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Mies aufgelegt. Heute: Paul van Dyk wird verfolgt

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Mein schlimmstes Erlebnis als DJ? Da fällt mir ein Gig in Kolumbien vor zwei Jahren ein: Der Club, der mich gebucht hatte, ließ mich am Flughafen von Bogota abholen – und während ich mich gejetlagt in den Rücksitz lehnte, fiel mir auf, dass uns die ganze Zeit über ein anderes Auto verfolgte. Bogen wir rechts ab, bog es rechts ab, bogen wir links ab, bog es links ab. Und das schon seit einer halben Stunde. Beunruhigende Phantasien begannen in mir aufzusteigen: Immerhin war dieses Land für seine Straßenkriminalität berüchtigt und ich hatte von den vielen Kidnapping-Fällen in Kolumbien gehört. Waren die Verfolger hinter mir und meinem Plattenkoffer her? Und: Merkte der Chauffeur denn überhaupt nichts? Ich deutete auf das Rückfenster. Redete Englisch auf ihn ein. Nur, dass der Fahrer mich so wenig verstand wie ich sein Spanisch. Was für eine Erleichterung, als wir das Hotel erreichten – bis ich durch das Fenster meines Zimmers schaute: Da saßen sie schon wieder. Gegenüber im Straßencafe. Die selben zwei Typen, die uns im Auto verfolgt hatten. Konnte das noch Zufall sein? Ich hatte als DJ bisher kaum brenzlige Situationen erlebt – mit Ausnahme vielleicht der Brooklyner Warehouse-Party vor 15 Jahren, als ich angesichts des gottverlassenen Ruinengeländes den Taxifahrer auf der Stelle bat, wieder umzudrehen, oder dem Club in Montpellier der mich meines vermeintlich holländischen Namens wegen zu einer Gabba-Party von Bodybuildern gebucht hatte, die mich und meine viel zu langsamen House-Platten nach drei Nummern wieder los werden wollten. Ansonsten hatte meine Vorsicht mich vor Schlimmerem bewahrt: In der Regel schicke ich einen meiner Mitarbeiter vor, um Location und Anlage zu sichten und notfalls Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Diesmal aber war ich allein, der Sprache nicht mächtig - und im Belagerungszustand. Aus der bösen Vorahnung kristallisierte sich langsam eine Gangsterfilm-Illusion heraus: Die Ganoven im Cafe gegenüber warteten doch nur darauf zu zuschlagen. Mich irgendwann im Zimmer zu überraschen. Von plötzlicher Panik ergriffen klemmte ich einen Stuhl unter die Türklinke. Das sollte mir etwas Zeit verschaffen. Ich ging im Kopf potentielle Fluchtwege durch, da klingelte mein Handy: Der Clubbesitzer. Warum ich mir Sorgen mache? Nein, ich könnte das Zimmer ruhig verlassen, keine Gefahr. Er hatte doch seit meiner Ankunft zwei Security-Leute für mich abgestellt...

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