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Jungs, wollt ihr bewundert werden?
Ich weiß, persönliche Anekdoten sind hier unangebracht, aber ich tue es mal trotzdem – es soll einem höheren Zweck dienen. Ich war gestern bei einem alten Schulfreund namens A. eingeladen. Die Einladung stand schon seit Monaten an, wurde immer wieder verschoben, meist von mir, meist mit fadenscheinigen Ausreden. Aus einem einfachen Grund: Wann immer A. in einer Beziehung ist, wird er schrecklich häuslich und noch viel langweiliger. Zusammen mit seiner jeweiligen Ische ist das dann Fadheit in der Potenz. So auch gestern. Schon als ich den Tüten-Käse über die Tüten-Nudeln verstreute, war uns beinahe der Gesprächsstoff ausgegangen und den Rest des Abends retteten wir uns in alberne Streitereien und politische Grundsatzdebatten. Wohl gemerkt A. und ich. Die Gesprächsbeiträge seiner Ischen-Freundin dagegen beschränkten sich auf „Wollt ihr noch stilles Wasser?“, „A., woher weißt du das denn alles?“ und „A. arbeitet einfach zuviel, wir sehen uns fast nur noch Abends.“ (A. strebt übrigens eine Beamtenlaufbahn im mittleren Dienst an – seine Arbeitszeiten sind ein echter Traum und neulich erzählte er, dass er zwei Tage pro Woche auch zuhause bleiben könnte, so viel hat er zu tun.) Ich hätte A’s Freundin gegen Ende des Abends liebend gerne den Hals umgedreht, ließ es aber bleiben, weil ich eine Gegnerin der häuslichen Gewalt bin und das auch in anderen Wohnungen so halte. Ist A. dagegen freundinnenlos, sind die Abende mit ihm ein Füllhorn der guten Laune. Er ist ein hervorragender Skat-Klopper, kann gute Witze erzählen und wenn ich juristischen Beistand brauche, weil ich Quatsch gemacht habe, erledigt er das anstandslos für einen Kasten Bier. Das Komische an A.’s Freundinnen ist, dass sie alle in der Rückschau so unfassbar farblos sind, dass sie zu einem einzigen Prototyp verschwimmen, dessen einzige Eigenschaft eine überragende Bewunderung für A. im Speziellen, sowie im Allgemeinen ist. Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen: Ich finde A. auch super. Aber ich erstarre deshalb nicht für die Dauer einer mehrmonatigen Beziehung zu einer Salzsäule der Anbetung. Auch habe ich selbst nichts gegen Bewunderung – wenn ich meinen Party-Trick auspacke und sämtliche Glieder auf einmal knacken lasse, wünsche ich mir durchaus auch ein wenig Applaus und warme Gedanken. Aber danach ist dann auch wieder gut. Würde mein Freund auf die Idee kommen, mich permanent mit diesem feuchten Blick des ungläubigen Erstaunens über so viel Brillanz anstarren, müsste ich ihn schnell verhauen. Ich weiß, das alles klingt nicht besonders Freundinnen-freundlich, aber so soll es nicht rüberkommen. A.’s Freundinnen sind mir sehr egal, sie sollen tun, was sie wollen. Ich mache mir mehr Gedanken über A und seinesgleichen, denn ich weiß, dass es von A.’s Sorte noch mehr Typen gibt. Sag, Junge, warum findet ein sehr okayer Mann sein privates Glück darin, von seiner jeweiligen Freundin angestarrt und beklatscht zu werden wie das achte Weltwunder? Und wenn es von dieser Sorte Mädchen genug gäbe, würdet ihr euch dann auch so ein Exemplar wünschen – ganz heimlich? Auf der nächsten Seite liest du die Jungsantwort.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Zuallererst und vor allem anderen begrüße ich im Namen der Gleichberechtigung, dass auch ihr Mädchen zu manchen Mädchen „Ischen“ sagt – hätte ich das gemacht, wäre bestimmt gleich die Gleichstellungsbeauftragte gekommen und hätte mich gestaucht, wegen Sexismus usw. So was mag ich nicht, weil dann immer der Männerteufel in mich fährt und röhrt: Waaaas? Sexismus? Aber wenn es doch wahr ist! Es gibt nun mal Ischen, Punktum! Insofern finde ich es erleichternd, dass ihr Ischen 1) nicht nur als Ischen bezeichnet, sondern 2) auch als Ischen erkennt. Ob die Freundin von diesem A. jetzt aber eine Ische ist, vermag ich nur aus der Schilderung nicht zu schließen, dazu müsste ich die auch sehen – von der Beschreibung her würde ich sie im Vorurteils-Schrank aber eher in der Schublade „Mäuschen“ einordnen. Das ist der Archetyp Frau, den Heinz Sielmann selig so beschreiben würde: „In freier Wildbahn höchst selten anzutreffen, pflegt die Mäuschen-Frau ihre Fortpflanzungspartner vielmehr in Ansammlungen angeblicher Alpha-Männchen auszumachen, insbesondere Erstsemester-Parties der medizinischen Fakultät, Jura-Repetitorien oder „Gaudeamus igitur“-Kneipen der örtlichen schlagenden Verbindung. Typisches Balzverhalten umfasst von Anhimmeln bis zu bedingungslosem Bewundern jede Spielart von absoluter Unterwerfung, stets unter Zuhilfenahme geschickt verborgener weiblicher Reize.“ Und, ganz klar – solche Frauen sind super. Aber nur eine Woche lang. Danach wird das ständige Angehimmelt-werden nämlich anstrengend, das halten nur Typen aus, die sowieso schon einen Dachschaden haben. Damit hier keine Missverständnisse entstehen: Bewunderung ist großartig und außerdem eine Geheimwaffe in jeder Beziehung (die auch bei Mädchen ganz prima funktioniert) – wer seine Freundin noch nie ganz ehrlich und manchmal auch aus taktischen Gründen hemmungslos in Wort und Tat bewundert hat, sollte sich nach einer neuen umsehen. Gleichzeitig gibt es nichts schöneres, als selbst bewundert zu werden, am liebsten wegen tatsächlich vorhandener Vorzüge, zur Not auch wegen vollkommen an den Haaren herbeigezogenen Eigenschaften. Lasst euch das gesagt sein, Mädchen: Ihr müsst schon auch Ego-Wärmer sein! Aber, wie eigentlich bei allem, was mit diesem komplizierten Dingsbums zu tun hat, was Liebe heißt: bitte in Maßen. Das ist genau das Problem mit den Mäuschen-Mädchen: Sie himmeln hemmungslos – sie beten ihren Freund als omnipotenten Supermann an und danken ihm dann auch noch, wenn er sie darauf hinweist, dass omnipotent nichts mit Sex zu tun hat, sondern allmächtig heißt. Das ist unerträglich. Als Paranoiker muss man allerdings hinzufügen: Vielleicht machen sie ihren Typen das Bewunderungsfeuerwerk auch nur vor, weil sie sie zwar für Deppen, aber immerhin nützliche Deppen halten, die pünktlich Taschengeld zahlen. Als Zyniker muss man hinzufügen: Vielleicht geschieht das den Deppen auch ganz recht. Als vom Männerteufel befallener Sexist muss man hinzufügen: Vielleicht aber sind Mäuschen-Mädchen auch einfach bescheuert und wollen alles genau so, ein Leben als Lob-Orgel. Keine Ahnung, welcher Fall schlimmer wäre – ist mir aber auch egal: Jedermann von Sinn und Verstand wird sich alles mögliche wünschen, aber kein Mäuschen-Mädchen. durs-wacker