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Gesundheitswahn mal anders: Ungesund leben

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Als ob das nicht genug ist, meldete das biotechnologische Fachmagazin LifeGen.de unter dem Titel „Heisses Eisen: Frühstücksflocken“, dass zuviel Cornflakes am Tag schädlich seien aufgrund zu hoher beigemischter Mengen an Vitaminen. Auch ohne aktuelle Meldungen und Studien wissen wir, was unserer Gesundheit weh tut: Tabak, Alkohol, Sportabstinenz, Stress, Gammelfleisch, Fast Food, Abgase, Ozon... die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Zu wenig vom einen ist schlecht für uns, zuviel vom anderen aber auch. Wie man es auch anstellt, ständig ist die Gesundheit beleidigt und verlangt nach Revolution. Dass dabei jeder Spass abhanden kommt, ist offensichtlich: Stumm hätten wir während der Fußball-Weltmeisterschaft ein Laufband vor dem Fernseher aufstellen, einen Trimm-Dich-Pfad in unserer Wohnung bauen und ein paar Gläser frisch gepressten Orangensaft pro Spiel trinken müssen. Zum Frühstück gäbe es ab sofort nur noch selbst gebackene Dinkelvollkornbrötchen, an der Tankstelle eine Stange Kaugummizigaretten und Brauereien sowie Weinkeller würden verboten, abgerissen und durch Yogahallen ersetzt werden. Diskotheken wären klinisch saubere Tanzvereine mit Tequila Sunrise ohne Tequila, der letzte Schrei.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Lass es Dir schmecken, Ruth! Wer so leben will, der hebe jetzt die Hand und verlasse den Raum. Alle anderen bleiben doch bitte sitzen und beherzigen die folgenden Punkte: 1. Ich liebe den Alkohol und der Alkohol liebt mich. Er macht mich lustig und beschwingt. Ein paar Mass auf der Wiesn haben noch keinem geschadet und selbst meine Leber lachte begeistert, als ich den Mut fand, den hübschen Nachbarn anzugraben und zum gesunden Sport im Bett zu überzeugen. 2. Jeder andere Sport ist Mord. Frühmorgentlich in die Jogginghose zu schlüpfen, kilometerlange Pfade niederzutrampeln und keuchend unter der anschliessenden Dusche zusammenbrechen, kann nicht in meinem Interesse liegen. Mein Körper fühlt sich viel besser an mit hochgelegten Beinen auf dem Sofa oder in einem heissen Schaumbad mit Magnum Mandel in der Hand. 3. Autofahren macht mich glücklich. Um die Abgase kann ich mich nicht kümmern, denn ich bin schon beschäftigt mit Kuppeln, Schalten und Lenken. Die Autobahn ist meine liebste Outdoor-Anlage und wenn langsame Fahrer vor mir trödeln, rege ich mich so richtig schön auf. 4. Mc Donald’s, Fünf-Minuten-Terrinen und Aufbackpizza sind wie für mich gemacht. Sie kosten mich kaum Geld, Zeit oder Kochkünste. So zerstöre ich kaum Geschirr beim Abspülen und freue mich um so ausgiebiger, wenn ein ordentliches Menu im Restaurant ins Budget passt. 5. Passivsport ist meine Leidenschaft. Weltmeisterschaften im Fussball, Wasserballett oder Schnorcheln können durch nichts überboten werden. Sobald ein Tor fällt, eine Schwimmerin absäuft oder die Sauerstoffzufuhr knapp wird, springe ich vom Sessel auf, stimme den Fangesang an und proste meinen Freunden zu.

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