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Joko und Klaas sollen Wetten dass ..? übernehmen
Wir müssen uns Mario Barth als sehr traurigen Menschen vorstellen. Es ist noch gar nicht so lange her, da wäre irgendwer in den Medien ganz sicher auf die Idee gekommen, seinen Namen als Wetten dass..?-Moderator zu handeln. Doch zum Höhepunkt dessen, was Mario Barth "Erfolg" nannte, dachte Thomas Gottschalk noch nicht an Rücktritt. Und heute schafft Mario Barth es nicht mal in die Spiegel-Online-Klickgalerie möglicher Gottschalk-Erben. Das ist verwunderlich, weil mittlerweile fast jeder, der schon mal vor einem größeren Publikum ein Mikro gehalten hat, medial auf seine Samstagabend-tauglichkeit geprüft worden ist. Zuletzt nun also die beiden Vorzeigejungs Joko und Klaas, die uns im Sommer noch als Sparkassen-Werbefiguren begegneten. So schnell kann es gehen: Wenn plötzlich alle zur Seite treten, steht man auch in der hinteren Reihe auf einmal ganz vorne.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
In Wahrheit stehen die beiden Moderatoren, die einem weniger Sparkassen-affinen Publikum bereits als Gastgeber von MTV-Home bekannt waren, dort aber völlig zurecht. Denn was sind Joko und Klaas anderes als die frühen Gottschalk und Jauch, deren Jugendbilder fester Bestandteil des Fotoalbums der deutschen Fernseh-Familie sind und stets beweisen sollen, wie gut die Nachwuchsarbeit damals noch war?
Sollte das ZDF den Gedanken der Verjüngung seiner wichtigsten Unterhaltungssendung tatsächlich ernst nehmen, kommen sie an Joko und Klaas nicht vorbei. Nicht nur sind die beiden flexibel genug, um zur Not auch Gottschalks alte Kleidung aufzutragen. Sie sind auch jung genug, um - im Falle eines Scheiterns - die Sendung und ihre eigenen Karriere unbeschadet weiterlaufen zu lassen. Denn vor dieser Hürde wird jeder etablierte Nachfolge-Kandidat wie schon Hape Kerkeling stoppen: Wie steht man da, wenn man auf großer Bühne bewiesen hat, dass Gottschalks Schuhe einfach zu groß waren?
Joko und Klaas hingegen würden das übergroße Schuhwerk clownesk durch den Samstagabend tragen und im Zweifel auch wieder zur Seite stellen können. Für den Fall aber, dass sie damit tatsächlich Tritt fassen, könnte das ZDF sich für seine eigene Nachwuchsarbeit loben. Schließlich sind die beiden schon im neoParadies für den Sender tätig. Dort steht übrigens bereits ein Sofa, das zwar kürzer ist als die Wetten dass..?-Couch. Die Sendung ist aber bisher auch nicht so lang.
Auch mit ihren bisherigen Außendrehs haben die beiden bereits bewiesen, dass sie sich nicht scheuen, Schaden für Leib und Leben in Kauf zu nehmen. Warum also sollte nicht einer von beiden gegen einen Wettkandidaten antreten und so nicht nur etwas mehr Leben in die Sendung bringen, sondern diese auch in klarer Konkurrenz zu Schlag den Raab positionieren? Einzig in Sachen Internationalität reichen sie nicht an Thomas Gottschalk heran. Was zum Beispiel sollten sie Chris de Burgh fragen, wenn der seine neue CD in der Sendung vorstellen will?
Die Ratlosigkeit, die diese Frage nach sich zieht, ist überhaupt das beste Argument für Joko und Klaas. Denn womöglich wäre schon viel erreicht, wenn einfach Chris de Burgh keine CDs mehr vorstellen darf.
Text: dirk-vongehlen - Foto: dpa