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Jungs, was ist euer Gegenstück zum Girl Crush?

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Die Mädchenfrage:

Tina Fey war der Auslöser. Meine Freundin Debra verfiel auf dem Nachhauseweg von der Uni ins Schwärmen. Wie toll die amerikanische Autorin und Komödiantin sei, so witzig, so schlagfertig, so cool, ach ja, und ziemlich heiß. „I have a girl crush on her.“ „Ehm, girl crush?“ Herrschaftszeiten, diese Amis, dachte ich. Noch eine Wortkreation, die sich nach High School und Cheerleader-Sprech anhört. Doch das, was Debra dann als girl crush erklärte, erlebe ich regelmäßig. Mir fehlte einfach nur die, zugegeben etwas dämliche, Mädchen-spezifische Bezeichnung: Man hat einen girl crush, wenn man ein anderes Mädchen aufregend findet. Man schwärmt, manche kriegen sogar Herzklopfen. Es ist aber nur eine Light-Version des Verknalltseins: Denn es ist nicht das Ziel, in den Schlüpfer der platonisch Angebeteten zu gelangen.

Gleich drei girl crushes fielen mir auf Anhieb ein. Schauspielerin Chloë Sevigny, wegen ihres Kleidungsstils. Anna Maria Mühe. Und auch die Trainerin vom Unisport, die aussieht, als könne sie in ihrer Armbeuge Walnüsse knacken. Die Personen meiner Begeisterung kenne ich nicht, beziehungsweise kaum. Der Vorteil: Man kann der Realität ein Schnippchen schlagen, die schlechten Eigenarten übersehen. Vielleicht ist Anna Maria Mühe  eine pedantische Besserwisserin, Chloë Sevigny eine selbstverliebte Pute, die ihre Klamotten vom Stylisten bekommt und vielleicht kann die Sporttrainerin auch gar keine Nüsse in ihrer Armbeuge knacken. Für den girl crush sind solche Trivialitäten des Alltags egal. Denn ein bißchen Verliebtsein erhellt den Tag und erhöht den Adrenalinspiegel. Der girl crush bricht einem niemals das Herz. Oder aber aus dem girl crush wird eine Freundschaft. Das wäre der allerbeste Fall.

Bei euch Jungs ist mir allerdings so ein platonisches Verliebtsein noch nie aufgefallen. Schwärmt ihr für manche Männer, obwohl ihr keinerlei Ambitionen habt, mit diesen Kerlen unter der Dusche zu stehen? Gibt's bei euch denn überhaupt so etwas wie einen boy crush? Oder zeigt ihr es einfach anders?

PS: Übrigens Jungs, es zählt nicht, wenn ihr euren Mitbewohner oder Grundschulfreund toll findet. Dafür haben die Angelsachsen eine andere Bezeichnung: Die Bromance, eine brüderliche platonische Romanze. Aber darüber sprechen wir ein anderes Mal.    


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Die Jungsantwort:

Jetzt habe ich wirklich lange über deine Frage nachgedacht und muss trotzdem sagen: Nein, also eine genaue Entsprechung zu diesem Phänomen, einen Boycrush, gibt es eigentlich nicht. Denn wenn ich das richtig verstehe ist euer Girlcrush ja nicht nur ein klassisches Vorbild, dem man aus bestimmten Gründen nacheifert , sondern eher so eine Art schwärmerische Gesamtzuneigung feat. kleiner Kitzel des Unkonventionellen wg. gleiches Geschlecht. Es hat also eher nichts damit zu tun, dass wir zwar mal Mehemt Scholl sympathischer fanden als andere Fußballer, denn niemals hätten wir das mit unsachlichen Schwärmereien ( „Der Scholli ist einfach so woooow, wie er geht, wie er spricht, was er darstellt!“) hinreißen lassen. Nein, da musste dann schon gesagt werden, dass er für einen Fußballer ja einen ganz guten Musikgeschmack hat oder dass er in die gleichen Clubs geht wie wir, und deswegen ist er uns irgendwie näher als Stefan Effenberg oder so. Aber es hat zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise mit Verliebtheit zu tun.

Am ehesten scheint mir noch eine gewisse kultische Verehrung für Bands und Musiker dem Girlcrush nahezukommen, weil wir dabei die Ebene des Rationalen verlassen und der Lieblingsband ungefähr die gleiche Aufmerksamkeit zollen, wie einem Mädchen auf das wir stehen, dem wir das aber niemals sagen werden. Man beobachtet sie genau, nimmt Mühen auf sich um ihnen nahe zu sein, sammelt jeden Fitzel an Information und alle anderen müssen sich daran messen lassen. Trotzdem würde natürlich kein Junge sagen, er wäre ein bisschen in Evan Dando von den Lemonheads verknallt gewesen, selbst wenn es nach euren Girlcrush-Definitionen vielleicht so war. Aber ganz einfach weil das Prinzip und der Begriff „Verliebtsein“ unter Jungs noch nicht diese Fluktuation und Grenzüberschreitung erlebt, denken wir meistens überhaupt nicht daran, das so einzuordnen. Ich meine, wir sagen das ja schon sehr selten, wenn wir über Mädchen sprechen. Aber: Da ist ein Typ, der macht tolle Sachen und spricht uns irgendwie ganzheitlich an? Ist gleich: Joah, ganz guter Typ, irgendwie. So ordnen wir das ein, viel mehr gestatten wir uns nicht.

Allerdings reicht das auch. Ich weiß nicht, was es bringen würde, den Kumpels zu erzählen: „Oh Gott, ich stehe voll auf Anderson Cooper, seine Anzüge, seine Haare und wie mutig er ist.“ Selbst wenn es sich eigentlich so verhält, brächte uns das keinen Distinktionsgewinn sondern eher das Gegenteil. Vielleicht sind unsere zwischenmenschlichen Raster nicht so fein wie eure und wir sehen den Unterschied einfach nicht so genau. Viel wahrscheinlicher scheint mir aber, dass wir andere Männer nie dieser ganz speziellen Mischung aus Konkurrenz- Neugier- und Selbstabgleichs-Prüfung unterziehen, so wie ihr das jeden Tag und mit jedem Mädchen macht, das euch im Flur entgegen kommt. Wenn ihr dabei, wie im Beispiel mit der göttlichen Tina Fey, in allen Kategorien eher unterliegt, scheint mir ein Girlcrush die perfekte Möglichkeit zu sein, das in etwas Positives umzumünzen, diese Frau sozusagen als große Schwester einzuordnen und sie damit außer Konkurrenz zu stellen. Ist es nicht ein bisschen so?

max-scharnigg

Text: fiona-webersteinhaus - Foto: miss.sophie/photocase.com

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