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Jungs, was haltet ihr eigentlich vom Playboy und Hugh Hefner?
Hugh Hefner ist gestorben. Das ist jetzt keine schockierende Nachricht, schließlich kann man mit 91 Jahren schon mal guten Gewissens diesen Planeten verlassen und noch dazu, wenn man der Welt so viel gegeben hat: aus 1000 geliehenen Dollar hat Hefner ein Imperium aus dem Boden gestampft, dessen bekanntestes Produkt bis heute überlebt hat – was in Zeiten von Pornhub und co. ein kleines Wunder ist. In diesem Sinne wollen wir die heutige Mädchenfrage diesem Phänomen widmen und von euch Jungs wissen: Klingelt da was, wenn ihr den Playboy-Bunny seht? Hat der Playboy für euch Relevanz? Was verbindet ihr, die Generation Youporn, eigentlich noch mit diesen Heften?
Moritz Bleibtreu hat zuletzt in einem (na klar) Playboy-Interview erzählt, er hätte dank des deutschen Playboys sehr lange gedacht, Frauen seien zwischen den Beinen immer schwarz, weil in seiner Jugend die Fotos in diesem Bereich sehr spärlich ausgeleuchtet waren. Erst als er ein amerikanisches Exemplar in die Hände bekam, merkte er, dass an der weiblichen Anatomie doch noch ein bisschen mehr dran ist.
Mir scheint, fast jeder Mann, Junge oder Typ, der vor dem Jahr 2000 geboren wurde, hat seine ganz eigene Geschichte mit dem Heft. Aber welche war das bei euch? Was verbindet ihr mit dem Playboy? Würdet ihr ihn heute kaufen? Und war Hugh Hefner ein stilistisches Vorbild oder Frauenaufreißer-Idol für euch?
Die Jungsantwort
Liebe Mädchen,
ich habe in meinem Leben schätzungsweise fünf Mal einen Playboy käuflich erworben. Zwei dieser Käufe fanden im Rahmen von Junggesellenabschieden statt, zwei waren Verlegenheits-Geburtstagsgeschenke für WG-Mitbewohner beziehungsweise Fußball-Mannschaftskollegen. Einer geschah aus Langeweile während eines Aufenthalts in einer Flughafenwartehalle, der Flug hatte mehrere Stunden Verspätung.
Ihr merkt schon: Relevanz ist hier eher nicht im Spiel. Ich kann gerne noch mal erläutern, warum:
Der Playboy funktioniert als Produkt ja auf mehreren Ebenen. Erstens gehts da um Frauen und Sexphantasien. Auf dieser Ebene befriedigt der Playboy das, nennen wir es mal: Wichsvorlagen-Bedürfnis. Als Antwort darauf ist der Playboy, wie du schon richtig vermutest, für den Durchschnittsvertreter der Generation Youporn natürlich heutzutage ziemlich irrelevant. Weil schwerer verfügbar, weil weniger explizit, weil kein Bewegtbild.
Männer, die heute älter als 30 sind, haben mit 13 wahrscheinlich mal einen im Zeitschriftenladen mitgehen lassen
Zweitens ist da das Distinktionsbedürfnis. Neben Frauen sind im Playboy Sportwagen, Zigarren, Anzüge und anderer Männernippes zu sehen. Sachen, die Männern dabei helfen sollen, sich ein bisschen wie James Bond zu fühlen. Die einen Schüler und Studenten aber auch nicht so ansprechen, sondern eher die geldigen, Herrenwitze reißenden älteren Typen, die wir lieber nicht werden wollen, wenn wir mal groß sind.
Drittens gibt es die Theorie vom Bildungsbedürfnis: Die besagt, dass wir den Playboy wegen der interessanten Interviews und der tollen Reportagen kaufen. Was, wenn ich nicht vollkommen realitätsfern bin, nicht stimmt, sondern bestenfalls eine Ausrede ist. Wenn zwei Jungs über den Playboy reden, ist ja die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass einer mit Augenzwinkern sagt, er kaufe den immer wegen der tollen Reportagen.
Früher mag all das anders gewesen sein – vor allem, was die Wichsvorlagen-Ebene anbelangt. Vor dem schnellen Internet war der Playboy die bessere Alternative zu den deutlich geschmackloseren Heften im Zeitschriftenregal und den “Sexy Sport Clips”, die nachts im Fernsehen auf DSF liefen und beispielsweise nackte Frauen beim Werfen von Basketbällen zeigten. Männer, die heute älter als 30 sind, haben mit 13 wahrscheinlich mal einen im Zeitschriftenladen mitgehen lassen und in der Kinderzimmer-Schublade unter den alten Klassenfotos versteckt. Die Jüngeren unter uns hatten das schon nicht mehr nötig. Und heute? Keiner von uns braucht den Playboy, wenn er nackte Frauen sehen will.
Vor allem als Marke ist der Playboy aber zu etwas geworden, das mit unserem Leben nicht wirklich was zu tun hat. Das Männer- und Frauenbild der Playboy-Welt können wir nicht ernst nehmen. Eher finden wir es altbacken, überholt und dumm. Höchstens taugt es in manchen Jungssituationen mit niedriger Humorschwelle noch für ironische Witze. Der eine schenkt dem anderen einen Playboy, haha, schau Digger, hast ja schon lange keine Freundin mehr, gell? Diese Exemplare stranden dann in WG-Badezimmern, vielleicht hängt das Ausklapp-Bunny auch mal kurz als ironische Überraschung an der Klotür. Zumindest, bis es wieder abgehängt wird, weil eine Freundin zu Besuch kommt und es uns zu peinlich ist.
Insofern rief auch der Tod von Playboy-Erfinder Hugh Hefner bei den wenigsten von uns große Gefühlsausbrüche hervor. Für uns war er immer schon der alte Mann in seltsamen Mänteln, der sich mit zu jungen und zu unechten Frauen in seiner Grotte vergnügt. Dass er in den prüden US-Fünfzigerjahren eine sexuelle Revolution mitangezettelt und ein Club-Imperium mit glamourösen Partys aufgebaut hat? Haben wir erst jetzt in den Nachrufen wieder gelesen. Wenn wir sie überhaupt gelesen haben.