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Jungs, was macht es mit euch, wenn ihr keinen hochkriegt?
Liebe Jungs,
ein bisschen lustig ist es ja schon, wenn ihr keinen hoch bekommt. Natürlich nicht der Tatsache wegen, sowas kann ja mal passieren. Sondern deshalb, weil wir dann zuverlässig immer den gleichen Satz von euch zu hören bekommen: „Komisch, sonst passiert mir das nie.“
Wirklich? „Nie“? Wenn das stimmen sollte, wäre das vermutlich ein ziemlich vernichtendes Urteil für die Frau oder den Mann, mit der oder dem ihr gerade Sex haben wolltet. Denn die oder der muss sich ja wirklich ziemlich, ziemlich schlecht angestellt haben, damit euer „sonst so zuverlässiger“ Penis dieses „eine Mal“ dann doch schlapp macht beziehungsweise schlaff bleibt. Oder?
Als wir noch jünger und sexuell nicht besonders erfahren waren, haben wir uns in solchen Situationen Gedanken und Vorwürfe gemacht. Bin ich nicht sexy genug? Mache ich ihm Angst? Hab ich die Zeichen falsch gedeutet und ihn in eine Situation gelockt, in der er nie sein wollte?
Schämt ihr euch, wenn es nicht so richtig funktioniert?
Die meisten von uns haben inzwischen aber herausgefunden, dass euer Penis immer wieder mal unmöglich macht, was ihr gerne hättet. Ihr bekommt im Suff keinen hoch? Könnt vor Aufregung die Erektion nicht halten? Kommt so früh, dass wir zwischen Eindringen und eurem Orgasmus nicht mal blinzeln konnten? Kein Problem, zumindest kein echtes. Ein Körperteil ist eben keine Maschine!
Wir zweifeln deshalb nicht gleich an eurer Attraktivität oder unserer Beziehung zueinander. Aber anhand eurer immergleichen Reaktion haben wir oft das Gefühl, dass das bei euch anders ist. Ihr rechtfertigt euch schließlich sofort mit dem Satz „Das passiert mir sonst nie“ – und wollt dann auch nicht mehr weiter über das Thema sprechen.
Aber warum eigentlich? Was macht es mit euch, wenn ihr im Bett mal „versagt“? Wenn ihr uns und euch nicht so richtig befriedigen könnt? Und was, wenn das leider nicht „sonst nie vorkommt“, sondern ihr ein echtes Problem habt? Es gibt in Deutschland schließlich vier bis sechs Millionen Männer mit Erektionsstörungen. Die meisten davon sind älter – aber auch junge Leute haben damit zu kämpfen. Und das Problem mit dem „zu früh kommen“ ist ja tatsächlich eher eins, das vor allem junge und im Bett noch nicht so erfahrene Männer haben. Redet ihr da nur mit uns nicht gerne drüber oder verschweigt ihr euch das auch gegenseitig? Schämt ihr euch, wenn es nicht so richtig funktioniert? Und habt ihr Angst davor, dass wir euch deswegen für unmännlich oder unattraktiv halten könnten?
Erklärt doch mal – am besten ohne wilde Rechtfertigungen. Die braucht es ja gar nicht.
Eure Mädchen
Die Jungsantwort:
Liebe Mädchen,
zuerst einmal: Wir haben nicht nur „Komisch, sonst passiert mir das nie“ in petto, sondern auch „Ich hab gerade wirklich viel Stress“, oder „Ich hab einfach echt ein bisschen viel getrunken“. Beides valide Möglichkeiten, aber meistens – wenn wir nicht versuchen, unser Ego durch Notlügen und Rechtfertigungen zu schützen – wissen wir einfach nicht, woran es liegt, wenn wir keinen hochkriegen.
Erstens: Wenn der Penis nicht so will wie wir, kann das auch medizinische Gründe haben. Von Herz-Kreislauf- und Stoffwechselproblemen bis hin zu Diabetes: Die körperliche Gesundheit hat großen Einfluss darauf, ob unser Penis hart wird und wie schnell wir kommen. Also würde es sich durchaus lohnen, zum Arzt zu gehen – eine Sache, die wir grundsätzlich gerne umgehen.
Häufiger sind aber wohl psychische Gründe. Es ist sehr angenehm zu hören, dass es kein echtes Problem für euch ist, wenn wir mal zu früh kommen oder gar nicht, doch das erzählt uns mit 14 oder 15 leider niemand. Da gehen die Sorgen aber los. Bei all dem Drama, das auf dem Weg zum ersten Mal lauert, ist die Angst vor dem Zu-Schnell-Kommen definitiv sehr weit vorne. Und das ändert sich auch in den nächsten Jahre nicht, während der Austausch mit Leidensgenossen gegen Null geht. Etwas, das leider auch im Erwachsenenalter so ist. Also: Ja, wir verschweigen uns auch gegenseitig, wenn unser Penis nicht so will wie wir.
Wenn das immer wieder passiert, können wir den Sex nicht mehr wirklich genießen
Vor allem, wenn man einander noch nicht so gut kennt, kann man beim Sex eben auch viel falschmachen. Dann kann ein Finger an der falschen Stelle zum Turn-Off werden, genauso wie schmerzhafte Stellungen oder das Gefühl, dass es irgendwie doch nicht so passt. Wenn zwei Menschen miteinander schlafen, die sehr unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was guter Sex eigentlich ist, kann das schiefgehen. Eine mögliche Auswirkung: Wir machen schlapp.
Genau wie es uns auch mit Ende Zwanzig immer noch passieren kann, dass wir die Ziellinie verfrüht erreichen. Entweder hatte man schon länger keinen Sex mehr. Oder irgendwas an dem, was ihr tut oder wie ihr ausseht, ist so erregend, dass wir uns einfach nicht mehr kontrollieren können – immerhin eher ein Kompliment für euch. Doch dann haben wir Angst davor, dass wir beim nächsten Mal wieder zu früh kommen.
Und wenn das immer wieder passiert, können wir den Sex nicht mehr wirklich genießen, vollkommen unabhängig von euch. Weil wir die ganze Zeit nur darauf bedacht sind, nicht zu viel Spaß zu haben. Diese ganze Verkopftheit kann natürlich ganz schnell auch ins andere Extrem umschlagen. Dann wird unser Penis vor lauter Druck nicht mehr richtig steif oder wir kriegen gleich gar keinen mehr hoch.
Der Kopf blockiert dann also, wozu der Körper in der Lage wäre. Womit wir dann auch wieder bei der Angst wären, eben doch nicht dem Stereotyp vom gut gebauten Über-Hengst zu entsprechen, der nie Probleme im Bett hat und die ganze Nacht oder mindestens zweistellig nacheinander kann.
Und anstatt mit euch darüber zu reden – wie wir es beim Sex allgemein öfter tun sollten – schweigen wir lieber oder flüchten uns in Ausreden. Weil: Zuzugeben, dass vielleicht wirklich etwas nicht stimmt, würde unser Problem ja erst zu einem machen. Und nur damit eigentlich eine Lösung ermöglichen.
In der Hoffnung, beim nächsten Mal zumindest den Mut aufzubringen und mit euch darüber zu sprechen, wenn es nicht funktionieren sollte.
Eure Jungs