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Weg mit den selbstgebastelten Adventskalendern

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Jedes Jahr, pünktlich gegen Ende November ereilt junge Damen in ganz Deutschland der unwiderstehliche Drang, ihrem liebsten Geliebten einen Adventskalender zu basteln. „Ach“, stellen sie sich da an jenem Novemberabend in ihrer warmen Stube glühweinselig vor, „wie schön wäre es, wenn der tolle Junge, mit dem ich so gerne zusammen bin, 24 Tage lang jeden Morgen eine Überraschung aus Zellophanpapier schälen könnte und sich ein Loch in den Bauch freuen würde über ein Paar hübscher Socken, einer schönen Kastanie oder einem kleinen Daumenkino (in der Hauptrolle: ich).“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Und gleich wird ihnen noch ein wenig romantischer zumute, wenn sie sich aufmachen, Ideen für all die vielen Advents-Tage zusammenzusammeln. Denn so einfach sind 24 Hammer-Ideen auch wieder nicht aus dem Handgelenk geschüttelt. Sie sollen schließlich LIEBEVOLL sein, zeigen, wie gut man den Jungen kennt, wie viele Gedanken man sich über sein Wesen und seine geheimen Wünsche gemacht hat und überraschen sollen die Geschenke auch noch. Nichts da mit einem Socken-Abo oder 24 Schlüpfern in allen Farben dieser Welt. Besser: Selbstgebasteltes in gesunder Mischung mit Eingekauftem und Gefundenem. Also machen die vielen jungen Damen das einzig Sinnvolle – sie kaufen eines dieser kleinen Notizbücher mit Maulwurfsleder-Haut und warten darauf, dass die Inspiration über sie kommt. Dieses Büchlein muss fortan immer am Körper getragen werden, weil ja jeder Mensch weiß, dass die Inspiration meist in der U-Bahn oder Diskothek zuschlägt. Eigentlich ist dieses Stadium der Planung das allerschönste, weil der Druck noch fern und die Gedanken an den Geliebten ungetrübt sind. Und während man also Ideen sammelt – und sich vorstellt, wie man die kommenden Abende im dekorativ beleuchteten Zimmer damit verbringt, die tollsten Sachen mit der eigenen Hände Arbeit zu erstellen – dazu eine melancholische November-Platte und ein bis fünf Gläser von dem mittelguten Supermarkt-Wein – vergeht die Zeit ganz erstaunlich schnell. Die Planungsphase endet dann immer wieder überraschend sehr abrupt am 29. November, wenn auch dem verträumtesten Mädchen klar wird, dass in zwei Tagen das erste Geschenk fällig ist. Also verzichtet man auch diesmal wieder auf aufwändige selbstgebastelte Geschenke und sucht in der Kramkiste nach „lustigem“ und „originellem“ Nippes-Quatsch, tackert und klebt nach Herzenslust, und befüllt die 24 Säckchen schweren Herzens mit der zweitbesten Wahl. Und dann kommt die Geschenkübergabe. Man selbst ist selbstverständlich enorm angetan von der eigenen Großzügigkeit, dem Geliebten nicht nur Geburstags-, Weihnachts-, Valentinstags- und Jahrestagsgeschenke zuteil werden zu lassen, sondern noch 24 Päckchen drauf zu setzen; das soll der einem erst mal nachmachen… Und der Geliebte? Freut sich immer, immer, immer einen Tacken zu gezwungen über den selbstgebastelten Adventskalender und vergisst mit Sicherheit spätestens am 5. Dezember, sein Geschenk morgens auszupacken und die passenden Dankesreden per SMS zu übermitteln. Und deshalb muss in diesem Jahr dem Drang zum Basteln und Einkaufen mit aller Macht widerstanden werden! Abgemacht? Super!

Text: penni-dreyer - Bild: ddp

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