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Mies aufgelegt. Heute: Die hüpfende Nadel

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Meinen schlimmsten DJ-Abend habe ich 2003 in São Paulo erlebt: Ich war zum ersten Mal im Club Sarajevo gebucht, einer großen Tanzdiele, die um die 500 Besucher fasst – und sah gleich beim Betreten des Lokals, dass ich hier unbedingt etwas ändern musste: die Lage des DJ-Pults. Wer wollte denn auch ausgerechnet in einer Ecke mit dem Rücken zum Publikum auflegen? Also zog ich mit meinem Kollegen den schweren Tisch mit den Plattenspielern von der Wand in die Mitte des Raums, verklebte die Kabel am Boden und hatte das Gefühl nun wirklich am richtigen Ort zu stehen. Auf Tuchfühlung mit den Tänzern. Im Zentrum des Geschehens. Dass die hier noch nicht früher drauf gekommen waren!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Alles schien auf einen großartigen Abend hinauszulaufen. Der Laden füllte sich schnell mit Paaren in bestem Samstagabend-Outfit, die Cerveijinhas zeigten langsam ihre Wirkung – jetzt musste ich sie nur noch zum Tanzen bringen. Aber keine Sorge. Ich hatte da meine spezielle Hitfolge. „Kabaluerê“ von Antônio Carlos und Jocafi, dann „Queira ou não queira“ von Tim Maia. Natürlich! Die Kombination wirkte. Immer mehr Paare setzten sich rund um mein DJ-Pult in Bewegung. Jetzt noch „16 Toneladas“ von Noriel Vilela auf den Plattenteller und der Rest des Abends würde ein Kinderspiel werden… Dachte ich. Bis die Nadel zum ersten Mal sprang. Die Plattenspieler waren für die heftig vibrierenden Bodendielen nicht genügend gefedert. Ich erhöhte die Gewichte des Plattenarms auf Maximum, legte Geldstücke auf die Tonabnehmer. Alles umsonst. Immer wieder sprang die Nadel, der Song lief aus dem Ruder, die Tänzer drehten sich irritiert zum DJ-Pult, zogen die Augenbrauen hoch als wollten sie mich fragen: Du bist DJ und kannst nicht mal einen Song ordnungsgemäß abspielen? Endlich entdeckte ich den einzigen Weg, die Vibrationen in den Griff zu bekommen: Ich musste mich mit beiden Armen auf dem DJ-Pult abstützen. Mein volles Körpergewicht reinlegen. Und beim Plattenwechseln behelfsweise mit dem Bauch oder Knie nachhelfen. Puta que pariu! Schon nach drei Nummern zog es in den Schultern. Halb zwölf Uhr nachts. Und noch mehr als drei Stunden Arbeit…. Die Tänzer waren aber wieder glücklich. Ich jedoch zitterte am ganzen Körper. Belastete abwechselnd die Arme. Und versuchte nicht auf die Uhr zu schauen. So muss sich Ernest Henry Shackleton bei seinem Gewaltmarsch durch die Antarktis gefühlt haben. Oder Joe Frazier nach dem Thrilla in Manilla. „Hey Paulão“, rief mir der Barchef beim Rausgehen hinterher. „Wie kann man von so’n bisschen Auflegen so wacklig auf den Beinen sein?"

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