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Neu für den geneigten Studenten: Die Campusmagazine von ZEIT und FOCUS

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1. DIE ZEIT Campus Titelthema: Immer soll ich vernünftig sein. Untertitel: Die Sucht nach dem perfekten Lebenslauf beherrscht das Studium. Doch zum Erfolg führen auch andere Wege. Das ist drin: Das Magazin ist seit Oktober auf dem Markt und erscheint fortan alle zwei Monate (Preis: 2,50 Euro). Gegliedert ist DIE ZEIT Campus in die sinnstiftenden Ressorts Studieren, Arbeiten und Leben. Vernunft wird in diesem Heft groß geschrieben, ebenso die Herkunft des Magazins. Redakteure und Experten aus der ZEIT-Redaktion fungieren als Gastautoren, der Chefredakteur selbst veröffentlicht seine Zitatensammlung. Gegenüber der Konkurrenz vom FOCUS strotzt DIE ZEIT Campus nur so vor informativem Inhalt. Und der ist nicht von schlechten Eltern: Ziemlich gute Reportagen (zum Beispiel über die getrennten Unis in Mostar), immer wieder, als kleine Appetithappen, Ergebnisse aus Umfragen unter Studierenden, Werdegänge von Absolventen (Wie ich wurde, was ich bin) oder zum Beispiel ein ganzer Themenblock über einen Berufsstand (diesmal: Ingenieure). Weil aber das Studentenleben dann doch nicht nur aus Uni, Arbeit und Karriereplanung besteht, gibt es obendrein kleine Mein-Leben-Kolumnen, Interviews mit prominenten Jungmenschen, Kulturtipps (Buch, Musik, DVD) und vieles mehr. Das Schlussfeature ist das „Poesiealbum“ auf der letzten Seite, in dem Berühmtheiten einen Schnellfragebogen ausfüllen. Diesmal macht das der eher mittelberühmte Hans-Christian Ströbele von den Grünen. Minuspunkte: Für viel Werbung muss man als Leser heutzutage Verständnis aufbringen. Ohne Werbung ist ein Magazin unbezahlbar. Trotzdem nimmt der Anteil hier teilweise die Leselust. Außerdem hat man stellenweise das Gefühl, die Struktur des Magazins wurde von erfolgreichen Konkurrenten erfolgreich abgekupfert. Beste Rubrik: Das erste Mal. Berufsanfänger protokollieren ihre Premieren in der Berufswelt. In dieser Ausgabe: Iris Scholten (28) ist seit einem Jahr Richterin und berichtet, wie es ist, einen Angeklagten trotz Zweifeln freizusprechen. Bestes Bild: Foto und Grafik sind in diesem Magazin ausgesprochen sehenswert und stehen dem Inhalt dennoch nicht im Weg.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Der Ingenieur Dirk Brade mit der 1,78 Meter großen Flugabwehrrakete LFK NG (Aus der Rubrik Berufsbilder: Ingenieure). Fazit: DIE ZEIT Campus ist ein Magazin, das man sicher nicht an einem Nachmittag durchlesen kann und will. Und obwohl es nur im Zweimonatsrhythmus erscheint, kann es in puncto Brenndauer mit vergleichbaren, monatlich erscheinenden Magazinen mithalten. Es erfüllt alle Kriterien eines modernen Mitschlepp-Magazins. Von der lieben Kleinigkeit für die Vorlesungspause bis hin zur ausgedehnten Story zum Konsum im Samstagnachmittagsbadewannenwasser ist alles enthalten, was Studierende lesen wollen. An der gemächlichen, beinahe verträumten Geschwindigkeit des Magazins lässt sich die Elternschaft der ZEIT leicht erkennen. Dennoch wurde hier mehr Frische ins Spiel gebracht, als man sie vom Mutterblatt gewohnt ist - was einem Magazin für Studenten gut zu Gesicht steht. +++


2. FOCUS Campus Titelthema: Meine erste Leiche Untertitel: Was Medizinstudenten empfinden, wenn sie obduzieren. Eine Anatomie der Grenzerfahrung. Das ist drin: FOCUS Campus erscheint ausschließlich als PDF-Magazin, das einem kostenlos zugestellt wird, wenn man sich auf der dazugehörigen Website registriert hat. Der Erscheinungsrhythmus ist wöchentlich. Uns liegt die aktuelle dritte Ausgabe vor. Der Aufbau des Magazins ähnelt dem der Konkurrenz: Start, Agenda, Thema, Uni Karriere, Leben, Finale lauten die Ressorts. Im Gegensatz zu ZEIT Campus zielt die Machart von FOCUS Campus eher auf den schnellen Leser, der vor lauter Studiererei nicht die Muße findet, sich durch ewig lange Stories und komplizierte Fragestellungen zu ackern. Allerdings wäre ein knallharter Direktvergleich auch unfair: Allein das mediale Format einer PDF-Gazette macht bei weitem nicht so viel her wie ein gedrucktes Magazin. Inhaltlich regiert das Prinzip Schnell-und-schmutzig, was im Kontext eines PDF-Magazins und im Zeitalter von Laptops auf dem Campus ja durchaus Spaß machen und Sinn haben kann. Dazu passend findet man gleich auf den ersten Seiten einen "Rundruf" mit der Frage "Wann war dir dein Laptop peinlich?". Weitere lustige Geschichten, zum Beispiel über den Typen, der den Kult gewordenen Schimmelpilz Bruno gezüchtet hat, wechseln sich mit mehr oder weniger hilfreichen Tipps ab: Wie man die Herbstdepression kostensparend in den Griff kriegt, oder wie man die richtige Waschmaschine kauft. Die Leichen-Titelgeschichte, eine Infotabelle über die wichtigsten Nebenjobeigenschaften, oder die Geschichte über den Brasilianer Ze do Rock, der das demokratische „Doitsh“ erfunden hat – all das sorgt für die bunte, faktenbezogene Mischung, für die der FOCUS berüchtigt ist. Die Schlagzeilen und Überschriften sprechen eine eindeutige Sprache: „Das Finanzamt schaut zu – Verdienen ohne Reue“; „Woran du erkennst, ob jemand wirklich tot ist“ (Interview mit dem Kölner Leichenspezialisten „Maden-Mark“ Benecke). Bezeichnend auch: Der Themenblock über Barcelona als Studienstandort dreht sich primär um die besten Party-Locations, Einkaufsmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten – Überschrift: „Durchfeiern in Clubs und Chillen am Strand“. FOCUS Campus hat deutsche Studenten offenbar durchschaut. Minuspunkte: Reißerische Überschriften können Spaß machen, wenn sich dahinter wirklich Inhalt verbirgt. Insgesamt fehlt Tiefgang. Außerdem bekommt man stellenweise das Gefühl, Studierende würden sich nur für Parties und Klamotten interessieren. Beste Rubrik: FOCUS Campus Tutor. In der Rubrik “Rathaus”, wo der Leser Antworten auf alle möglichen Fragen erhält, wird jede Woche ein Experte aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur oder Politik vorgestellt, der sich kritischen Fragen aus Politik und Gesellschaft stellt. Zum Beispiel, wie man sinnvoll gegen Studiengebühren demonstriert. Diesmal mit: Prof. Dirk Kaesler, Soziologie-Professor, Marburg. Bestes Bild: Schnell ist das Auge, liest es im FOCUS Campus. Schon am Cover lässt sich erkennen: Das Magazin will reizen! Wo andere kunstfertige Illustrationen von HdK-Studenten einbringen, glänzt FOCUS Campus mit Uli Stein Bilderwitz oder Fotos wie diesen:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Fazit: Im Ernst: Man kann ein PDF-Magazin für Studenten schon so machen. Der Leser sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass er hier überwiegend leichte Kost vorgesetzt bekommt. Man kann die komplette Ausgabe in nur einer Mittagspause durchlesen, ohne ins Schwitzen zu kommen, und wurde anständig unterhalten. Dafür hat man aber danach nicht so tolle kleine Geschichten und Fakten parat, mit denen man bei Erstsemesterparties beeindrucken kann, wie das bei DIE ZEIT Campus der Fall ist. Auch hier lässt sich die Herkunft des Magazins nicht verleugnen. Fakten, Fakten, Fakten – die Sammlung ist groß, das Tempo rasant. Für schnelles Infotainment genau das Richtige. Wenn man das von einem Magazin erwartet, ist man mit FOCUS Campus bestens bedient.

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