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Jungs, wie steht ihr zu unserem älteren Freund?

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Präsentiert der beste Freund eine neue Liebschaft, wird diese zunächst einer sorgfältigen Begutachtung unterzogen. Im Grunde wollen wir ja nur das Beste. Für ihn. Wir wollen wissen, ob diese Frau es wert ist, dass unser Kumpel bald Verabredungen in letzter Minute absagt, weil er lieber einen sogenannten gemütlichen Abend mit ihr verbringen will. Noch argwöhnischer guckt unser weibliches Argusauge hin, wenn die Neue deutlich jünger ist als er. Kann sie anständige Sätze formulieren? Benutzt sie Vanille-Deo? Hört sie vielleicht Maroon 5, oder schlimmer, James Blunt? Das fragt man sich. Uns erschließen sich folgende Möglichkeiten, mit der neuen Situation fertig zu werden: Da sie nicht ernst zu nehmen ist, werfen wir ihr einen abschätzigen Blick zu und winken ab. Die zweite Option wäre: Wir stellen fest, dass sie passabel ist. Also nehmen wir sie gönnerhaft unter unsere schwesterlichen Fittiche und zeigen ihr Ältere-Mädchen-Kram. Es soll nun darum gehen, wie ihr zu unserem älteren Freund steht. Schon zu Schulzeiten war eine unserer Lieblingsklagen die, dass mit gleichaltrigen Jungs nichts anzufangen sei. Viel zu kindisch habt ihr euch aufgeführt. Daraufhin weiteten wir unseren amourösen Aktionsradius aus und orientierten uns auf der Altersleiter nach oben. So kam es, dass wir immer noch gerne mit euch Bier getrunken haben, aber insgeheim lieber mit dem Deutschreferendar knutschen wollten. Der konnte uns Rilke-Gedichte aufsagen, hatte den überzeugenderen Drei-Tage-Bart und keine Nintendo-Konsole mehr daheim. Die Evolutionspsychologie meint ja bekanntlich, dass das Weibchen in eine fruchtbare Zweierverbindung seit jeher Jugend, Schönheit und ein gebärfreudiges Becken mitbringt. Das Männchen liefert im Gegenzug Status und Ressourcen, deren Vorhandensein mit steigendem Alter wahrscheinlicher wird. Aber ebenso wenig wie wir heute noch Mammuts jagen, ist eine zweckorientierte Bedürfnisfusion das, was wir in einer glücklichen Beziehung suchen. Dennoch: unterbewusst gehen wir, auch wenn es keiner zugeben mag, bei der Selektion von potentiellen Partnern auch nach Kriterien wie Körpergröße oder eben – Alter. Trotz Emanzipation, Demi Moore und Ashton Kutcher: Dass ihr euch eine Mrs. Robinson anlacht, bleibt weiter die Ausnahme. Das Bild „Mädchen mit älterem Typ“ ist dagegen gang und gäbe (es muss ja nicht gleich aussehen wie bei Donald Trump und seiner Ivanka). Wir wissen es sehr zu schätzen, dass auch ihr uns in guten Händen wissen wollt. Und es gibt für uns nichts Schöneres, als wenn ihr mit unserem älteren Freund gut klarkommt. Trotzdem müssen wir wissen, was in euch vorgeht, falls wir mal etwas zu Dritt unternehmen sollten. Glaubt ihr, extra abgeklärt und witzig sein zu müssen, weil der andere mehr Schwänke aus dem Leben erzählen kann? Habt ihr Minderwertigkeitskomplexe? Die Jungsantwort steht auf der nächsten Seite!


Die Jungsantwort:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Stimmt, in den ewigen Top-5 unserer beliebtesten Lamenti steht seit jeher: „Die blöden Tussen interessieren sich doch nur für Ältere!“ Das kommt aus einer Zeit, als jede höhere Klassenstufe wie ein Statussymbol behandelt wurde – und wir ehrlich gesagt auch laufend Ausreden brauchten für unser Versagen in Sachen Knutscherlebnis. Das Interessante an dieser Ausrede war ja, dass sich ihr Umkehrschluss nie in der erhofften Weise erfüllte. Denn waren wir einmal in der zwölften Klasse angekommen, schwenkten souverän Autoschlüssel und echte Bärte, dann regnete es keineswegs die flotten Neuntklässlerinnen, wie wir uns das ausgerechnet hatten. Klar, die eine oder andere kam schon über diese Brücke, aber von einer flächendeckenden und vor allem selbstverständlichen Versorgung kann keine Rede gewesen sein. Da dämmerte es auch dem Letzten, dass ihr nicht nur auf den Personalausweis schaut, wenn ihr euch in Jungs reinverliebt, sondern eben tatsächlich doch auf die ganzen anstrengenden Sachen, wie Gesicht, Knackarsch und Charmeschnabel. Mit Erreichen der Zwanziger nivellieren sich die Altersprobleme ein wenig, zumindest so lange, bis tatsächlich eine von euch mit ihrem, sagen wir es ruhig, Zahnarzt, in der Stammkneipe auftaucht. Da sind wir dann kurz unentschieden: Zurückfallen in den Wegduck-Modus, den wir als Achtklässler praktizierten, also schüchtern sein und Waffen strecken, im Angesicht des Altmännchens? Oder, und das wird es in den meisten Fällen: hämisch zurücklehnen und den Alten schwitzen lassen – zumindest in der Stammkneipe, auf unserem Terrain, geht das sehr gut, keine Spur von Minderwertigkeit. Da windet sich der Alte in seinem in die Jeans gesteckten Poloshirt, bestellt verkrampft das falsche Bier aber das gleich für alle - und wir lassen es uns beim ersten Schluck einfach wieder aus dem Mund laufen, wie in „Mulholland Drive“! Da versucht er mitzureden, mitzulachen und wir sehen trotzdem durch ihn hindurch, weil uns die Jugend hier einfach unbesiegbar macht, das weiß er und das wissen wir. Vor der Tür sieht es dann natürlich schon wieder ganz anders aus. Wenn er euch in seinen BMW einpackt als wäre es nichts, können wir natürlich noch irgendwas wie „Kapitalistische Schwanzverlängerung“ murmeln, aber das ist schon dünnes Eis, und deswegen sagen wir es erst, wenn wir die Rücklichter sehen. Was es also eher nicht geben wird – wir sprechen hier von Männern die mindestens zehn Jahre älter sind – ist ein brüderliches Verhältnis, wie es in der Frage angedeutet ist. Selbst wenn der Typ in Ordnung ist, würden wir das schon ungern zugeben, genauso ungern neben ihm am Urinal stehen, und schon gar nicht in seine Wohnung zum Vorglühen gehen. Nicht mal, wenn er einen „Adams Familiy“-Flipper haben sollte. Wir müssten dann dort etwas kaputt machen, uns schrecklich betrinken & daneben benehmen, um den Druckausgleich herzustellen. Das ist aber nur so, wenn er der Macker einer unserer guten Freundinnen ist - mit dem älteren Freund unserer älteren Schwester verstehen wir uns ja gerne sofort gut. Denn, ja, wir sind eifersüchtig, ein klein wenig und immer. Wir wissen, dieser Ältere hat die Macht, euch uns zu entziehen. Er hat sie viel mehr und endgültiger, als es ein Gleichaltriger hätte. Wir merken, dass ihr ihn mit anderen Augen, mit Frauenaugen anseht. Und in diesen Blicken liegen Dinge, von denen wir noch nicht mal wussten, dass ihr sie irgendwann wollt. Das ist ein Kampf: Wir verlieren euch an ihn oder er verliert euch doch wieder an uns. Die Chance ist 50:50. Aber die Zeit arbeitet gegen uns. max-scharnigg

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