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Jungs, wie findet ihr eigentlich Muskeln bei uns?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Manchmal stellen wir uns vor den Spiegel, um halb ernst, halb aus Spaß unsere Muskeln zu checken. Wir heben die Arme rechts und links in die Höhe und spannen an. Mit sehr, sehr viel Mühe erkennen wir dann da, wo der sogenannte Bizeps sein soll, kleine Hubbelchen. Nicht schlecht, denken wir kurz. Und dann denken wir: Ok, eigentlich voll schlecht! Und dann ist es uns aber auch schon wieder ziemlich egal, wir lassen die Arme sinken und suchen uns was zum Anziehen raus.

Wir Mädchen wollen vielleicht dünn sein, wollen unter keinen Umständen Schwabbelarme haben, Kartoffelstampf-Beine erst recht nicht, wollen, dass unser Bauch nicht weiter vorsteht als unsere Brüste und lauter so dämlichen Quatsch - aber direkt "Muskeln" wünschen wir uns eigentlich nie. Hanteltraining, Klimmzugstangen im Türrahmen, Sixpack-Ambitionen, im schlimmsten Fall auch noch Eiweißshakes, dieses ganze Muskel-Schönheitsideal ist irgendwie ein Männerding. Es sei denn, man ist eine halbverzweifelte Frau über 50 und sieht im Muskelaufbau die einzige Jugenderhaltungsmaßnahme jenseits des Liftings (Madonna oder neuerdings auch Sandra Bullock).

Wenn man mal drüber nachdenkt, warum das so ist, fallen einem nur lauter blöde Klischees ein Frauen sind eben das zartere Geschlecht, wuchtige, kantige Formen stehen ihnen eben nicht so gut, nur ein paar Muskeln zu viel können ihnen schon ein transsexuelles Erscheinungsbild geben, und das ist ja wohl höchst unsexy, bla bla bla. Leider stimmt es irgendwie auch. Männer brauchen viel länger, bis sie die Überdosis Muskeln erreicht haben und nur noch nach Actionfigur aussehen.

Aber wie ist das denn eigentlich wirklich bei euch? Steht ihr vielleicht doch auf Frauen-Muskeln und wir wissen gar nichts davon? Ich meine, manchmal, so ganz manchmal, wenn wir besoffen irgendwo rumhängen, hören wir aus euren Mündern ja doch so Bemerkungen wie: "Mmmh, die hat so einen geil durchtrainierten Bauch" oder "Tighte Arme!". Fragen wir euch aber mal nüchtern danach, seid ihr immer recht zahm und brav und sagt: "Och Quatsch, wer will denn so einen brettharten Körper anfassen, das Bäuchlein ist der absolute Hammer, lass den bloß so wie er ist!"

Jungs, bitte aufklären: Wie ist das mit Mädchenmuskeln?

Auf der nächsten Seite liest du die Jungsantwort von Elias Steffensen.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Jetzt mach mir die Bullock nicht madig! Die mag schon kleinere Charisma-Defizite haben, aber ihr Trainingslevel in "Gravity" ist dafür nicht verantwortlich. Das geht schon noch sehr in Ordnung. Und Madonna ist ja auch ein anderes Thema. Da stören viel weniger die Muskeln als dieser ganz schlimm verbissene Drang, das wahre Alter zu verdrängen. Der zerstört das Cool, das für echte Pop-Phänomene so wichtig ist. Weil Cool und verbissen, das geht eben nicht zusammen. Nie.  

Ich wollte übrigens eigentlich eine dieser gescheitelten »Wir lieben euch so, wie ihr seid, egal, wie ihr seid«-Antworten schreiben. Und eine Galionsfigur für meinen Kampf gegen die Oberflächlichkeit hatte ich auch schon: She-Ra. Die Prinzessin der Macht. Für die Jüngeren: She-Ra ist die Zwillingsschwester von He-Man (für die ganz jungen: Wenn ihr den nicht kennt, hier der Link zur Bravo.) und darin der Versuch, auch Mädchen Mattel-Actionfiguren zu verkaufen. She-Ra hat wallendes Haar, wie He-Man eine Tarnidentität (Adora), und reitet, wenn sie nicht gerade Monster in furiosen Schwertkämpfen bezwingt, auf einem geflügelten Einhorn durch die Lüfte. Und ich fand sie auf eine Art, die ich im Rückblick nur als sehr verwirrend beschreiben kann, ziemlich gut.  

Das Problem ist nur: Meine Erinnerung hat mir einen Streich gespielt. Ich dachte nämlich, immer wenn die züchtig zarte Adora ihr Zauberschwert hebt, verwandelt sie sich in ein amazonenhaftes Muskelweib. Tatsächlich ist Adora aber nicht züchtig (sie trägt so einen komischen Spanndex-Body wie Madonna im "Hung-Up"-Video) und She-Ra nicht muskulös. Dafür hat sie einen tiefen Ausschnitt. Und als ich das gesehen habe, musste ich mich erst ärgern, dann lachen und dann dachte ich mir: Wem willst du eigentlich was vormachen?!  

Also: Nein, wir mögens nicht, wenn ihr ausseht wie ActionfigurInnen. Ich habe kurz überlegt, ob das etwas damit zu hat, dass wir es komisch fänden, wenn ihr plötzlich stärker wärt als wir. Weil wir ja auch keine durchtrainierten Viecher sind - also bis auf den Pumper-Stremmel. Aber das ist nicht der Punkt. Es geht schon um eine gesellschaftlich geprägte Ästhetik: Weibliche Formen sind das tollste, was die Natur je geschaffen hat - wobei das meiner Meinung nach ja ein paar Kanten überhaupt nicht ausschließt. Und eure Bäuchlein sind dabei einfach tausendmal schöner, als V-förmige Oberkörper und baumdicke Muskelschenkel. Extremen Körperkult finden wir nämlich genauso blöd wie ihr. Alles davor ist Verhandlungssache.  

Wenn ihr den Bauch also doch mal bretthart tragen wollt und die Arme "tight", dann soll's uns auch Recht sein. Allerdings eher, wenn ihr das mit einem Sport tut, der euch Spaß macht und von dem ihr mit diesem selig erschöpften Lächeln und dem niedlich glühenden Kopf heimkommt. Der zeigt uns nämlich, dass es für euch dieselbe Plackerei ist wie für uns und dass ihr eigentlich doch auch lieber besoffen in Bars mit uns rumhängt als an Klimmzugstangen im Türrahmen.

http://www.youtube.com/watch?v=LRq9byN_fdQ


Text: martina-holzapfl - Cover: Francesca Schellhaas / photocase.com

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