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Würde man mit der App „Whyownit“ 20 Euro in der Woche dafür bekommen, seine Bohrmaschine zu verleihen, hätte Philipp Gloeckler heute vielleicht kein Problem. So aber musste der Gründer der Teilplattform diese Woche einen Blogeintrag mit dem Titel „We failed – Warum die Verleih App Whyown it nicht funktioniert hat“ veröffentlichen. Seine Idee, dass Menschen mittels einer App untereinander Dinge verleihen, ist gescheitert.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Obwohl Whyownit in der Presse vom ersten Moment an gefeiert wurde. „Viele fanden die Idee super, das hieß aber noch lange nicht, dass sie auch die App installierten, sich anmeldeten oder geschweige denn Produkte hochluden“, schreibt Philipp heute. Die Resonanz in den Medien und die Nutzerzahlen passten nicht zusammen. Besonders, was das Geben betrifft: Auf Whyownit wollten Nutzer zwar Dinge ausleihen, aber nur jeder hundertste wollte auch etwas verleihen, erzählt Philipp am Telefon.

Seit etwa zwei Jahren etwa ist Tauschen und Teilen ein Lieblingsthema der Medien – auch von mir. Mir gefällt die Idee, dass alle tauschen und teilen und am Ende jeder gewinnt. Nur: Das will eigentlich niemand.

Das Zauberwort Sharing funktioniert offenbar nur, wenn es um Dinge geht, die man loswerden will: wie beim Foodsharing die angebrochene Packung Tortilla-Fladen oder die halbe Schachtel Eier, die während des Urlaubs vergammeln würde. Eigentlich ist das aber ja eine Form von Spende, wie bei einer Kleiderspende oder einem Bücherbasar. Sobald es eine Gegenleistung gibt, wie bei „Food Swaps“, Abenden, an denen Selbstgekochtes oder -gebackenes wie Marmeladen und Kekse getauscht werden, beginnen wir offensichtlich zu rechnen: Ist eine Tüte Kekse wirklich ein Glas meiner Marmelade wert?

Sharing funktioniert nur gegen Profit. Das wollte ich lange nicht wahrhaben. Und am besten funktioniert es, wenn es um Geld geht, wie zum Beispiel bei Uber. Der Wert des Unternehmens wurde im Sommer 2014 auf rund 18,2 Milliarden US-Dollar geschätzt.

„Die Sharing Economy hat sich als Miet-Economy herausgestellt. Niemand teilt irgendetwas. Die Leute verdienen schlicht und einfach Geld“, schrieb der Blogger und Risikokapitalgeber Fred Wilson in seinem Jahresrückblick. Kritiker wie der Informatiker und Autor Jaron Lanier warnen schon lange vor dem Phantom der Sharing Economy: „Wir erleben nicht den Beginn einer neuen Welt der Gemeinnützigkeit, sondern ihr Ende“, sagte Lanier kürzlich im ARD-Magazin Panorama. Für ihn bedeutet Teilen Turbokapitalismus. Sharing werde immer als sozialistisch dargestellt, sagt er, in Wirklichkeit werde nichts geteilt, sondern nur vermarktet.

Falls Philipp seine App weiterentwickelt hätte, dann auch in Richtung Vermietung. Logistisch sei das aber fast unmöglich, erklärt er. Wenn man sich eine Bohrmaschine von jemandem ausleiht, der nicht in der unmittelbaren Umgebung wohnt, müsste man sie verschicken oder irgendeine Art von Fahrdienst beanspruchen. Wer soll das zahlen, wenn man eine Einsteigerbohrmaschine schon für ein paar Euro kaufen kann? Da ist es den ökonomiebewussten Sharing-Fans auch egal, dass sie ein Wegwerfteil kaufen. 

Den Gedanken, dass nicht jeder ein eigenes Auto oder ein Abo der Brigitte braucht, verfolgen Geschäftsmodelle schon lange. Aber immer steckte jemand dahinter, der Autoverleiher oder der Lesezirkel, der daran verdient. Das ist Kapitalismus. Und soweit ja auch okay. Es als „Sharing“ zu romantisieren, aber nicht. Das ist gefährlich.

 

Überspitzt hat das vor einiger Zeit die NDR-Satiresendung Extra3 zusammengefasst: „Früher bin ich immer so alleine mit meinem Auto von A nach B gefahren. Aber jetzt mit der Internetplattform Uber kann ich auch Leute mitnehmen“, sagt ein Autofahrer in die Kamera, und ergänzt: „Für Geld.“ Fast wie ein Taxifahrer fühle er sich: „Gut, ein Taxifahrer kriegt auch Urlaubsgeld und Krankengeld. Und Rente. Und wenn ich jetzt mit meinem Fahrgast einen Unfall baue, sind wir alle nicht versichert. Dafür bin ich Teil einer großen Idee. Die Idee ‚Teilen ohne Gegenleistung’. Also bis auf das Geld halt.“

Die Sharing Economy instrumentalisiert das Gemeinschaftsgefühl, um damit Geld zu machen. Sharing klingt nett, auf keinen Fall nach Ausbeutung. Menschen wie der Airbnb-Gründer Joe Gebbia wissen um diese Magie: „Airbnb will dabei helfen, dass Menschen überall dazuzugehören. Wir meinen damit, dass du egal wo du in der Welt bist, hinreisen kannst, und schon begrüßt dich dort jemand und heißt dich willkommen“, sagte er bei Panorama.

 

Airbnb verdient viel Geld mit privater Zimmervermittlung und muss kaum investieren, keine Hotels bauen, keine Zimmermädchen einstellen oder für Sicherheitsstandards wie Brandschutz sorgen. So ist es bei vielen Plattformen. Bei Taskrabbit müssen sich die selbstständigen Multijobber selbst um Sozialabgaben und Versicherungen kümmern.

 

Tauschen und Teilen gegen Geld funktioniert hervorragend. Nur hat es mit Tauschen und Teilen nicht mehr viel zu tun. Menschen "teilen" ihre Wohnung nicht über Airbnb, weil sie so nett sind, sondern weil sie dafür Geld bekommen, teilweise mehr als eine Nacht im Hotelzimmer kostet.

 

"Das ist eine Fake Economy", sagte Jaron Lanier bei Panorama. "Rechte, die über Generationen erkämpft wurden, werden durch Fake-Rechte ersetzt, und die nützen nur ein paar Milliardären." Das klingt nach Spielverderbertum und "Sharing" gleichzeitig so nett. Und ich bin selbst darauf reingefallen.

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