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Jungs, warum sieht es bei euch zu Hause immer so schlimm aus?

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Obwohl ich kein Einrichtungs-Genie bin und mich nur peripher für Designer-Möbel interessiere, habe ich mein WG-Zimmer einigermaßen wohnlich gestaltet. Im Zimmer stehen Bett, Plattenregal, Bücherregal und ein Schreibtisch. Alles da, so wie auch bei euch. Der Unterschied: Bei mir sieht es gut aus, so wie bei den meisten Mädchen. Bei euch sieht es oft eher aus wie Arsch und Friedrich. Nach außen gebt ihr den Styler-Helden, achtet auf Kleidung, Frisur und Figur. Aber wenn wir mal zwecks Anbahnung geschlechtlicher Zweisamkeiten zu euch nach Hause kommen, meint man, ihr hättet erst am Tag vorher überstürzt euer Kinderzimmer in eine Plastik-Tüte gepackt und in der neuen Wohnung ausgeleert. Und ich spreche hier nicht von vollgemüllten Zimmern und auch nicht von vom Prekariat geprägten kargen Mönchszellen. Sondern von ganz normalen Jungs-Zimmern, denen man sofort die völlige Wurschtigkeit ansieht, mit der sie eingerichtet wurden. Dabei meine ich oft so etwas wie Gestaltungswillen in diesen Zimmern wahrnehmen zu können. Zum Beispiel die Supermarkt-Paletten, die ihr statt einem Bett verwendet. Irgendeinen Plan hattet ihr, als ihr die besorgt habt. Aber welchen? Oder die Poster, die ihr an die Wand hängt – ein eindeutiges Zeichen von Gestaltungswillen. Aber warum Michael Schumachers Kinn in Großaufnahme? Ist euch Wohnen völlig egal? Auf der nächsten Seite kannst du die Jungs-Antwort lesen


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ganz was Leichtes, diese Frage, dachte ich zunächst. Aber ha! Nach einem Arbeitstag großräumigen Nachdenkens kann ich nicht anders als dir nun zwei mögliche Wege aufzuzeichnen, auf denen man eventuell zu einer Antwort spazieren könnte. Weg 1: Wir streben dem Minimum zu In meiner sehr frühen Jugend, nennen wir es Kindheit, war mein Zimmer ein mit Buntheit und Tand gepflastertes Museum eines kleinen Menschen, der auch „Humboldt“ hätte heißen können, zumindest was das neugierige Element betrifft. Ich war der typische „Sendung mit der Maus“-Kunde, der vermeintlich interessante Fundstücke wie Steine, Lieferscheine und Kondome auf Sideboards ausstellte oder in Schubladen hortete. Ein kleiner Mensch, der Sand aus Spanien in Gläsern konservierte und Autogrammkarten von Waldhof Mannheim-Spielern an die Wände klebte und Tapeten schon damals für eine eher gestrige Erdfindung hielt. Meine Boris Becker-Poster waren von monströsen Maßen und was Boris noch an weißen Flecken auf der Wand übrig ließ, nahmen die Fußballmannschafts-Gruppenaufnahmen aus dem Kicker-Bundesliga-Sonderheft in Beschlag. Von Inneneinrichtung konnte dabei keine Rede sein, von einem gewissen Gestaltungswillen allerdings schon: Wenn es um Zimmereinrichtung geht, bevorzugen Jungs eine Art Dokumentation ihrer Persönlichkeit, zumindest zu Kindeszeiten. In der Pubertät kommt noch mehr Sportkram und ein bisschen Popkram an die Wand, bis das Abitur einen zum Aufhängen eines amtlichen Che Guevara-Posters oder eines geklauten Stop-Schildes befähigt. Der Weg der jungsigen Inneneinrichtung geht also von Boris zu politisch zu abstrakt und dann hin zu: nix. Denn der Kerl strebt zum Minimum, er strebt danach, seine Persönlichkeit nicht mehr ausdrücken zu müssen, sondern sie allzeit auszustrahlen. Wenn dir diese Erklärung mindestens soviel Glaubwürdigkeit ausstrahlt wie die Auferstehungsgeschichte, dann versuchen wir es mit Weg zwei. Weg 2: Schmückendes ist uns fremd. Seit wir denken können, gibt es euch nur mit Zubehör. Mit Armreifchen und Ringchen und Rüschen und Schminke und Handtasche und Tages- und Nachtcreme und in den Wohnungen: mit Klimbim. Uns gibt es immer nur in der Grundausstattung und auch wenn Pariser und Mailänder Couturisten versuchen, uns immer wieder was anzuhängen, wir tun es doch wieder runter. Mädchen tauchen gern mit einer Art Fanfare vorneweg auf. Ob das gelernt ist oder genetisch oder ob sich das gerade irgendwie ändert, sei mal dahingestellt. Es soll nur festgehalten sein, dass im Goutieren und Wahrnehmen von i-Tüpfelchen jedweder Couleur ihr Mädchen die Besseren seid. Woher kommt es sonst, dass man uns so selten bei einer Portion Tee unterm rotleuchtenden Lampenschirm beim Lesen eines Buches, eingehüllt in eine samtene Tagesdecke antrifft? Wir haben nicht mal Kerzen im Haus. Und Blumen bekommen wir auch nie, Blumen bekommt immer ihr. Während wir uns das Bemerken von Gestaltungs-Clous erst antrainieren müssen, schafft ihr das ohne Mühe. Das ist schon toll. Wo immer der Grund dafür liegen mag. Ich kenne ihn nicht. Man könnte fast neidisch werden. Penni, darf ich das Wochenende in deiner Wohnung verbringen? johannes-siebold

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