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Mies aufgelegt: DJ DSL in einer verkackten Situation
Meinen schlimmsten DJ-Abend erlebte ich im April 2005 in München bei der Eröffnung des Ampere-Club. Als „Österreichs HipHop DJ Number One“ übernahm ich nach dem Live-Gig von Erobique ein bereits vorgeheiztes Haus - diese Nacht, freute ich mich, würde ich leichtes Spiel haben.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Alles passte: Das Bier war kalt, der Sound fett, und die Gäste tanzten enthusiastisch zu meinem Mix aus Rare Grooves und Old-School-Nummern. Gerade rocke ich die Tanzfläche mit einer „45 King“- Nummer, da spüre ich ein leichtes Rumoren im Bauch. Zeit zu einem Zwischenstopp auf der Toilette. Kein Drama, schließlich habe ich für solche Fälle immer eine längere Maxi dabei. Also lege ich „The Crown“ von der Gary Byrd Experience auf und laufe schnell zum Backstage-Klo. 12 Minuten und ein paar Sekunden, das müsste reichen. Normalerweise. Doch je länger ich sitze, um so mehr Zweifel kommen mir. Ein Darmkrampf jagt den nächsten, jedes Mal wenn ich denke, jetzt müsstest du eigentlich aufstehen und eine neue Platte auflegen, fesselt mich ein neues Aufbäumen meiner Innereien an die Klobrille. Ob ich vielleicht Ersatz per Handy anfordern kann? Dummerweise bekomme ich auf der Toilette keinen Empfang. Verkackte Situation: Die Gary Byrd Experience-Maxi wird jederzeit in die Endrille auslaufen – und dann? Was soll man von einem DJ halten, der sich ohne Ansage verdünnisiert? Aufs Örtchen verschwindet und nie wieder auftaucht? DJ-Ehre hin oder her: Der physische Schmerz ist stärker. Das dumpfe Vibrieren erstirbt plötzlich, und ich stelle mir in meiner Kabine vor, wie die Partygäste in ein überraschendes Soundloch fallen. Alle plötzlich stehen bleiben. Nach dem DJ rufen, pfeifen. Ich bleibe trotzdem sitzen. Eine viertel, eine halbe, eine ganze Stunde lang. Dann schleiche ich kreidebleich zurück in den Club. Ein Kollege hat inzwischen die Plattenspieler übernommen. „Tut mir leid,“ murmel ich und meine gekrümmte Körperhaltung spricht für sich, „habe den Abend verkackt.“ Foto: Carsten Meyer