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Schlimmer als Klingeltöne: Casting bei Viva TV

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Man hat dem Crazy Frog viel Unrecht getan. Für den Niedergang des Musikfernsehens ja sogar fürs Ende der relevanten Pop-Kultur wurden der Klingelfrosch und seine nervigen Sparabo-Kollegen verantwortlich gemacht. Wo ganz früher Musikvideos liefen, lief früher nur noch Klingelton-Werbung. Wir dachten das sei schlimm. Wir dachten, Eigenproduktionen der Musiksender seien besser. Wir dachten, der Crazy Frog sei das Ende. Stimmt alles nicht: H.P. Baxter ist das Ende. Und gegen H.P. Baxter fühlt sich plötzlich sogar Klingelton-Werbung an wie ein Genuss.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Jury, Foto Viva Der blondierte Bürstenschnitt vermarktet gerade seinen Restprominenz, die er sich als Mitglied der so genannten Band Scooter erworben hat, bei Viva TV. „Eitschpi“ wie er sich ansprechen lässt, ist Mitglied einer Jury, d.h. es gibt mindestens einen Menschen bei Viva, der tatsächlich glaubt, Baxter können nachvollziehbare Urteile fällen und diese verständlich begründen. Gemeinsam mit den ähnlichen talentierten angeblichen Experten Alain Midzic (Künstlermanager) Nova Meierhenrich (Moderatorin und Schauspielerin) beantwortet H.P., der eine Art breites Hundehalsband unterm alten Gesicht trägt, per Buzzer die Frage „Are you hot?“. Die Kandidaten treten vor die Jury (einmal bekleidet, einmal in Unterwäsche) und lassen sich nach einer menschenverachtenden Prozedur in den Kategorien „Gesicht“, „Body“ und „Sexappeal“ benoten. Laut Eigenwerbung ist das wahlweise beste Unterhaltung oder der schärfste Wettbewerb im deutschen Fernsehen, aber ganz sicher stürzt die Sendung ihre Zuschauer „ohne aufwändiges Prozedere und mit schnellen und bissigen Entscheidungen der Jury in ein einfühlsames Wechselbad der Gefühle“. In Wahrheit ist die moderierte Fleischbeschau aber höchstens das größte Missverständnis im deutschen Fernsehen. Worum geht’s? Aus 120 Bewerbern sollen zwei Gewinnern gekürt werden – ein Mädchen und ein Junge, die dann „das heißeste Mädel“ und „der coolste Typ Deutschlands“ sein sollen. Dafür sind – laut Viva – „Attraktivität und Sexappeal“ die wichtigsten Kriterien. Aber auch „Ausstrahlung, Authentizität und ein gesundes Körpergefühl“, spielen eine Rolle. Denn: „Wer zu dünn ist, fliegt raus“, verspricht der Sender politisch korrekt. Was der Sender nicht erklärt: Was das ganze Theater soll! Bei „Deutschland sucht den Superstar“ und selbst bei „Germanys next Topmodel“ hat dieses Körper-Casting wenigstens noch ein vorgespieltes Ziel: es geht um die Berufsbilder „Star“ oder „Model“. Es geht darum, von dem Sender, der einen da gerade castet, anschließend berühmt gemacht zu werden. Oder wenigstens halbberühmt. Dass Viva das nicht gelingt, hat Viva offenbar vor Beginn der Sendung gemerkt. Deshalb gibt es bei „Are u hot?“ gar kein Ziel, sondern nur eine moderierte Kopie der Uralt-Website HOT or NOT. Das war zu Zeiten des Crazy Frog mal eine lustige Freizeit-Beschäftigung im Internet, für die man allerdings alles nur keine Jury brauchte. Man konnte einfach – je nach Geschmack – klicken. Und es geht dabei auch nicht, um irgendwelche Qualifikationen, die von einer Jury beurteilt werden könnten, es geht dabei einzig und allein um Geschmack. In diesen Tagen beginnt bei „Are u hot?“ das so genannten Finale. Höchste Zeit mal zu sagen, dass diese Sendung ein Riesendreck ist! Mehr zum Niedergang des Musikfernsehens auf jetzt.de - 25 Fakten zum 25sten Geburtstag von MTV

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

- ein Interview mit Moderator Markus Kavka nach der Einstellung seiner Sendung Spin.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

- eine Kritik von Charlotte Roche an den Senderchefs der Musik-Kanäle.

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