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Jungs, zupft ihr euch eigentlich die Augenbrauen?
Liebe Jungs,
Augenbrauen, das dürftet sogar mittlerweile ihr mitbekommen haben, sind seit einem guten Jahr das wichtigste Beauty-Thema von Frauen. Die perfekte Augenbraue ist dicht, zieht sich in einem gleichmäßigen, relativ breiten, flachen Schwung nach oben bis über den äußeren Winkel des darunterliegenden Auges.
Natürlich hat keine Frau solche Brauen von Natur aus, da muss schon nachgeholfen werden. Erst mal müssen die ausgedünnten Brauen nachwachsen, was Monate dauern und in der Zwischenphase sehr unansehnlich aussehen kann. Dann wird – nach Studium von circa 250 Youtube-Tutorials – gekürzt, gepudert, gestrichelt, gebürstet und mit Brauengel in Form gebracht. Und dann ist man nach ungefähr einer Stunde Pflege soweit, sich dem Rest des Gesichts zu widmen.
Lohnt sich aber, denn Augenbrauen sind die Bilderrahmen des Gesichts, hab ich mal in einem Schönheitsratgeber aus den 1950er Jahren gelesen. Und wenn eine Instagram-Kommentatorin befindet, deine Augenbrauen seien „on fleek“, dann ist das das derzeit größte anzunehmende Lob unter Geschlechtsgenossinnen.
Was mich zu meiner Frage bringt: Liebe Jungs, seid ihr auch bisweilen versucht, eure Brauen in Form zu bringen, euren Gesichtsbilderrahmen aufzupolieren? Ein bisschen zu zupfen, oder beim türkischen Friseur per Fadentechnik ausrupfen zu lassen? Vor allem, wenn die Monobraue droht, juckt es uns ja schon bei eurem Anblick, selbst Hand anzulegen.
Gleichzeitig besteht bei Männern natürlich immer die Gefahr, sich durch ein paar zu viel gezupfte Härchen in so einen Dennis-Typen zu verwandeln, der seine Freizeit zwischen Shisha-Bars und „Fast&the Furious-Octuple-Features“ im CinemaxX verbringt.
Ist das also ein so kompliziertes Thema, wie es uns erscheint? Nehmt uns mal bitte mit ins Badezimmer vor den Spiegel.
Die Jungsantwort:
Liebe Mädchen,
erst mal möchte ich mich für ein Erweckungserlebnis bedanken, das ich vorhin beim Lesen der Frage hatte: Ich wusste nämlich nicht, dass es wirklich Gel für Augenbrauen gibt. Um ehrlich zu sein, habe ich beim ersten Lesen nicht mal das Wort verstanden. Ich dachte zunächst, es geht um irgendeinen Brau-Engel. Und dann erst dämmerte es mir: Brauen-Gel! Nicht Brau-Engel! Aber da muss man ja auch erst mal drauf kommen: Ein Beauty-Produkt eigens für die Augenbrauen?! WTF?
Ihr seht schon: Nicht ganz unser natürliches Habitat, die Welt des Augenhaar-Stylings. Wir kennen uns darin nicht aus, und sie interessiert uns auch nicht sonderlich. Wir sind froh, sie nicht betreten zu müssen.
Aber: Die meisten von uns haben es schon mal getan. Irgendwann kommt nämlich, so behaupte ich, bei jedem von uns der Moment, in dem wir uns heimlich vor den Spiegel stellen, eine Pinzette der Freundin oder großen Schwester nehmen, und da, wo Nasenrücken und Stirn ineinander übergehen, vorsichtig ein paar Härchen rausrupfen. Denn natürlich sehen auch wir, wenn diese Monobrauen-Gefahrenzone langsam dichter und dichter wächst. Und wir haben verstanden, dass übermäßiger Haarwuchs dort nicht das allerschönste der Welt ist und vor allem ihr keine übermäßigen Fans davon seid.
Also zupfen wir. Und beschließen, es möglichst nie wieder zu tun. Vor allem, weil es höllisch weh tut. Aber auch aus anderen Gründen:
Zunächst mal glaube ich, fehlt uns ein grundsätzliches Verständnis für Brauen-Ästhetik. Wie dicht und wie gleichmäßig eine Braue sein soll, wo sie beginnen soll und wo wie dünn oder dick verlaufen soll – dafür haben wir irgendwie keine Sensoren. Theo-Waigel-Tendenzen und in die Augen kringelnden Mehrzentimeterhaaren würden wir entgegenwirken, und dass diesem Schiedsrichter, der gar keine Körperhaare hat, im Gesicht was fehlt, sehen wir schon auch. Aber alles dazwischen: Irgendwie alles nicht so wichtig. Für uns ist die Augenbraue nicht der Bilderrahmen des Gesichts, sondern dessen Regenjacke: Schon praktisch, wenn man eine hat, die gut aussieht, aber solange sie nicht total hässlich ist, reicht es, wenn sie Wasser abweisend ist.
In dieser Gleichgültigkeit fühlen wir uns ganz wohl. Das liegt vermutlich auch daran, dass das Brauenzupfen etwas eher weiblich Konnotiertes ist, vor allem im Vergleich zum, sagen wir, trimmen eines Barts. Per se ist das nicht wirklich was anderes, aber gefühlt doch sehr weit weg. Weil es für euch so ein Riesenthema ist, haben viele von uns das Gefühl, es sollte eher keines für uns sein. Ausnahme: Die Dennis-Typen und alle Jungs, die Cristiano Ronaldo nicht nur für seine Fähigkeiten am Ball, sondern auch für sein Auftreten und sein Äußeres schätzen. Vermutlich sind die Überschneidungen da auch ziemlich groß.
Wir zupfen also lieber nicht. Oder halt erst kurz bevor ihr es sonst für uns tun würdet. Und wenn wir beim Friseur sind und der fragt, ob er auch kurz unsere Augenbrauen „machen“ soll, nicken wir ihm ein möglichst gleichgültiges Okay zu. Es sei denn, wir haben auf so ein Okay schon mal die schmerzhafte Bekanntschaft mit der Fadentechnik aus der Hölle gemacht. In diesem Fall springen wir sofort auf und laufen laut schreiend und wehenden Friseurumhangs davon.