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Jungs, wie schwärmt ihr, wenn ihr schwärmt?
Ich saß vor kurzem in der S-Bahn, als ein junger Mann einstieg, der wiederum einem anderen jungen Mann sehr ähnlich sah, für den ich vor einiger Zeit eine, wie man das wohl nennt, sogenannte Schwäche gehabt hatte. Damals war ich Kellnerin in einer kleinen Kneipe und dieser junge Mann kam häufig vorbei, setzte sich an die Theke, las ein bisschen Zeitung, trank ein Bier und dann ging er wieder. Und jedes Mal, wenn er kam, wurde mir ganz wattig im Brustbereich und ich musste ein bisschen mit den Fingern zittern und ihn verstohlen aus dem Augenwinkel beobachten. Und ich glaube, er hat mich bestimmt mehr als einmal dabei ertappt, wie ich ihn debil anschmachtete. Das war mir natürlich enorm peinlich, aber ach, dachte ich mir dann, es gibt wirklich Schlimmeres, als angeschwärmt zu werden. Und mehr ist auch nicht passiert und zum Glück, denn das hätte ja alles kaputt gemacht. Ich wollte den jungen Mann nur manchmal anschauen und mir vorstellen, wie intelligent, nett, gutimBett, zärtlich er bestimmt wäre, wenn…All das ist mir da in der S-Bahn wieder eingefallen und ich dachte, wie schön es doch eigentlich sein kann, wenn man ein Schwärm-Objekt in unmittelbarer Umgebung hat. Das Tolle beim Schwärmen ist ja, dass man für viele Menschen schwärmen kann und das aus den dümmsten Gründen: Da gibt es zum Beispiel diesen einen jungen Herrn, der die bezauberndsten Augenbrauen hat, die mir je begegnet sind. Oder der Typ aus der S-Bahn, dessen Schulterpartie sich so männlich-schlurfig nach vorne rundet. Oder die sonore Stimme des netten Herrn von der Auskunft. Arghh, ach, schmacht. Ähm, wo waren wir? Ach ja. Bei der Mädchenfrage. Die geht nämlich so: Jungs, schwärmt ihr denn auch manchmal? Und wenn ja, wie? Zieht es euch dann auch immer so in den Fingerspitzen und wird es euch auch wohlig-wehmütig zumute? Auf der nächsten Seite liest du die Jungsantwort.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Die Jungsantwort Früher dachte ich ja immer, schwärmen, das geht nur in der Gruppe. Also in der Mädchengruppe, um genau zu sein. Schließlich muss man ja erstmal ein Schwarm sein, um zu schwärmen und das, was wir in den Anfangsjahren als typisches Verhalten von jungen Damen beobachtet haben, kam eine Vogelschwarm ziemlich nahe. Dieses kollektive Ausflippen angesichts von bestimmten Boygroup-Mitgliedern, dieses cliquenweise Anhimmeln von Zwölftklässlern die in der Rudermannschaft waren oder das gemeinsame Herumdrücken vor dem DJ-Pult. Das nahm ich als „Schwärmen“ an, ein kleines Verliebtsein das man mit anderen halbernst teilt, im Gegenteil zum richtigen großen Verliebtsein, das man lieber allein macht. Daraus ergibt sich schon, dass es für uns nicht so sehr als Zeitvertreib in Betracht kam. Wir hatten und haben nicht unbedingt diesen Gleichklang in Gefühlsdingen mit unseren Freunden, wir schmachteten lieber von Anfang an allein und schwärmten nicht miteinander rum. Lieber einsamer Wolf als Vogelschwarm, alles andere wäre uns tantig vorgekommen. Was du beschreibst, kennen wir aber natürlich, auch wenn wir es nicht so trennscharf und sofort definiert hätten. Wir sortieren dieses Gefühl einer dicken, stummen Zuneigung zu einem Menschen in unserer Nähe eher als Vorstufe des Verknalltsein in unseren übersichtlichen Gefühlswerkzeugkasten. Aber nicht lange und das ist vielleicht der noch deutlichere Unterschied zu euch: Wenn wir von einem Mädchen schwärmen, dann wollen wir zumindest versuchen, dem Schwärmen bald etwas Handfestes folgen zu lassen. Und sei es, wie in vielen Fällen, auch nur einen Korb. Das puristische für jemanden schwärmen, wie ihr es beschreibt, ein platonisches Begnügen, ist unsere Sache gar nicht. Auch weil wir diese Blickrichtung nicht so richtig gewohnt sind, die also jemanden freiwillig und ehrfüchtig hinter eine Glaswand stellt, an der ein Schild hängt: Do not touch. Bitte nicht falsch verstehen, wir vergöttern so im Durchschnitt vermutlich viel mehr als ihr, ja vielleicht ist dieses Vergöttern unsere Form von Schwärmen. Aber das Vergöttern der diversen Schönheiten, die einem am Wochenende so begegnet sind, geht ein bisschen anders. Es drückt sich vor allem darin aus, dass man es am Montag mit dem Kumpel doch mal kurz durchspricht, nämlich wie wahnsinnig scharf diese und jene Dame wieder gewesen ist und wie superhübsch und niedlich die andere. Indem wir das gemeinsam feststellen und abnicken, haben wir unseren Schwärm-Wunsch artikuliert und gut ist es. Wir wissen, wir werden vermutlich nie mit dieser dunklen Schönheit von schräg gegenüber ein Wort wechseln, aber wir haben sie schon als dunkle Göttin auf einen Sockel gestellt, Kumpel davon erzählt, EndsdieBraut, Alter. Basta. Damit ist die Sache für uns ganz sauber erledigt und ein bisschen ist es so, als hätten wir die Arme tatsächlich angetatscht, verbal halt und eher grob. Aber nur leise von Weitem an sie hinschwärmen, wäre uns zu wenig, das kommt uns schwach und hilflos vor. Wir sagen lieber einmal zu oft „Ich habe mich glaub’ in dich verliebt!“ als dass wir einmal zu oft stumm hinter einer herschmachten. P.S. Wenn ihr für uns schwärmt, ist das natürlich supernett. Bitte weitermachen, auch wenn wir nicht mehr in der Rudermannschaft sind. fabian-fuchs