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Vermisst ihr unsere Taille?

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Die Mädchenfrage

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Taille, hört man seit geraumer Zeit, ist verschwunden. Ich habe mal kurz bei mir selbst nachgeschaut und festgestellt: stimmt. Meine Silhouette ähnelt weniger einer Sanduhr und mehr einem DIN A 4 –Blatt. Nur ein bisschen größer natürlich. Schuld bin nicht nur ich und mein schlechtes Verhältnis zur körperlichen Ertüchtigung, sondern auch die Mode. Der Hosenbund ist in den vergangenen Jahren um mindestens 10 cm nach unten gerutscht. Die Taille ist der Hüfte als optischer Mittelpunkt des Körpers gewichen, die Silhouette hat sich gestreckt und verschmälert. Zweiter Grund, sagen die Experten: auch unsere Körper haben sich verändert. Wir sind ganz allgemein größer geworden, weil wir uns so gesund wie noch nie ernähren. Unser Körperbau nähert sich dem männlichen an, die Hüften werden schmaler und die Taille weiter. Für euch Jungs ist das Verhältnis Taille-Hüfte im Unterbewussten angeblich ja ein großes Ding, sollen doch Frauen mit der typischen Sanduhr-Figur (dünner Taille, breite Hüften) signalisieren, dass sie besonders gut in der Lage sind, gesunde Kinder zu gebären. Insofern gute Nachrichten für euch: Die Modedesigner wollen die Taille angeblich wieder einführen. Man könnte argwöhnen, dass auch in diesem Bereich ein „Conservative Backlash“ passiert: die Frauen sollen sich wieder einschnüren, unbeweglicher werden und sich auf ihre Kernkompetenz besinnen: Leben schenken und die Wohnung wohnlich halten. Ich persönlich finde diesen Trend nicht besonders erstrebenswert. Zwar erzählen uns diese Zeitschriften, die man ja eigentlich nicht lesen sollte, immer wieder, dass dieser Trend zur Weiblichkeit eine gute Sache sei, ich würde aber lieber trotzdem weiter in Tomboy-Klamotten rumlaufen und meine Taille weiter wachsen lassen. Jetzt ihr: Vermisst ihr Jungs die Taille bei uns Mädchen eigentlich sehr? christina-kretschmer Die Jungsantwort

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ach, Taille - ein Wort so vornehm altmodisch und französisch, dass ein Junge es schon spontan nicht vermisst. Wenn ich richtig lange über Taille nachdenke, fallen mir dazu dann auch nur Lieselotte Pulver und Romy Schneider ein, so Taillen-Mädchen aus der Antike, die singend und drehend durch den Technicolor-Spessart tanzten, in richtigen Kleidern. Sie waren nicht in Jungs verliebt, sondern in junge Männer, die sich dadurch auszeichneten, dass sie Franz hießen und männlich vom Pferd sprangen. Oder in den Wolfgangssee zwecks Rettung junger Damen. Diese Franzen schauten beim bunten Abend recht stark auf die Taillen der Damen und verliebten sich darein – wir Patricks und Maxe aber meiden bunte Abende und Pferde und wissen vielleicht deswegen mit einer Taille im alltäglichen Gebrauch nicht mehr viel anzufangen. Wir denken auch unter uns gesagt immer, dass das eigentlich Bauch heißt, und dass der entweder dick oder dünn sein kann. Das Gespür für scharfkantige Taillen ist uns also irgendwie abhanden gekommen. Wofür sollte die noch mal gut sein - um das Gebärfreudige zu unterstreichen? Herrgott, das Gebärfreudige an euch treibt uns doch Monat für Monat den Angstschweiß auf die müde Stirn, das muss nun nicht noch extra betont werden. Sonst werden wir wirklich noch mal vorsichtig mit der Spermienweitergabe. Insofern: Taille gehört ins Programmkino, Tomboy-Mädchen in unsere Arme und zur Gebärfreudigkeit sagen wir: „Zisch dich, Alte!“

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