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Mädchenfrage: Was ist denn die Sache mit unseren Müttern und euch?

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Dass unser Verhältnis zu unseren Müttern nicht das Einfachste ist, dürfte mittlerweile allgemein bekannt sein. Wir streiten uns leidenschaftlich mit ihnen, gehen einander auf die Nerven, sind eifersüchtig, beste Freundinnen, leiden an ihnen. Alles Erdenkliche eben und alles immer in sehr großen Dosen. Aber trotz dieser, unserer, sehr fragilen und komplizierten Beziehung zu der Frau, die uns auf die Welt gebracht hat, dachten wir bisher eigentlich nie, dass sie für euch ein Problem darstellen könnte. Klar, es gibt hunderte dieser Schwiegermutter-Witze, aber die gelten ja eher für eure Mütter. Und klar, wir verstehen sehr gut, wenn ihr vor eurem ersten Besuch bei ihr aufgeregt seid. Aber eigentlich dachten wir bisher immer, dass sich diese Aufregung in erster Linie auf unsere Väter beschränkt, die schlecht gelaunt und mit verschränkten Armen darauf aus sind, euch so richtig schön Angst einzujagen. Denn unsere Mutter ist ja im Normalfall die Nette, Kümmerige, die, die sich freut und Kaffee mit euch trinkt und im schlimmsten Fall die sehr peinlichen Geschichten aus der Krabbel-Gruppe auspackt und Bildmaterial dazu. Die eh schon fast alles über euch weiß und deshalb nicht bass erstaunt ist, wenn sie euch und eure 20 Gesichts-Piercings dann in echt erblickt. Aber anscheinend haben wir, während wir in unzähligen Therapie-Stunden mit der besten Freundin auf dem Barhocker unser Mutter-Tochter-Verhältnis auseinanderklamüserten, vergessen, dass ihr ja auch noch da seid und ebenfalls durchaus mit unseren Müttern zu tun habt. Irgendwann, ungefähr dann, wenn wir meinen, dass es ein bisschen ernster geworden ist, als sonst. Und nun habe ich mir sagen lassen, dass ihr nicht nur ziemlich Bammel vor der ersten Begegnung mit unseren Müttern habt, sondern auch noch jede Menge Hintergedanken, von denen wir überhaupt keine Ahnung hatten. Stimmt das denn? Habt ihr wirklich eure ganz eigene Agenda bei unserem ersten potentiellen Schwiegereltern-Besuchs-Wochenende? Sagt schnell! Auf der nächsten Seite kannst du die Jungs-Antwort lesen.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Eine weit verbreitete Weisheit geht so: „Schau dir ihre Mutter an und du weißt, wie sie in zwanzig Jahren aussieht“. Das mag schon so sein, nur ist es uns im Moment relativ egal, wie ihr in Jahrzehnten ausseht. So lange wie euch im Jetzt-Zustand toll finden, sind wir zufrieden. Ihr braucht euch also bei unserem ersten Aufeinandertreffen mit euren Müttern keine Sorgen darüber zu machen, dass Mama einmal wieder unmöglich aussieht. Wirklich unheimlich ist das Über-alles-Bescheidwissen eurer Mütter. Schon seit unserer frühen Kennenlern-Phase ist sie, ganz klar, bestens informiert worden über uns: Was machen wir beruflich? Wie höflich sind wir? Wie sehen wir aus? Ach was, ihr habt bestimmt schon Bilder hergezeigt. Nach unserer Vorstellung geht sie im ersten Augenblick unserer Begegnung eine lange Check-Liste durch und überprüft, ob wir ihren Vorstellungen gerecht werden. Und da ihr uns vor euren Müttern wahrscheinlich nicht schlecht gemacht habt, erwartet sie so einiges. Da sind wir in einer Art Bringschuld. Interessant ist das Aufeinandertreffen aber schon, zumindest wenn wir es ernst mit euch meinen. Reagiert eure Mutter allzu routiniert und abgeklärt, vermuten wir, dass euer Typen-Verschleiß sehr hoch sein muss. Schwierig ist es auch, wenn sie sich auffallend zuvorkommend verhält. Ist sie dankbar dafür, dass die Tochter endlich Jemanden abbekommt? So oder so ist uns klar: Nach dem Treffen tagt die Mutter-Tochter-Jury und fällt ihr Urteil über uns. Ein entscheidender Moment, denn ihr Urteil könnte unser Untergang sein. Erzählt ihr uns von einem positiven Urteilsspruch, überkommt uns tiefsitzender Stolz. Wir haben es dann geschafft, die höchstmögliche Instanz von uns zu überzeugen. Wenn eure Mutter uns gutheißt, ist das schon so etwas wie ein beziehungstechnischer Ritterschlag. Und noch etwas, wenn wir schon dabei sind, über eure Mütter zu sprechen: Seid nett zu ihnen, zumindest in unserem Beisein. Euer respektvoller Umgang zeigt uns, dass ihr zu den Guten gehört und Benehmen habt. Und das ist uns im Moment eben viel wichtiger als die Frage, wie faltig ihr einmal ausseht. sascha-chaimowicz

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