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Bumm bumm so lange die Potenz noch reicht - DJ Ipek mies aufgelegt

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Mein skurrilstes Erlebnis auf der DJ-Kanzel? Da muss ich an einen Abend vor acht Jahren in der Columbiahalle Berlin denken. Ich war damals von den Queer Orient Nächten im SO 36 und dem Gayhane-Club in Kreuzberg stadtbekannt, und so buchte mich eine Transgender-Initiative für ihre jährliche Großparty: Sie wollten meinen üblichen Mix zwischen orientalischem Triphop, türkischem Rock, Rai und Arabesk, Bellydance und Elektronik. Warum nicht? Es funktionierte alles wunderbar. Niemand meckerte - wie sonst so oft - dass ich zuviel türkische, zu wenig kurdische, zu offen religiöse oder zu progressive Musik spielte.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Hier konnte ich, ohne mich erklären zu müssen, meinen Mix fahren. Solange nur die Tanzfläche gefüllt blieb. So dachte ich. Als mich eine Frau mit kantigen Gesichtszügen und Bartansatz am Ärmel zupfte: „Du, das finde ich nicht gut, dass deine Musik aus so patriarchalischen Ländern wie der Türkei und dem Mittleren Osten kommt. Leg doch mal was aus matriarchalischen Kulturen auf!“ „Was matriarchalisches? Weißt du denn aus welchem Land das kommen soll?“ „Keine Ahnung“. Doch so schnell gab die Deutsche nicht auf. Erzählte mir, während ich die nächste Platte auf den Teller hob, etwas von Frauenunterdrückung im Orient, und dass mein Sound Teil einer Kultur von Vergewaltigern und Schlägern sei ... Irgendwann platzte mir der Kragen. Waren wir Türkinnen wirklich alle unterdrückte, ihrer Stimme beraubte Wesen? „Hör mal zu, ich bin schon `ne Weile länger eine Frau, glaubst Du, ich spiel Musik, mit der ich mich selbst herabwürdige? “. Ich bekam einen strikt matriarchalischen Mittelfinger zu sehen. Und konterte auf dem Plattenteller mit einem Stück der türkischen Rapperin Sultana: „Mann, lass uns bum bum machen, so lange die Potenz noch reicht....“

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