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Jungs, wie lange haltet ihr es ohne Sex aus?
So, wir tauchen jetzt mal in die Untiefen der Langzeitbeziehungskiste ab, bitte Taucherbrille justieren und die Gehörgänge freihalten. Nach der allgemeinen, aber auch meiner persönlichen Erfahrung ist es ja so: Am Anfang einer jeden Beziehung ist der Sex hoch frequent und aufregend, lustvoll, mindestens aber lustig. Dann vergeht eine Weile und der Sex wird immer besser, weil wir uns jetzt trauen, unsere Wünsche zu formulieren und uns immer besser aufeinander einspielen. Wir schämen uns nicht mehr voreinander und vertrauen einander immer mehr.
Allerdings nimmt gleichzeitig auch die Sexfrequenz fast zwangsläufig ab. Das hat zum einen mit dem Übergang vom manischen Karnickel-Stadium der ersten Verliebtheits-Phase in die ruhigeren Gewässer der Langzeitbeziehung zu tun. Es hat auch etwas mit unseren Hormonen zu tun, die sich wieder auf Normalniveau einpendeln. Und damit, dass irgendwann auch wieder das normale Leben Einzug nimmt in die Welt der Verliebten. Nach einigen Monaten kann man einfach nicht mehr ignorieren, dass man acht Stunden Schlaf braucht, wenn man nicht wie ein Zombie herumwandeln will. Oder es um die Zweierblase herum noch andere Menschen gibt, die Anspruch auf Aufmerksamkeit haben. Ach so, und dann wäre da noch der Komplex Schule, Studium, Arbeit. Macht sich ja auch nicht von selbst.
All das führt also dazu, dass sich das Sexleben einpendelt auf eine Frequenz, mit der beide Partner einigermaßen zufrieden leben können. Zwei mal pro Woche ist so der allgemein anerkannte Idealfall für Langzeitbeziehungen, nicht unerreichbar oft, aber auch nicht so selten, dass man sich am liebsten siezen würde, wenn man sich mal wieder nackt sieht. Kommt jetzt zu dem ganzen Alltagskrimskrams noch eine Ausnahmesituation dazu – sei das ein Kummer, beruflicher Stress, eine Krankheit oder gar ein Kind – dann bringt das die austarierte Balance des Sexlebens noch weiter durcheinander und es kommt mitunter zu echten Dürreperioden im Bett, die Tage-, Wochen-, manchmal sogar monatelang andauern können.
Ganz allgemein gesprochen kommen Frauen mit solchen Durststrecken besser klar als ihr. Klar vermissen wir den Sex, aber wenn unser Kopf voll mit anderem Zeugs ist, dann vermissen wir ihn ungefähr so existentiell wie ein Stück Schokoladenkuchen zum Tee am Nachmittag: wäre jetzt schon total super, aber wenn nicht, kaufen wir uns halt ein Hanuta oder lassen es ganz bleiben.
Bei euch Jungs dagegen haben wir dank unserer popkulturellen Vorprägung immer eher das Gefühl, als könntet ihr solche sexlosen Zeiten nicht so gut wegstecken. Stichwort Samenstau und blaue Eier....
Ist das denn so, wie in Dokumentarfilmen á la „American Pie“ dargestellt? Explodiert ihr, wenn ihr nicht regelmäßig Sex mit uns haben könnt? Oder sind das wieder nur die alten Vorurteile von euch virilen Sexrobotern, die da bemüht werden?
Die Jungsantwort von lucas-grunewald:
Ich verstehe, der gute alte Samenstau, ein schwer zu diskutierendes Schattenthema in Beziehungen! Höchste Zeit also, da mal ein wenig mit der Taschenlampe reinzufunzeln. Es gibt ja, da hast du ganz recht, den immer wieder gern aus der popkulturellen Schublade gezogenen Mythos vom Mann als Wasserbombe. Die Analogie geht wie folgt: Ein leerer Luftballon wird über einen Wasserhahn gestülpt und der Hahn aufgedreht. Nimmst du den Ballon irgendwo bei mittlerem Füllpegel vom Hahn, kannst du ihn locker zuknoten und durch den Garten werfen. Alles ist gut. Wartest du jedoch länger, ihr ahnt es schon: Platsch, bist du selber nass.
Was in einschlägigen Highschool-Komödien suggeriert wird, wenn ein Mann eine Frau nach neunwöchiger Klausur wiedertrifft und seine Liebste beim eilig herbeigeführten Geschlechtsverkehr stante pede an die Decke spritzt: Ihr Mädchen seid sozusagen die Wasserbomben-Befüller. Nehmt ihr uns Männer immer schön rechtzeitig vom Hahn, ist alles fein. Aber wehe, ihr wartet zu lang.
Im Prinzip ist diese zugespitzte Darstellung auch gar nicht so falsch – Sex hat für uns Jungs eben doch immer auch eine Art Ventilfunktion. Auf die rein optischen Ähnlichkeiten bestimmter Jungs-Körperteile mit einer Wasserbombe muss ich hier bestimmt nicht weiter eingehen.
Jedenfalls, und da sind wir mal wieder weit weniger kompliziert als ihr vermutet, entwickelt man als durchschnittlich befickter Junge spätestens in den Zwanzigern so seine Abwehrmechanismen, für den Fall dass gerade längerfristig niemand zur Hand ist, der die Wasserbombe rechtzeitig vom Hahn nimmt – sei es wegen Kummer, Krankheit oder Kind. Diese Abwehrmechanismen spielen sich gerne in der Nähe der Duschkabine ab. Und ja, ihr ahnt es schon wieder, sie sind seit der Erfindung des Breitband-Internets samt einschlägiger Nackedei-Portale wesentlich einfacher auszuführen als früher. (Meine Freundin spricht nach längerer Abwesenheit und angesichts zerknüllter Taschentücher rund um mein Bett gerne vom "Männerschnupfen".)
Apropos Freundin: Der Beziehungsstatus, den du ansprichst, hat nach meiner Erfahrung mit diesem regelmäßig notwendigen Vorgang des Selbst-Entleerens gar nicht so viel zu tun. Die besagte Freundin litt im letzten Indonesien-Urlaub wochenlang an fiesen Magendarm-Infekten, und der Urlaub, der ursprünglich als flitterwochenhafter Rammeltrip geplant war, entpuppte sich für mich als die reinste Wasserbomben-Dehnübung. War aber nur halb so schlimm – denn jedes drittklassige Hostel hat ja zum Glück eine Duschkabine.