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Mies aufgelegt: DJ Phono
Mein schlimmstes DJ-Erlebnis ist vier Jahre her: Ein Bekannter hatte mich gebeten, zu seinem Geburtstag im Keller einer Hamburger Kneipe aufzulegen. Zu der Zeit hatte ich gerade - neben den Hiphop-Beats für meine Crew Deichkind – French House und Elektronik für mich entdeckt. Also schleppte ich einen entsprechend sortierten Koffer mit: Daft Punk, Cassius und Air-Maxis, sowie das Neueste von Super Discount und Rhinocerose. Kein Problem, niemand erwartete von mir Hiphop. Und das Publikum bestand zum größten Teil eh aus den Freunden des Geburtstagskindes, typische studentische Szene eben.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Nach einer guten Stunde erhielt ich Besuch am DJ-Pult: Drei südländische Typen, die offensichtlich gekommen waren, um sich zu beschweren. Nicht nur, dass ihr breitbeiniger Anführer mit Minipli-Frisur, Goldkette und schwarzer Lederjacke alle Klischees des „Aggro-Türken“ erfüllte. Er hatte auch eine genaue Vorstellung davon, was ich aufzulegen habe: „Hör mal, du spielst jetzt ordentliche Musik, R'n'B und Hiphop, Mark Morrison ,Return Of The Mack`, verstehst du?“ Ich verstand zwar, hielt aber in einer Geste wohlwollender Unschuld meine Handflächen nach oben. „Hey, ist leider nicht im Plattenkoffer, du kannst gerne selbst nachgucken, aber ich habe heute wirklich nur französischen House dabei.“ Bei problematischen Anfragen immer höflich bleiben, das hatte ich als DJ bereits gelernt. Und tatsächlich besänftigte meine Auskunft den Typen zunächst. Vorläufig. Zwanzig Minuten später war er schon wieder am Kochen. „Alter, kommt jetzt Mark Morrison oder spielst du weiter so’n Scheiß?“ Wieder bemühte ich all meine Höflichkeit, vielleicht könne ihm ja der folgende DJ mit seinem Wunsch weiterhelfen. In einer halben Stunde sei mein Set eh zu Ende. Kaum hatte ich meinen Koffer gepackt und der Bruder des Geburtstagskindes seine erste Platte auf den Teller gehievt, war die Goldkettchen-Gang wieder zur Stelle. Diesmal klang es nach letzter Chance: „Verdammt, du spielst jetzt Mark Morrison, du Loser, sonst...“ - „Halt’s Maul, so was spiel ich nicht“, kam es vom DJ-Pult zurück. Ach du Scheiße, dachte ich. Genau die falsche Anwort. Jetzt bloß in Deckung gehen. Tatsächlich lief der Minipli-Mack rot im Gesicht an, und brüllte los, er würde uns beiden ordentlich auf die Fresse geben ... Einen Moment später sah ich etwas durch die Luft segeln – und mitten auf dem Plattenteller landen. Ein Gebiss. Dritte Zähne wie aus der Kukident-Werbung. Offensichtlich war dem brüllenden Mark Morrison-Fan das Teil vor Aufregung aus dem Mund geflutscht. Ich stupste meinen DJ-Kollegen an. Dann prusteten wir gemeinsam los.... Und der Minipli-Mack? Nahm wortlos sein Gebiss und zog mit seinen beiden Freuden Leine. Wir haben ihn nie wieder gesehen. Protokoll: