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Jungs, warum liegen immer Hanteln unter eurem Bett?
Die Mädchenfrage
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Letztes Wochenende ist mein alter Schulfreund, Ex-Freund und immer noch guter Freund Thomas umgezogen und hatte seinen gesamten Bekanntenkreis zum Helfen verdonnert. Als wir sein Bett hochstemmten, kamen darunter allerlei Sachen hervor - Staub, Kabelsalat, eine Jeansjacke und: Hanteln. Bei den Hanteln musste ich kichern. Und zwar nicht nur im Zusammenhang mit dem schon stark schwitzenden Thomas. Als mein älterer Bruder von zu Hause auszog, waren unter seinem Bett ebenfalls Hanteln gelegen, die er dann meinem jüngeren Bruder vererbte, der sie wiederum meiner Mutter hinterließ, als er ging. Die schleppte die Dinger, „weil sie noch kaum benutzt waren“, tatsächlich auf den Gemeindeflohmarkt und verkaufte sie dort „gleich als erstes Gschäftle“ wieder an ein Jungen aus der Nachbarschaft, 14 Jahre alt. Also, was ist das für ein Ding, Jungs, mit euch und den Hanteln? Wollt ihr wirklich alle irgendwann mal Bodybuilder werden? Oder zumindest einen straffen Bizeps haben? Und woran genau scheitert dieses Unterfangen dann? Oder sind das nur so Must-have-Angeber-Accessoirs, wie diese dicken Geldbeutelketten an der Hose? P.S. Nur falls es irgendwas mit uns zu tun haben sollte – geht lieber regelmäßig schwimmen! Schwimmer (und Ballett-Tänzer) haben die beste Figur. Die Jungsantwort
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Eigentlich eine unverschämte Frage, glaubst du etwa, Muskeln wie unsere wachsen von ganz alleine? Natürlich nicht! Man muss dafür hart arbeiten, Dreck fressen, durch die Scheiße gehen, das ist nichts für Weicheier, oh nein. Und der Staub in unserem Zimmer, das ist kein Staub, das ist Dreck. Und der Geruch von Dreck während des Trainings macht uns hart wie Kryptonit. Weil wir aber so gut erzogen sind, verstecken wir unsere Hanteln vornehm. Und als dein älterer Bruder seine Hanteln (absichtlich) zurückließ, damit fortan der jüngere Bruder den stillschweigenden Pakt mit der Muskulatur einging, glaub mir, da hat er geweint. Heimlich. Er wusste, dass von nun an Wasser- und Bierkisten, feste Freundinnen, später Ehefrauen und Kleinkinder, Winterreifen und Rigipsplatten seinen Bizeps formen würden, denn für heimliches Hanteltraining haben eigentlich nur Jugendliche und Gefängnisinsassen Zeit. Das war die offizielle Antwort - die inoffizielle geht so: Auch Jungs geraten in den Teufelskreis der Selbstzweifel, besonders in den Teenagerjahren. Wir werden mit stereotypen Superhelden überfüttert, denen keiner was anhaben kann. „Hätte ich Muskeln wie Mr. T, würde der dicke Junge aus der 8b sicher kein Schutzgeld von mir fordern“, denken wir und sehen, wie sich harte Gesellen in zweitklassigen Actiondramen auf den Showdown vorbereiten. In dunklen Hinterzimmern und Kellerlöchern stemmen sie schweigend sperrige Klumpen aus Antimaterie, machen 4000 Liegestütze und 5000 Klimmzüge. Angespornt von solch bedingungsloser Konsequenz joggen wir zum Gemeindeflohmarkt, um dort für vier Euro zwei Fünf-Kilo-Hanteln zu erstehen, weil wir uns eine echte Stemmbank vom Sport-Scheck nicht leisten können. Es beginnt die Zeit des Nebenbeitrainierens. Nach drei Wochen sehen wir dann aus wie gemeißelt. Leider nur an den Armen - Bauch, Brust und Beine sind nach wie vor weich wie Keksteig, sie mit ebenbürtiger Hingabe zu trainieren würde allerdings zu viel Kraft und Zeit kosten. Hier trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Die wenigen verbleibenden Enthusiasten beginnen eine schwergewichtige Karriere, die von anabolen Steroiden, Haarausfall und sich allmählich zurückbildenden Genitalien geprägt ist. Wir anderen erkennen irgendwann, dass die beste Waffe gegen Schulrowdys das Wort ist und Frauen meistens mehr auf Charme als auf Muskelberge stehen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir in der Regel schon vergessen, dass wir überhaupt jemals im Besitz von so etwas wie Hanteln waren. P.S. Das mit den Schwimmern und den Balletttänzern wissen wir schon. Deswegen schwimmen die meisten von uns täglich zwei Kilometer (im Morgengrauen, lange bevor ihr aufwacht) und hassen alle Balletttänzer, weil es eine himmelschreiende Ungerechtigkeit ist, dass so ein ausgemachter Mädchensport eine derart gute Figur macht! henrik-pfeiffer