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Die Verteidigung des Lothar M.

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Der Depp ist immer der andere. In diesem Fall Lothar Matthäus. Es ist ihm, wir erfahren den exakten Grund in diesem Video nicht, Unrecht geschehen. Anscheinend haben ihn Journalisten des arabischen Fernsehsenders Al Jazeera um einen Termin gebeten, der kurz vorher abgesagt wurde. Lothar Matthäus ist aber einzig aus diesem Grund nach München gekommen („I stay only in Munich for this fucking job tonight“) und hat deswegen einen Teil seiner wertvollen Zeit verloren („I lose all my evening!“). Und das obwohl er eigentlich Besseres zu tun gehabt hätte („because I had a job to do in London.“) Er schnauzt einen Reporter am Telefon an, verhaspelt sich dabei, wie es zornigen Menschen oft passiert, denen Zornigsein eigentlich gar nicht so liegt, und betont lautstark, sich jetzt zu beruhigen („Sorry, I calm down)“.

Seit Anfang der Woche haben mehr als 150 000 Leute auf  das Video geklickt, in dem der ehemalige Weltmeister angeblich ausflippt. Es wird auf Facebook verlinkt und per Mail verschickt. Hunderte haben das Video kommentiert: „Loddar, der Pfosten“, „ Er koennte ein guter Englischlehrer an einer_ Hauptschule werden.“, „Er spricht wie son Araber“ steht da. Schriftlich ist die Komik dieses Videos allerdings nicht vermittelbar. Es finden sich in Lothars Sätzen nur geringfügige Grammatikfehler und kaum falsch benutzte Wörter. Im Gegenteil – Lothars Englisch ist angesichts seines Zornpegels ausgesprochen flüssig und korrekt. Lothar Matthäus ist in die "Sänks-Falle" getappt.  

Es ist eine beliebte Beschäftigung Menschen deutscher Nationalität, sich über den Akzent der eigenen Landsleute lustig zu machen. Wer Englisch mit einem deutschen Akzent spricht, so die Annahme der Spötter, über den müsse der Fluch der deutschen Provinzialität liegen. Es könne sich bei dem Sänks-Sprecher, der ein „th“ noch mit einem Hauch von „s“ spricht (also „sänk you“ statt „thank you“) nur um einen ungebildeten, miefigen Dummbeutel handeln, der mit seinen mageren Fremdsprachenkenntnisse das Ansehen der ganzen Nation im Ausland ruiniere. Die Sänks-Sprecher mit deutschen Roboterakzent müssen miese Sprachkenntnisse haben. Und wer Englisch nicht kann, der ist eben ein „Pfosten“. Sympathischerweise ist englischen Muttersprachlern der Schluss von Akzent auf die Beherrschung der Sprache fremd.  

http://www.youtube.com/watch?v=4hwZyHvenFw   

Englisch wird von bis zu einer Milliarde Menschen gesprochen, mit indischem, italienischem, deutschem, holländischem, israelischem, brasilianischem Akzent. Manche davon klingen lustig (Inder), andere rau („wie son Araber“) und manche hören sich gefährlich an (Schotten). Muttersprachler können sich schon allein auf Grund der großen Anzahl englischer Akzente nicht über jeden lustig machen. Es zu tun, ist eher ein Zeichern der eigenen Provinzialität als der des Sänks-Sprechers. Deutsch, so versicherte mir einmal eine Australierin, sei dabei ein Akzent, der aufgrund seiner Härte und seines entschlossenen Klangs gerade von weiblichen Sprechern sehr hoch geschätzt würde. Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn ausgerechnet Lothars „Fränglisch“ da eine Ausnahme bildet.  

Ich hätte zwar nie gedacht, eines Tages einmal in die Situation zu kommen, Lothar Matthäus zu verteidigen, muss an dieser Stelle aber ausrufen: „Sorry Loddar, sis was not fair!“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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