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Sagt mal, wie macht ihr das mit den hohen Schuhen?
Es gibt Absatz-Mädchen und Flachschuh-Mädchen fällt mir immer wieder auf, also Mädchen, die immer und zu jeder Gelegenheit flache Schuhe tragen und andere, die selbst beim Wandern noch Absätze tragen. Ich gehöre definitiv zu den Flachschuh-Mädchen. Eine Zeit lang war ich das aus Überzeugung. Ich trug von etwa 15 bis 24 fast ausschließlich Knöchel hohe schwarze 8-Loch-Doc Martens und im Sommer Chucks. Nachdem ich bei einem Familienfest irgendwann doch mal Schuhe mit Absätzen tragen musste, fand ich diese nicht mehr nur affig, sondern auch frauenfeindlich und überlegte mir kurz, ob man nicht bei der UNO eine Petition gegen hochhackige Schuhe einreichen sollte, so sehr schmerzten meine Füße. Mal abgesehen davon, dass ich mich alles andere als sexy in ihnen bewegte, weil ich rumstakste wie ein betrunkener Storch und Angst hatte, mir sofort einen Bänderriss einzufangen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Dummerweise würde ich heute gerne manchmal hohe Schuhe tragen, weil ich mittlerweile finde, dass das super aussieht. Ich habe auch mehrere Paar hohe Schuhe in meinem Schrank stehen, nur mit dem Anziehen sieht’s eher mau aus. Ab und zu wage ich mich mal wieder dran, nur um nach einer Stunde völlig frustriert festzustellen, dass ich nicht mehr stehen kann, geschweige denn laufen. Auch mein Gang in diesen Schuhen ist nicht gerade das, was man graziös bezeichnen würde. Und so schimmeln die Schuhe fröhlich im Schrank vor sich hin und ich schaue euch Absatz-Mädchen neidisch hinterher, wie ihr souverän und sexy mit zehn Zentimeter-Absätzen die Straße entlang rennt, die Nacht durchtanzt oder gar den Watzmann besteigt. Immer und immer wieder frage ich mich: Wie macht ihr das? Leidet ihr keine Höllenqualen wie ich in diesen Schuhen? Habt ihr euch früher stundenlang ins Zimmer eingeschlossen, laufen geübt und euch so gegen alle Schmerzen abgehärtet? Tapet ihr euch die Füße? Habt ihr so eine Art Indianer-Ehren-Kodex à la „ein Absatz-Mädchen kennt keinen Schmerz“? Und: Ist für mich der hochhackige Schuhe-Zug ein für alle Mal abgefahren oder kann ich es noch lernen?
Eines gleich vorweg: ganz ohne Schmerzen geht es definitiv nicht. Bei mir fing das mit den Absatzschuhen in der zehnten Klasse an, als ich Röcke für mich entdeckt habe. Und weil Rock und Turnschuhe für mich einfach nicht zusammengehen, mussten eben Absatzschuhe her. Und das tat – natürlich – erst einmal weh. Der störrische Fuß protestiert zunächst nämlich ganz ordentlich gegen die für ihn unnatürlich gekippte Fußhaltung, die ein Absatzschuh ihm abverlangt. Und – es tut mir leid, dich da enttäuschen zu müssen – gegen diese Art von Schmerz gibt es weder ein Geheimrezept noch lässt er sich einfach wegignorieren. Mittlerweile trage ich seit Jahren Absatzschuhe und meine Füße schmerzen nur noch, wenn ich flache Schuhe trage. Schön und gut, wirst du dir denken, aber wie komme ich da hin? Im Grunde verhält es sich mit Absatzschuhen wie mit dem Epilieren. Spaß macht das erstmal nicht, aber es ist ja das Ergebnis das zählt, frei nach der Devise „wer schön sein will muss leiden“. Und wie sich beim Epilieren die nachwachsenden Härchen mit jedem Mal weniger gegen das Herausreißen zur Wehr setzen, wird auch beim Absatztragen mit jeder Woche der Schmerz weniger. Wem das zu schmerzhaft ist und bleibt, der entscheidet sich eben für Stoppeln am Bein und flache Schuhe. Wer sich aber einmal durch den ersten Monat durchgebissen hat, der wird merken, wie jeder Schritt leichter wird – bis man schließlich sogar schlammige Festivals und steinige Hügel schmerzfrei mit Absatz begehen kann. Natürlich sind auch wir nicht für alle Zeiten vor Schmerzen gefeit: Genauso wie bei flachen Schuhen, muss auch ein Absatzschuh erst einmal eingetragen werden. Und manchmal passiert es selbst dem erfahrensten Absatzschuhmädchen, dass man den falschen Schuh kauft. Aber das geht dir mit den flachen Schuhen ja sicher nicht anders. Ein paar Grundregeln, wie man das Tragen hoher Schuhe lernen kann, gibt es aber dennoch: Zum Beispiel sollte man nie zu Beginn seiner Absatzkarriere gleich in einen zehn Zentimeter Pfennigabsatzschuh steigen. Entscheidend ist in jedem Fall, dass der Schuh um den Knöchel herum ordentlich Halt bietet, so vermeidet man nämlich storchenhaft stacksiges Herumgewackel. Und niemals und unter gar keinen Umständen sollte man sich in Absatzschuhen freiwillig auf Kopfsteinpflaster begeben, das ist in jedem Fall tödlich. Befolgt man diese Regeln, ist dem wackligen Gang der Garaus gemacht. Ein entscheidender Punkt, denn – da sind wir sicher einer Meinung: Es gibt nichts Schlimmeres als Frauen, die Schuhe tragen, in denen sie nicht laufen können. Du siehst also, der Zug ist noch nicht abgefahren, lernen kann man das Absatzschuhtragen in jedem Alter. Schmerzfrei wird das Ganze allerdings nur bei einer Entscheidung fürs Leben - wie beim Epilieren. In deinem Fall fürchte ich, läuft es auf die übliche Zwischenlösung heraus. Du gehörst zu denjenigen, die, wenn es ihnen besonders wichtig ist, zum Epilierer greifen, im Alltag aber gewohnheitsmäßig Nassrasierer bleiben: Die müssen dann eben jedes Mal schmerzende Ballen und rote Pusteln auf sich nehmen. Und immer wieder neu abwägen, ob ihnen das die Sache wert ist. penni-dreyer