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Mies aufgelegt: Rainer Trüby

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Meinen schlimmsten DJ-Gig erlebte ich 2001 in Euten, Belgien: Der Laden war gut besucht, die Tanzfläche voll, und unser Promoter dabei, den Abend gebührend zu begießen. „Jungs, das läuft ja mal wieder wie am Schnürchen ...“ Eine halbvolle Flasche Wein in der Hand, lehnte er sich über die Reling des DJ-Pultes, klopfte mit glasigen Augen den Beat mit. Da passierte, was nicht passieren durfte: Urggggghhhhh.... Ein Schwall Promoter-Kotze ergoss sich – direkt in meinen Plattenkoffer. Sprichwörtlich: ins Schwarze getroffen! Nun lief die Suppe zwischen meinen Jazz- und Funk-Alben aus den Siebzigern herab, weichte Bildcover auf und tropfte von Singles, die ich gerade für Hunderte von Pfund bei einem Raritätenhändler in England erstanden hatte. „Tschuldigung“, rülpste es. Doch was konnten Worte jetzt noch ausrichten? Es hieß unverzüglich handeln. Und retten, was zu retten ist. Kollege Michael Reinboth übernahm die Plattenspieler, ich packte die Kotzkiste auf die Schulter, und versuchte nicht durch die Nase zu atmen, während ich damit auf die Herrentoilette rannte. Warum haben Diskotheken-Pissoirs kein eigenes Plattenbad? Mit spitzen Fingern zog ich meine besudelten Lieblinge aus dem Koffer, und hielt sie – von den anderen Toilettenbesuchern argwöhnisch beäugt – einzeln unter den Waschbeckenhahn: Die 40 Pfund teure Gaturs-Single, Lonnie Liston Smiths „Expansion-Album“, Roy Ayers Maxi-Version von „Love Will Bring Us Back Together“... Flach atmend sah ich zu, wie der Wasserstrahl die Bröckchen und Schlieren von schwarzem Vinyl und dicken Pappcovern spülte. Zum Glück hatte ich die besten Stücke in Plastikhüllen verpackt. Nach dem Trockenrubbeln erste Erleichterung: Offensichtlich kann Vinyl einiges an Verdauungsflüssigkeiten vertragen. Blieb der stinkende DJ Koffer mit der Schaumstofffüllung. Ich musste mich von ihm trennen - kein Geruchsrückstand sollte mich an das Magensäure-Attentat erinnern. Und womöglich den nächsten, der sich darüber beugte, zur Nachahmung reizen. Foto: !K7

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