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Mies aufgelegt: Afrika Bambaataa

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Eines meiner denkwürdigsten Erlebnisse hinter den Plattenspielern hatte ich vor drei Jahren in Zürich: Der Club war gesteckt voll. Die Poster hatten mich als Legende und Gründungsvater des Hiphop angekündigt und ich freute mich darauf, diese Musik in ihrer ursprünglichsten Form zu feiern: als Blockparty. Mit Breaks, Scratching und allem was dazu gehört. Nachdem die lokalen Aufwärm-DJs ein paar der neuesten Rap-Hits gespielt hatten, betrat ich die Kanzel, hinter mir eine Videoschleife aus dem New York der 80er Jahre: Breakdancer, Graffitikünstler, MCs und DJs. Schließlich ist Hiphop – das vergessen Menschen, die sich nur über MTV informieren – mehr als Rap. Eine Kultur. Die Sammlung von Wissen aus unterschiedlichsten Quellen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Foto: EMI Ehrensache, dass mein Set in Zürich funktionierte wie eine Blockparty in der Bronx: ein paar Takte AC/DC, dann einen Refrain von Bob Marley, einen Break von einer Monkees-Platte gefolgt von Kraftwerk. Hauptsache die Intensität stimmt. So hatte ich Ende der 70er Jahre auf den ersten Rap-Discos in New York Bruchstücke vollkommen verschiedener Genres zusammen gemixt. Nur dass ich inzwischen Teile meiner Plattensammlung aus dem Computer einspiele. Doch Technik hin oder hier. Einen Aretha-Franklin-Refrain auf einen von Billy Squier geklauten Beat, James-Brown-Bläsersätze auf Yellow-Man-Reggaechants, und dann einen Break aus einer bulgarischen Folkplatte. Das schlägt auch dreißig Jahre später ein: Wenige Minuten und der ganze Raum tobt, die Menschen hüpfen mit erhobenen Fäusten auf und ab ... Was kann den Flow jetzt noch aufhalten? Eine gute Stunde später, ich habe mein Publikum gerade richtig ins Schwitzen gebracht, kommt ein hübsches Mädchen im Neon-Top an die DJ-Kanzel und tippt mich an: „Darf ich dich etwas fragen?“ – „Nur zu!“ – „Ich habe einen Wunsch...“ – „... und der wäre?“ – „Spielst du heute auch noch Hiphop?“ Ich beuge den Kopf näher zu ihr hin. Ich muss mich wohl verhört haben. „Wie bitte?“ – „Wann du endlich Hiphop auflegst?“ Weder ein schelmisches Grinsen auf ihrem Gesicht. Noch der Triumph nach einer gelungenen Pointe. Sie meint es so. Soll ich ihr eine Predigt halten? In Kurzform die Entstehung von Hiphop erklären? Mich als Erfinder des Sampling-Prinzips ausweisen? Ich fühle mich plötzlich sehr müde. Dann nicke ich sanft in ihre Richtung: „Du musst dich ein wenig gedulden, ich schaffe es hoffentlich im zweiten Set...“. Protokoll:

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