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Mies aufgelegt: Orin Afronaught
Meinen schlimmsten DJ Abend erlebte ich 2004 in der Dominikanischen Republik. Ich war zu einer Strandparty aus Anlass der Windsurfing Championships gebucht und fühlte mich bestens ausgerüstet. Schließlich hatte ich mal ein Jahr lang auf einer karibischen Nachbarinsel, in Puerto Rico gearbeitet. Beim Kofferpacken hatte ich folglich die Sorte Electro-Soul, die ich in London mit Bugz In the Attic produziere, um jede Menge lokaler Musik ergänzt. Ausserdem mixte ich auf meinem Laptop vorsorglich A Cappella-Versionen der neuesten Pophits mit Salsa- und Rumba-Rhythmen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Als ich mich auf dem Weg zur Areal der Open Air Beach Party machte, tönte es mir schon von weitem entgegen: Bum, bum, bum... Eurotrash, synthethische Beats auf billigstem Niveau. Kaum zu fassen! Nicht nur die Surf-Touristen, sondern auch meine afrikanischen Brüder und Schwestern hier hörten sich diesen Schrott an – und fühlten sich offensichtlich auch noch gut dabei. Oh, oh! Das würde kein leichter Übergang werden. Aber damit hatte ich dann doch nicht gerechnet: Kaum lege ich die erste Platte auf, „Running Away“, eine in London todsichere Partyhymne von Roy Ayers, stürmen die ersten empörten Tänzer ans DJ-Pult: „Hey Mann, ist doch viel zu früh für Chill-Out Musik“. Kennen die Leute hier nur Handy-Melodien und schlechte Musik aus dem Westen? Für die nächsten Stücke, Broken-Beat-Stuff von Phil Asher, IG Culture oder The Herbaliser drehe ich den Pitcher am Plattenspieler bis auf Plus 10: Vielleicht lässt sich ja über die Geschwindigkeit ein Energieschub bewirken? Vergeblich. Die ersten Gegenstände krachen gegen das DJ-Pult. Ein paar lokale Roughnecks stimmen über jeden Track auf ihre eigene Weise ab: mit geworfenen Bierflaschen und Plastikbechern. Und ich bin offensichtlich zum Abschuss freigegeben. In meiner Verzweiflung entdecke ich eine CD, die der letzte DJ vor mir einzupacken vergessen hatte. Ich lege sie ein, mixe jeweils nur zur Überleitung ein kurzes Stück aus meiner Plattenkiste hinein, um gleich wieder zum nächsten Track zurückzukehren. So spiele ich alle elf Nummern durch: Bum, bum, bum... und noch mal: bum, bum, bum. Euro Trash pur. Die Partygäste sind glücklich. Und ich heilfroh, dass kein Bekannter aus London unter ihnen ist!