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Mies aufgelegt: Cristian Vogel down and out in NYC

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Meinen schlimmsten DJ-Abend habe ich vor fünf Jahren im New Yorker Limelight erlebt: Ich war aus England eingeflogen, um in der ehemaligen Kirche in Manhattan einen Drei-Stunden-Set Minimal House abzuliefern. Beim Betreten der DJ-Kanzel:eine Überraschung.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Der vermeintliche Aufwärm-DJ, ein Trance-Techno-Typ aus New York, begrüßte mich ziemlich unwirsch. „Du willst hier auflegen? Hast dich wohl im Datum geirrt...“ Den Vertrag hatte ich in der Tasche, aber was nützte mir das? Der Typ blieb dabei: Er sei der Hauptact für den Abend. Und gab mir mit gespreizten Ellbogen zu verstehen, dass er niemanden neben sich dulden werde. Ein Blick auf die Clubwände: Tatsächlich, da hingen auch Poster, auf denen der Name des Großmauls in dicken Lettern gedruckt war. Offensichtlich hatte das Management den Abend doppelt gebucht. Jetzt einfach den Schwanz einziehen? Schließlich war ein Teil des Publikums nur wegen mir gekommen. Der nächste Versuch, das DJ-Pult zu entern scheiterte schon an der Tür. Mein Kollege - nein: Rivale - hatte sie verschlossen. Ich klopfte, hämmerte. Er stellte sich taub. Nicht einmal zu meinem Plattenkoffer kam ich heran. Die Lage im Club hatte sich inzwischen zugespitzt. Die zwei Parteien im Publikum waren kurz davor, aufeinander loszugehen. Während die Trance-Techno-Leute endlich in Ruhe tanzen wollten, veranstalteten meine Fans ein gellendes Pfeifkonzert. Bis ein Türsteher im Schrankformat auf mich zukam: Entweder ich würde meine Fans zur Ordnung rufen oder wir würden alle zusammen aus dem Laden fliegen. „Warum sollte ich das tun? Sie haben doch wegen mir Eintritt bezahlt...“ Wie hoffnungslos, diesen Fleischberg mit Argumenten überzeugen zu wollen. Drei Minuten später stand ich mit meinem Koffer und dreißig Fans auf dem Bürgersteig. Ein Häufchen Partisanen, die einen ehrenhaften Krieg verloren hatten. Jemand ließ eine Whiskeyflasche kreisen. Und mir lag ein alter James-Brown-Song auf den Lippen: „Down and out in New York City....“ Foto: novamute.de

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