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Was passiert wirklich am Jungsabend?

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Die Mädchenfrage

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Einmal im Monat verschwindet mein alter Freund Benno, der zuverlässigste all meiner Freunde, und ist für eineinhalb Tage nicht mehr zu sprechen. Er ist dann auf einem von ihm so bezeichneten Jungsabend. Was genau er da mit wem wo macht, erzählt er nie, wenn er ermattet wieder auf meiner Fußmatte steht, deshalb muss ich mir diese Treffen immer selbst ausmalen. Ich stelle mir das so vor: ihr setzt euch zusammen um einen Tisch oder Fernseher, stiert vor euch hin, grunzt ab und zu, rülpst in regelmäßigen Abständen und klopft euch danach gegenseitig auf die Schultern. Dann riecht jeder an seiner Achsel und wer am meisten Schweiß findet, hat gewonnen. Zu einem echten Jungsabend gehört, dass man sich gehen lassen darf und zur Not auch übereinander gestapelt auf einer Iso-Matte übernachten kann. Ihr esst an solchen Abenden grundsätzlich sehr viel Fleisch, als Beilage Chips, trinkt zusammen drei Kästen bitteres Pils aus und fühlt euch endlich mal wieder so richtig wohl. Der Jungsabend, stelle ich mir vor, ist ein Ausgleich für eure ständige Anstrengung im Alltag. Neigt sich der Jungsabend dem Ende zu, werden noch Anekdoten aus der frühesten Jugend oder aus Hot-Shots-Filmen aufgewärmt und nachdem ihr euch gegenseitig versichert habt, dass ihr einander wirklich super findet, schlaft ihr mit dem schönen Gewissen ein, euch für die nächsten Wochen emotional gestählt zu haben. Soweit meine Vorstellung eines Jungsabends - so klischeehaft und platt geht es aber in echt bestimmt nicht zu, oder? Übrigens: Mädchenabende sind nach meiner Erfahrung eine Angelegenheit, die vor allem routiniert und nach klaren Regeln abläuft. Regel eins: wer keine Lust zum Reden hat, bleibt zu Hause. Regel zwei: Wer Prosecco oder anderen Pippi-Quatsch trinkt, fliegt. Regel drei: über Jungs sollten alle, wenn möglich, vor allem negativ sprechen, damit jede mitreden kann und keine sich ausgeschlossen fühlt. Regel vier: wer mit einem anwesenden Gast oder Barkeeper flirtet, wird umgehend psychologisch gequält. Regel fünf: entwickelt sich der Abend zur Übungsstunde eines Klagechors immer gleichen Inhalts (warum kriegen die Einen die tollen, wir Armen dagegen immer die besonders bescheuerten Jungs ab?), wird das Zusammensein bald beendet, um die Moral der Truppe nicht zu untergraben. Regel sechs: Treffen sollten, wenn möglich, mindestens alle zwei Wochen stattfinden. So sieht das bei uns aus. Und wie sind eure Jungsabende wirklich? christina-kretschmer Die Jungsantwort

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ah, der Jungsabend. Ein, wie mir scheint, eher künstliches Phänomen, von der RTL-Comedy erdacht und am Leben gehalten. So ähnlich wie der Liebhaber im Schrank. Natürlich treffen sich Jungs. Aber eigentlich ist es nicht so, dass sie das schon vorher einen Jungsabend nennen und darauf hinjiepern. Das machen nur Mädchen bei ihrem Abend. Nur ihr erhebt die Monogeschlechtlichkeit zum Programm – uns Jungs käme das aber schon beim Ausmachen arm vor: so interessante Wunderwesen sind unsere besten Freunde nämlich nicht. Und ernsthafte Emoplaudereien in großer Runde sind eh ziemlich anstrengend. Ich behaupte, dass achtzig Prozent der Jungsabende nur deswegen Jungsabende sind, weil keine Mädchen greifbar waren. Not zur Tugend und so. Dann also reden wir über Job, Musik, Autos/Fahrräder und Mädchen. Über Mädchen reden wir an Jungsabenden wie über Autos/Fahrräder: Da gesehen, so teuer, super Hupen, Traumkutsche, echt nervig, frisch lackiert - meinen das aber eher nett als unsympathisch. Getrunken wird tatsächlich an Jungsabenden, weil das Trinken nun mal eine der wenigen uns Männern bekannten Möglichkeiten ist, es sich gemütlich zu machen. Fleisch essen könnte auch noch hinhauen, weil wir uns mit unserem 300-Gramm-Steak OHNE Salat vor euch doch gelegentlich etwas zu tierisch vorkommen, allerdings gibt es keinen Programmpunkt „schön essen“, wie man das an Mädchenabenden vermuten muss. Wir schnappen wie die kleinen Löwen was uns so vors Maul rennt und reden nicht lange drüber. Das von dir dezent angedeutete Aufweichen unserer Manieren, will ich brüsk zurückweisen, ebenso die niederen Inhalte unserer Debatten. Wie es sich bei RTL-Comedy-Familienvätern verhält, die ohne „Ihre Alten“ Skat und Korn dreschen wollen, weiß ich nicht, aber die mir geläufige Form eines Jungsabends eifert eher dem nach, was man sich unter Rat-Pack-Abend vorstellt: Whisky, Bar, Edelmelancholie und dabei Gentlemansachen üben - deswegen kommen an manchen Jungsabenden ja auch Zigarren zum laienhaften Einsatz. (Das ist allerdings ziemlich doof.) Jungsabende finden auch eher selten in Privatwohnungen statt, es sei denn, es geht wirklich um Computerspielen oder Fußballgucken, aber dann ist es ja kein Jungsabend sondern eben: Fußballgucken. Man will einfach nicht so gerne zusehen, wie der Kumpel seine Wäsche aufhängt oder dabei sein, wenn seine Mutter anruft. Die Kneipe ist da neutraler und einfacher. Interessant ist: Für uns ist das Wort Mädchenabend ganz leicht erotisch konnotiert. Der geneigte Vorsteller imaginiert sich dabei rosige Mädchen, die, halb in Unterwäsche (weil gerade Kosmetik ausprobiert wurde), über brisante Dingelchen reden, sich dabei gegenseitig die Fußnägel lackieren und wohlig schnurren. Und das soll jetzt nicht wahr sein? Das muss ich gleich beim nächsten Jungsabend erzählen.

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