – so will es jedenfalls die Legende – stand eines Tages auf einer Straße in Berlin und schaute sich die Menschen an, die vorbeigingen. Anfang der Siebziger war das, das Leben in Deutschland gewann gerade allgemein an Tempo, und Fast Food kam in Mode. Deshalb bemerkte Nurman, dass die Menschen nicht nur gingen, sondern dabei auch aßen. Was ihn zu dieser Erkenntnis brachte: „Auch das Essen muss schnell gehen. Auf die Hand und billig.“ Die Geburtsstunde des Döners, wie wir ihn hier kennen. Und eine sehr weitsichtige Zeitdiagnose.
Wir leben heute schließlich mehr denn je in Bewegung. Weil das Leben portabel ist wie nie: Wir haben durch Smartphones ganze Büros in unseren Hosentaschen, Bücherregale in unseren E-Readern, das Weltwissen im Internet. Aber auch, weil wir insgesamt mobil sind: Wir ziehen öfter um als jede Generation vor uns. Für Jobs, fürs Studium oder wegen der Liebe. Herrlich!
Denn wenn wir das tun, nehmen wir ja sehr viel mehr mit als nur Möbel. An jedem Ort neue Menschen und Lebensumstände. Jede (Lebens-)Station eine wichtige Erfahrung. Zeit für ein Heft also, über alles, was man so mitnehmen kann. Und sollte. Im Leben, im Kopf und in echt.
Bei der Schriftstellerin Stefanie Sargnagel ist es zum Beispiel der Hass auf ein diskriminierendes Schulsystem. Bei Matar, einem Flüchtling aus dem Senegal, sind es vier Waschmaschinen und ein Plan für die Zukunft. Er eröffnet dank einer „geförderten freiwilligen Ausreise“ eine Reinigung in Dakar. Bei einem Verbrecher in der Steiermark sind es die Zöpfe, die er kleinen Mädchen abschneidet. Und bei unserem Autor Jakob Biazza ist es nichts – er lebt schon sein ganzes Leben in derselben Wohnung.
Viel Spaß beim Lesen!
Die jetzt-Redaktion