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Mies aufgelegt. Heute: DJ Manny Marc und der Backstagekäfig
Mein schlimmstes DJ-Erlebnis? Wenn wir, mein Rap-Partner Frauenarzt und ich, als die Atzen auftreten dann gibt es eigentlich keine schlimmen Erlebnisse. Wir sind ja gerade deshalb so viel gebucht, weil wir in den abgefucktesten Situationen, an Orten wo jeder andere abwinken würde, zu voller Stärke auflaufen: Um Paaardy zu machen. Die Leute zum Schreien zu bringen. Selbst einen 15-minütigen Stromausfall bei vollkommener Dunkelheit mit Sprechchören zu überbrücken.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Obwohl: Letztes Jahr in Hamburg war es dann doch zu derbe. Da mussten sogar wir abhauen. Wir waren in einem Bunker im Kiez gebucht, ein Club, wo sonst nur Punk- und Heavy Metal-Bands auftreten. Kein Problem, dachten wir. Auch, dass der Ort nach Riesenbaustelle aussah, man aufpassen musste, nicht in die Baugrube nebenan zu fallen, brachte uns kaum aus der Fassung. Bis wir dann im Backstagebereich saßen: Ein windiges, aus Pressspanplatten gezimmertes Kabuff, in das von allen Seiten Löcher gebohrt waren. Zimmer mit Ausblick – nämlich auf unsere, nun ja trink- und feierwütigen Fans, die anfingen, gegen die dünnen Wände zu treten und die Öffnungen zu vergrößern. „Atzen, Atzen!“ gröhlten sie. „Wir wollen die Atzen sehen!“ Normalerweise hätten wir jetzt unsere Kameras gezückt und gefilmt. Mitgelacht. Und mitgeschrieen. So wie wir während unserer Konzerte mitten im Song Autogramme auf die Mützen schreiben, und die Fans auffordern, als Atzen-Crew die Bühne zu stürmen. Aber das war nicht die Bühne. Sondern Backstage wo wir alle unsere Wertsachen abgelegt hatten. Handy, Portemonnaie, die Laptops mit den Beats und das ganze DJ-Zubehör. Wollten wir das alles den Fans überlassen? Die Wände wackelten bedrohlich. Noch ein paar Minuten und es gäbe kein Backstage mehr. Trotzdem blieben wir mucksmäuschenstill, um die Atzen-Crew nicht noch anzustacheln. Wo war denn die Security? Doch die zwei Rocker, die die Bühne bewachten, schienen schon mit dieser Aufgabe überfordert. Als die erste Spanplatte splitterte griffen wir nach den Taschen und hasteten zum Parkplatz – rein ins Auto, Verriegelung runter. Und nochmal kurz durchschnaufen, bevor wir den Rückweg antraten und dabei unseren Hit anstimmten: „Das geht ab!“