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Kann man euch wirklich den Hahn abdrehen, Jungs?
Die Mädchenfrage
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Jungs, nur mal ganz kurz. Ich habe aus nicht ganz so zuverlässiger Quelle gehört, dass ihr irgendwo an eurem Unterleib einen Punkt habt, den ihr beim Sex (allein und zu zweit) drücken könnt und dann nicht nur nicht ejakuliert, sondern auch ewig lange durchhalten könnt. Stimmt das, habt ihr das schon mal ausprobiert, oder fällt diese Behauptung in die Kategorie Urbane Sex-Mythen? Oder ist es euch peinlich, darüber zu sprechen? Die Jungsantwort
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Naja, ein bisschen peinlich ist das schon, aber bitte: Diese Notbremse gehört zu den wiedergekäuten Klassikern der Liebe, Sex&Zärtlichkeit-Ratgeber und wird da, vermute ich, seit Jahrzehnten voneinander abgeschrieben, ohne dass wirklich mal jemand von den Ratgebern es ausprobiert. Ach ja, und dann gibt es noch den einen Globetrotter-Freund, der, wenn er mal gerade Station im Dorfkrug macht, davon erzählt, dass es irgendwo auf Goa, in Indien oder Tibet zum meditativen Training der Einheimischen gehört, irgendwelche Pimmelmuskeln darauf zu konditionieren, dass sie „echt ewig“ die Ejakulation herauszögern können "Stundenlang ey!" Ich frage mich da ja erstmal – ist das eigentlich wirklich erwünscht, dass wir stundenlang an euch rumscheuern? Selbst wenn man das ganze Wochenende nichts vorhat, halte ich die Aussicht auf ständigen stundenlangen Sex so ziemlich für das Gegenteil von dem, was ich eigentlich daran schätze: Kurze totale Konzentration von zwei Menschen, Spontaneität, gemeinsames Atem anhalten. Und eher nicht: Ausdauersport, bei dem man zwischendurch Energieriegel einwerfen und das Getriebe ölen muss. Naja. Aber zurück zu dem ominösen Punkt und rein in die Niederungen der männlichen Anatomie. Es ist ja so. Ihr Mädchen seid so wahnsinnig super, dann auch noch nackt, dann das ganze Berühren, Küssen, Herumstreichen und dann auch noch dieses Allerletzte - das wird uns nun mal schnell, äh, zu schön. Dummerweise ist der Moment in dem wir merken - „Ups, zu schön, zu schön!“, - so ziemlich auch das letzte Rationale was wir die nächsten vierzig Sekunden merken. Wir sind dann längst in Auflösung begriffen. Es ist also grundsätzlich schwer, sich für diesen Zeitpunkt irgendwelche Taktiken auszudenken – und hat in etwa so gute Erfolgsaussichten, wie die Bitte um besonnenes Handeln aller Passanten, wenn gerade eimerweise Hundert-Euro-Scheine auf die Fußgängerzone flattern. Außerdem, ganz banal gedacht, ist es zu diesem heiklen Zeitpunkt auch überhaupt nicht ratsam, dass womöglich ihr noch irgendwo unten rumdrückt. Das könnte ganz schnell ins Auge gehen. Man müsste also deutlich vor dem „Zu schön, zu schön!“- Gefühl das ganze Brimborium unterbrechen und den geheimnisvollen Notschalter suchen, was im besten Fall nur kurz komisch sein, im schlechtesten Fall aber zu einem seltsamen „Ich glaub, jetzt geht’s wieder dreißig Sekunden“-Stop-and-Go führen könnte. Und dafür reicht es auch, wenn ihr in gewissen Abständen Worte wie „Gurkenschneider“ und „Häckselmaschine“ sagt, denn das führt, zumindest kurzzeitig, zu einer Schockstarre der aufgeregten Teilchen. Freilich sage ich das hier als Laie, der einfach noch nie daran gedacht hat, irgendwelche Pimmelmuskeln ernsthaft zur Meditation zu schicken, weil das, wie ich finde, dem ganzen Zauber so einen banalen GQ-Swinger-Ratgeber-Geschmack gibt. Vielleicht verpasse ich deswegen besseren Sex, besseres Leben etc. Aber ich finde, Sex sollte eigentlich nicht so eine Art Karriere sein, bei der man durch Fortbildung und Abendkurse irgendwelche Zusatzqualifikationen drauf kriegt, dank derer man dann zum Beispiel stundenlang „kann“ - vor lauter Training aber vergessen hat, warum eigentlich. fabian-fuchs