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Real-Life-Spam lässt sich nicht wegklicken

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Vor kurzem habe ich die Kolumne einer deutschen Tageszeitung gelesen. Der Verfasser, ein Angehöriger der Generation 50 plus, beklagte sich über die Sinnfreiheit der Internetkommunikation. Dieses ganze Bloggen und Chatten sei nicht nur eine grobe Umweltverschmutzung sondern vor allem: schlimmer noch als das nervige TV-Programm privater Sender. Zwei Dinge sind mir dazu durch den Kopf gegangen. Zum einen die Frage, was es für Auswirkungen auf Umwelt und Wirtschaft hätte, würde man die gesamte Kommunikation vía Internet über den Briefverkehr abwickeln. Die Antwort liegt auf der Hand. Zum anderen teile ich die Meinung des älteren Herrn bezüglich der Erträglichkeit diverser TV-Programme. Aus diesem Grund besitze ich keinen Fernseher.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Dass sich die Generation 50 plus im Klaren über ihre Bedürfnisse ist, freut mich wirklich, schließlich bildet sie auch die Mehrheit der deutschen Staatsbürger –wenn man der Alterspyramide trauen möchte. Und das Internet, mit all seinen Features, wird von dieser Generation zum Älterwerden nicht benötigt. Denn worauf es ankäme, wäre immer noch das „echte Leben“. Aber da gibt es auch noch die ebenfalls in Deutschland lebende Minderheit U30-Jähriger und wir haben zum Teil andere Bedürfnisse. Gerne als „Generation Praktikum“ bezeichnet, wurde uns früh anerzogen, flexibel zu sein, mindestens zwei Fremdsprachen fließend zu beherrschen, einen Haufen globalen Know-how und natürlich jede Menge Lebenserfahrung zu sammeln. Aber die liegt nicht auf den Straßen unserer Heimatstadt. Heißt im Klartext, wir wechseln häufiger den Wohnort als manche unserer älteren Mitbürger ihre Winterreifen. Hier ein unbezahltes Praktikum in Köln, da eine Sprachreise nach Spanien, dort eine Weiterbildung in den USA. Das ist eine ganze Menge Real-Life, gerade wenn man nicht weiß, wie man sich diesen Lebenserfahrungsbonus finanzieren soll. Ohne das Internet wäre unsere Flexibilität gar nicht möglich. Das fängt bei einfachen Kommunikationsprogrammen wie Skype oder dem Mail-Account an. Ein Telefongespräch von Panama nach Deutschland ist nahezu unbezahlbar, Skypen ist hingegen kostenlos. Dann gibt es da noch diese praktischen Blogs. Ich habe positive Erfahrungen gemacht mit solchen Programmen, denn sie ermöglichen einem, egal, von welchem Ort der Welt, Familie und Freunde am eigenen Leben Teil haben zu lassen. Und wahrscheinlich haben wir - die so genannte Jugend von heute - in den letzten Jahren mehr soziale Kontakte in Übersee geknüpft, als unsere Eltern und Großeltern in ihrem ganzen Leben. Und solche Kontakte sollten gepflegt werden – nicht nur, weil wir heute nicht mehr so genau wissen, ob wir nicht schon morgen im Flieger Richtung Hongkong sitzen könnten und vor Ort dringend einen Schlafplatz bräuchten, sondern auch der Freundschaft wegen. In diesem Zusammenhang halte ich die bekannten Social Networks für gar nicht mal so unpraktisch. Klar geht es da auch um Selbstdarstellung, aber die ist kein Generations-, sondern ein Gesellschaftsproblem. Natürlich gibt es eine Menge Unsinn im Internet, aber den gibt es auch in der realen Welt. Der Unterschied zwischen digitalem Spam und dem im echten Leben ist leicht erklärt: der im Internet lässt sich einfach wegklicken. Real-Life-Spam hingegen nicht. Man stelle sich einmal vor, in einer überfüllten S-Bahn zu sitzen und das Gespräch zweier Teenie-Girls über lila Lidschatten mit anhören zu müssen, oder das zweier Damen um die 70, die über Inkontinenz oder die Dritten klagen. Da hilft dann nur noch: Ohren zu halten und leise vor sich hin summen: „Always look on the bright side of life“. Mehr zum Thema auf jetzt.de: >>> Die digitale Kluft: Die Jungen verlagern ihr Leben ins Web, Eltern und Lehrer verlieren an Einfluss: Wie das Internet die Gesellschaft spaltet >>> Das Facebook-Paradox: Freunde ohne Freunde - und nie allein sein

Text: jana-heinicke - www.photocase.de/m.mart

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