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Mode satt und Abspül-Hilfen: jetzt.de testet Frauenmagazine
Magazin 1: Tina, für die Frau von heute Worum geht´s? Eigentlich geht es um all das, was die Hausfrau ab 35 vermeintlich interessiert. Tipps á la: Wie pflege ich meine Balkon-Blüten am effektivsten und welche leckeren Snacks setzen nicht an meiner Hüfte an. Im Großen und Ganzen ist „Tina“ ein fröhlicher, bunter Strauß aus Einrichtungstipps, Kochrezepten und schmalzigen Liebesgeschichten. Wenn man aber doch mal eine Freundin oder gar die eigene Mutter mit „Tina“ erwischt, dann bestimmt nur, weil die Rätselseiten so toll sind. Die drei besten Headlines: 1. Fensterputzen: Die besten Methoden 2. Auge in Auge mit den Verbrechern … aber Nicole hat den sicheren Fesselgriff 3. Haarschmuck rettet die Frisur Die Leserin … ist wie die Kundin Königin. Kaum eine Frage, die der hilflosen Leserin nicht beantwortet werden kann. Wie hält die Prothese länger und kann ich durch Sportschuhe Nagelpilz bekommen? Das sind Fragen, die beinahe jedem unter den „Nägeln brennen“ und wo soll man sie stellen, wenn nicht bei „Tina“. Das sagt die Redaktion: „Tina ist für sie da: Haben sie Wünsche und Anregungen zu ihrer Tina? Dann erreichen sie Ulrike Witt Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr. Haben sie Probleme beim Basteln oder Handarbeiten? Wir helfen ihnen gerne weiter - Montag bis Freitag von 11 bis 12 Uhr." Bizarre Paarung: Ottfried Fischer und Katharina Abt, Schauspieler, beide auf einem Bild. Weil sie für ihr fröhliches Lächeln bekannt ist und er nur einen Gesichtsausdruck kennt. Bestes Bild:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Beste Werbung: Die Japaner wieder, die haben sich was einfallen lassen: "Verrückt: Werbung auf dem Ei". Was wir gelernt haben: Dass aus „grauen Mäuschen“ farbenprächtige Paradiesvögel werden können und 16 Kilo in 38 Tagen zu verlieren auch keine große Sache ist. Dabei muss man nicht mal auf Schokolade, Nudeln oder Nachtisch verzichten. Das ist eine spannende Anregung, die ganz schnell ausprobiert werden will. Und danach geht es zum Verlieben nach Mauritius.
Magazin 2: EMMA Worum geht’s? Auch nach 30 Jahren noch: Um die Rechte der Frauen, um Missbrauch von Frauen, um Chancen von Frauen. Und darum, dass auch Frau im Stande ist, sich für mehr als nur Haarstylingtipps und Horoskope zu interessieren. Die sucht man hier nämlich vergeblich. Die drei besten Headlines: 1. Zwischen zwei Männern: Barack Obama bedrängt sie – und Bill unterstützt sie 2. Mein Leben als Mann 3. Meine Mutti steht ihren Mann Die Leserin … ist, leider und mit nur einigen Ausnahmen, vorwiegend fortgeschritteneren Alters und ständig (oft gerade von der jugendlicheren Fraktion) dem Vorwurf ausgesetzt, „Feministin“ zu sein. (Wobei darauf zu achten ist, dem Wort Feministin einen möglichst angewiderten Ausdruck anzuhängen.) Das sagt die Redaktion... „Bei den Medien ist es wie im Fußball: nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Bizarres Paar: Edmund Stoiber und Gabriele Pauli. Bestes Bild:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Beste Werbung: Ist hier die, die nicht da ist: EMMA verweigert sich nach wie vor standhaft der Werbefinanzierung. Das Einzige, wofür hier mithin geworben wird, sind Bücher im allgemeinen EMMA-Themenspektrum. Zum Beispiel: "War was, Eva? Wer sich nicht wehrt, endet am Herd" Das Extra: EMMA goes New Rave: Wo vorher altbackenes Rot das Cover zierte, leuchtet uns diese EMMA in Pink entgegen. Der Grund dafür? Bleibt im Dunkeln. Was wir gelernt haben: Dass Frauen in vielen Teilen der Welt und in vielen Bereichen des Lebens immer noch ungerecht behandelt werden. Dass wir mit etwas Glück trotzdem bald die 13. weibliche Staatschefin im Amt begrüßen können. Dass es auch im KZ Prostitution gab und in der Türkei eine Menge Frauenrechtlerinnen gibt. Dass die deutschen Bloggerinnen auf dem Vormarsch sind und Jane Fonda eine Feministin ist. Und nicht zuletzt: wie befriedigend die Lektüre eines Frauenmagazins sein kann – wenn man dort tatsächlich Inhalten begegnet.
Magazin 3: InStyle Worum geht’s? Stars! Wie sexy sie sind. Und warum. Und was wir daraus lernen können. Die drei besten Headlines: 1. Schuhting-Stars 2. Brownies frisch aus Hollywood 3. Küss mich am Kamin Die Leserin… ist unwichtig und dient einzig als Reflexionsfläche für den Star. Über den Star an sich lernt frau hier eine ganze Menge. Wie er aussieht, wieso er so aussieht, wie sie auch so aussehen kann. Leserin ist mithin nicht ganz das treffende Wort. Denn zu lesen gibt es hier herzlich wenig. Man sollte also eher von der „Blätterin“, oder „Schauerin“ sprechen. Das sagt die Redaktion... "Von Männern weiß man ja, dass sie mit wiegendem Cowboy-Schritt aus dem Kino kommen, wenn sie John Wayne gesehen haben. Auch bei uns Frauen kommt es nach Filmbesuchen gelegentlich zu optischen Folgeerscheinungen. Gott, wie habe ich mit Meryl Streep in „Jenseits von Afrika“ gelitten. Meine Umgebung musste anschließend damit fertig werden, dass ich mich melancholisch in Leinenjacketts, bodenlange weiße Röcke und Reiterhosen hüllte. Ein Fehler war nur der Strohhut, den ich filmgerecht mit einem dramatischen Schleier schmückte und der die Hühner in meinem oberbayerischen Dorf dermaßen erschreckte, dass sie gackernd davon flatterten. Romantik ade!“ Bizarres Paar: Mary-Kate-Ashley-Olsen-Zwillinge. Bestes Bild:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Beste Werbung: Ist von Diesel. Sie zeigt eine Frau, die auf einem großen Platz dagegen ankämpft, davongeweht zu werden. Auf dem Boden hält sie nur eine überdimensionierte Diesel-Lederhandtasche (in der mit Sicherheit sämtliche im Magazin beschriebenen und von Stars empfohlenen Beauty-Handreichungen versammelt sind). Außerdem muss die Frau aufpassen, wo sie bei ihrem Kampf gegen den Wind hintritt, denn der ganze Platz ist bevölkert von Papageien. Die werden auch alle so magisch vom Boden angezogen wie die Diesel-Tasche. Bis auf den großen Master-Vogel vorne rechts im Bild. Der ist ungefähr so groß wie die Tasche und repräsentiert in seiner Bewegtheit den Wind. Die Frisur der Frau dagegen scheint wie in Beton gegossen. Wenn da nicht auch noch Drei-Wetter-Taft im Spiel ist. Das Extra: Noch mehr (sexy!) Stars Was wir gelernt haben: Stars! Warum sie so sexy sind. Und was wir daraus gelernt haben.
Magazin 4: Jolie Worum geht’s? Im praktischen Handtaschenformat auf die Frau zugeschnitten erfährt selbige hier alles (ALLES!), was sie über Haare/Schminke/Kleidung/Styling/Pflege/Entspannung/Psyche/ Männer/Sex/Fitness/Ernährung/Schmuck/Stars/Liebe/Kochen/ Deko/Einrichtung/Trends/die Zukunft wissen muss. Die drei besten Headlines: 1. Wir lieben Blusen 2. Allergie – Ganz schön reizend 3. Der scharfe Hot Doc – "Grey’s Anatomy" Star Patrick Dempsey Die Leserin… Plagt großer Liebeskummer! Sie schreibt: „Hilfe! Ich habe mich in die Kette aus „Liebe braucht keine Ferien“ verliebt, die Cameron Diaz in der ersten Szene trägt. Wo gibt’s die?“ Jolie weiß Rat und wo es die gibt (exclusiv bei Barney’s in New York und L.A.), aber auch was sie kostet: „(leider) ca. 9.300 €“. Na, wenn`s weiter nichts ist. Das sagt die Redaktion... „Ich gestehe, ich bin süchtig! Seit ich ein Mal bei ihr war, kann ich nicht mehr ohne sie. Die Rede ist von meiner Kosmetikerin. Die Frau hat magische Hände.“ Bizarres Paar: Sienna Miller und ihr cremefarbenes Kleid Bestes Bild:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Beste Werbung: Ist von TALLY WEiJL, füllt eine Doppelseite und zeigt eine junge Frau, die sich in rosa T-Shirt-Kleid, schwarzen Strumpfhosen und Pumps auf rosa Satin-Bettwäsche räkelt. Dazu trägt sie eine Sonnenbrille, die sie sicher vor dem rosa Licht schützen soll, in das die ganze Szenerie getaucht ist. Sie ist offensichtlich verliebt in ihr rosa Kaninchen, das sie im Arm hält und am liebsten küssen möchte (leider ist sie kurzsichtig und zielt mehr so in Richtung Kamera). Offensichtlich hat sie das Kaninchen zuvor aus ihrer silbernen Handtasche gezaubert. Dabei sind ihr dann Lippenstift und Kamera rausgefallen. Die Liebe zwischen Karnickel und Mädchen manifestiert sich außerdem noch in drei rosa Herzchen. Und ein schmissiger Schriftzug weist uns darauf hin, dass das alles jetzt aber mal „Totally Sexy!“ ist. Das Extra: Ein 66-seitiges Beauty-Trend-Magazin mit Haar-Haut-Schmink-Creme-Pflege-Entspannungs-Tipps für Frauen (61 Seiten) und Männer (!) (5 Seiten). Was wir gelernt haben: Dass der Pony ein Revival hat. Dass man sich niemals mit Intimfeindinnen einer guten Freundin verbünden darf. Dass es jetzt auch wasserfeste Dildos gibt. Außerdem gibt es: an den iPod anschließbare „OhMiBod“-Vibratoren. Die bringen den Lieblingssong dann richtig zum Schwingen!
Magazin 5: FREUNDIN Worum geht´s? Um wahnsinnig viel Werbung und wahnsinnig viele Handtaschen und die Erkenntnis, dass in jeder von uns eine Materialistin steckt. Beim durchblättern findet sich nämlich immer irgendetwas, das eine Frau gerne hätte. Und Kultur gibt es in der FREUNDIN auch. Die Buch-, Film- und CD-Vorstellungen sind im Gegensatz zu anderen, eher trashigen Frauen-Magazinen gar nicht mal so übel. Die drei besten Headlines: 1. Ralf Bauer zeigt uns das Dreieck-Trikonasana 2. Knackige Helden spielen die Hauptrolle in weiblichen Phantasien 3. Der kleine Abspül-Guide Die Leserin… Kann den tiefenpsychologischen Bildertest machen und neue Einblicke in ihr Seelenleben erhalten. Falls ihr das aber zu tiefenpsychologisch ist: Es gibt auch noch einen Hauttyp-Test. Wenn die Leserin damit fertig ist und weiß, welchen Hauttyp sie hat, kann sie sich gleich die zahlreichen Make-Up- und Masken-Proben auf das Gesicht packen. Um zu verhindern, dass beim Einziehen der Maske Langeweile aufkommt, kann die Leserin gleich noch eines der 48 köstlichen Pasta-Rezepte aus dem Beilagenheft ausprobieren. Das sagt die Redaktion: „Sie brauchen einen juristischen Tipp, suchen Gesetze, Urteile, Verträge oder Ratgeber-Artikel? Dann loggen sie sich auf der FREUNDIN-Homepage ein." Bizarres Paar: Ralf Bauer in einer Yoga-Bilderstrecke. Eigentlich will man diesen Typ überhaupt nicht sehen. Am allerwenigsten im Yoga-Outfit. Bestes Bild:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Beste Werbung: "Power-Patch, Beauty-Quickie: Straffende Pflaster von Comodynes bieten konzentrierte Figurpflege in kompakter Form." Was wir gelernt haben: Für alle Ethnologiestudentinnen unter uns: Wir müssen uns nicht mehr für unser Outfit schämen, weil Ethno jetzt edel ist. Es ist doch wunderbar zu wissen, dass jede von uns irgendwann einmal Trendsetterin sein wird. Und was noch viel wichtiger ist: Die sexuellen Phantasien der Männer haben sich nicht verändert, und vermutlich werden sie es auch nie. Schön zu wissen, dass wir uns wenigstens darauf verlassen können.