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Zehn Jahre „The Big Lebowski“ – Der beste Film mit den schlimmsten Fans

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Michis Eltern waren über die Pfingsferien an die französische Atlantikküste gefahren. Tommi und Berndi hingen schon seit drei Tagen im Haus von Michi rum, spielten Super Nintendo oder guckten Videofilme. Am dritten Tag gingen sie in den Supermarkt, um Sahne zu kaufen. Da sie das – sie waren gerade 17 – noch nie getan hatten, nahmen sie aus Versehen „Schmand“. Als sich nach langer Rührerei und Gemixe kein halbwegs trinkbarer „White Russian“ einstellte, schütteten sie Milch, Espresso und Wodka zusammen, rührten ein paar Mal um und setzten sich zu dritt auf die elterliche Terrasse, um „voll zu relaxen“. Genau wie der Dude. Nach dem dritten sagte Berndi dann: „Boah, jetzt hab’ ich echt einen sitzen!“ und verdrückte sich aufs Klo. In Wahrheit war Berndi gar nicht besoffen. Ihm war nur schlecht. Er übergab sich, ging zurück zu Michi und Tommi auf die Terrasse und blickte breitbeinig in die Nacht. „Kotzen ist ja auch ein bisschen wie der Dude“, dachte sich Berndi und dass sich gut fühlen und sich cool fühlen nicht unbedingt deckungsgleich ist.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was nach zehn Jahren „The Big Lebowski“ im kollektiven Gedächtnis hängengeblieben ist, sind vor allem Geschmacklosigkeiten. Sahne mit Alkohol zu mischen, ist so daneben wie einen Houellebecq-Roman zusammen mit einer Diddl-Maus-Karte zu verschenken. Jürgen aus der K 12 hatte ein pickliges Gesicht, für das er nichts konnte. Wofür er schon etwas konnte: Er hatte immer fettige, lange Haare und trug auch im Hochsommer einen schwarzen Mantel. Ende der Neunziger sprach Jürgen seinen korpulenten Kumpel Marc nur noch mit „Dude“ an. Er stand auf dem Pausenhof und sagte mit einem konspirativen Grinsen zum dicken Marc: „Mann, Duuud, ich hab’ schon wieder die Mathe-Hausaufgaben nicht gemacht. Damn it!“. Wenn Michi wieder sturmfrei hatte und man im Partykeller mit Schwarzlicht rauchen durfte, sagte Jürgen: „Hey Duuude, gib mir mal die Lulle rüber“. Ende der Neunziger war aus jedem Heranwachsenden ein potenzieller „Duuud“ geworden. In Härtefällen redeten die „Duuuds“ sogar von sich in dritter Person. Jürgen sagte: Der Duuud geht jetzt mal aufs Klo. Der Duud macht jetzt dies, der Duuud macht jetzt das. Ein Mädchen mit Pferdeschwanz kam auf die Idee, ihren 19. Geburtstags in einer Bowling-Bahn zu feiern. (Bowling!, nicht Kegeln). Manni war schon ein bisschen älter und studierte Maschinenbau an der FH. Er stellte seinen rechten Fuß auf die Bahn, zog seine Socken soweit hoch, wie er konnte und gab dann der Kugel einen Kuss. Michi sagte dann: „Haha, Jesus lässt sich nicht verarschen, gell? Geil, Duuud! Spätestens nach der Jahrtausendwende konnte man die Wörte „Duuud“, „White Russian“ und „Jesus“ nicht mehr hören. Sie nervten mindestens so sehr wie die vermeintlichen Party-Hengste, die beim Tanzen mit scherenförmigen Handbewegungen vor ihrem Kopf herumfuchtelten. Dafür konnte „Pulp Fiction“ nichts. Genauso wie der „The Big Lebowski“ nichts für seine Fans konnte. Beides sind großartige Filme. Heute, zehn Jahre danach, kann man sich „The Big Lebowski“ wieder ansehen. Ohne Dudes und White Russians. Am 9. September erscheint in den USA die "The Big Lebowski: 10th Anniversary Edition"

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