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Trostlose Helden: Bayern- vs. Kettcar-Fans im Club
Was für ein Erfolg: Für einen kurzen Augenblick hatte der FC Bayern den Twitter Hashtag #fcb erobert. Nicht der übergroße FC Barcelona dominierte die Einträge zu dem Schlagwort, sondern der andere FCB aus München. Doch für Freude wird diese Präsenz bei den Bayern nicht gesorgt haben, denn die überwiegenden Einträge waren unfreundlich. Fans und selbst ernannte Social-Media-Experten schimpften auf den Club, weil man dort das Interesse der Anhänger böse enttäuscht hatte: Für Donnerstag nachmittag hatten die Verantwortlichen eine spektakuläre Neuverpflichtung angkündigt. Über Social-Media-Kanäle wolle man den als "The New FCB Star" präsentierten Transfer verkünden.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Wer den Gefällt mir-Knopf für den bayerischen Fußballclub drückte, bekam die Möglichkeit eine Facebook-Anwendung zu installieren, die die spektakuläre Pressekonferenz übertrug. Das alles klang modern, sehr netzaffin und irgendwie erfolgversprechend. Allerdings fehlte die Neuverpflichtung. Ziel der ganze Kampagne war es nämlich lediglich, Fans für die Bayern-Page zu sammeln. Die Verpflichtung war der 12. Mann. So nennen einfallslos Sportkommentatoren die Fans. Weil diese "wie ein Mann" hinter ihrer Mannschaft stehen.
Erwartungsvolle Fans bekamen also statt einer wirklichen Neuverpflichtung lediglich ihr eigenes Bild präsentiert, das ihnen ihr eigenes Gesicht als "The New FCB Star" verkaufte.
http://www.youtube.com/watch?v=OzQIm-MidEg
Will man das?
Als Bayern-Fan will man das eher nicht. So jedenfalls muss man die überwiegend empörten Reaktionen deuten. Die FCB-Anhänger fühlten sich getäuscht und schimpften.
Als Fan der Hamburger Kettcar scheint man mit derlei "Zusammenkommen" weniger Probleme zu haben. Im Clip zur neuen Kettcar-Single "Im Club", die Anfang Februar erscheint, kommen Fans und Band zusammen. Damit wird der Text sehr wörtlich genommen und in der Art ins Bild gesetzt, dass während des gesamten Spots Fotos von Fans im Hintergrund gezeigt werden. Der 12. Mann betritt also hier auch die Bühne, musikalisch.
Die Ideenrunde, die sich diesen Clip ausdachte, verlief vermutlich ähnlich wie das Gespräch in der Bayern-Presseabteilung: "Ist doch toll, wenn wir die Fans einbinden", wird jemand gesagt haben und ein anderer wird es als modern gelobt haben. Die Frage, ob man das will wird niemand gestellt haben.
Als fanfreier Betrachter des Zusammenkommens bleibt am Ende dieser Woche jedenfalls der Eindruck: Bayern-Fans scheinen weniger selbstverliebt zu sein als die Kettcar-Anhänger, die einen debild bis banal aus dem Clip anglotzen und damit jeder einzelne nur diese eine Frage aufwerfen: Warum machen die das?