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Jungs, warum lasst ihr euch von euren Freundinnen herumkommandieren?
Es ist Samstagabend. Ein paar Freunde sind unterwegs, darunter einer, der eine nicht mehr ganz taufrische Beziehung hat. Er und sie machen heute „mal was getrennt.“ Er ist gut drauf und tanzt im Club mit den Lautsprechern. Gegen 23.50 Uhr klingelt sein Telefon: „Du bist schon zuhause? Nö, ich bin noch weg. Weiß noch nicht. Ja. Tschüüß.“ Er legt auf und tanzt weiter, etwas nachdenklicher allerdings. Um 00.42 Uhr klingelt es wieder: „Ja, ich weiß, dass wir morgen früh aufstehen müssen. Ist mir egal. Gut. Tschühüüß.“ Um 1:30 Uhr dann: „Wie, du hast Kopfweh? So schlimm? Oh je. Ich wollte eigentlich... ich komm heim.“ Darauf folgt ein hastiger Abschied, der junge Mann stürzt den letzten Schluck Bier runter und sich in die U-Bahn.
Hatte die Freundin wirklich Kopfweh? Ich weiß es nicht. Aber das ist auch nicht der Punkt. Man könnte auch erzählen, wie ihr nach Hause eilt, weil sich der Hund übergeben hat und sich eure Freundin überfordert fühlt, oder sie nicht allein sein will und ihr deswegen gar nicht erst Tanzen geht.
Mir scheint generell: Eure Freundinnen dürfen euch sanft manipulieren, oder deutlicher ausgedrückt: euch Dinge vorschreiben. Wann ihr ausgehen dürft zum Beispiel, und wann ihr zurück ins Körbchen zu kommen habt. Freundinnen dürfen außerdem sagen: „Ist das nicht schon dein fünftes Bier?“ oder: „Deine Maßkrugsammlung kommt nicht in unsere gemeinsame Wohnung“ oder: „Du rauchst zu viel“.
An der Frische der Beziehung kann das nicht liegen, ich habe solche Szenen von neu Verliebten erlebt, genauso wie von Langzeitlieben. Von Paaren mit getrennten und gemeinsamen Wohnungen, von Paaren mit Baby und Paaren mit Hund. Bemerkenswert: Die zu diesen Kommandantinnen gehörenden Hörigen sind keine verkümmerten Waschläppchen, sondern selbstständige Persönlichkeiten, zumindest außerhalb ihrer Beziehungen. Jungs, wo habt ihr eure Eier gelassen? Wollt ihr euch nicht streiten? Stört es euch einfach nicht, wenn eure Freundin getrunkene Biere und freie Abende auf einer unsichtbaren Liste vermerkt? Fest steht nämlich, dass es sich viele von euch gefallen lassen. Oft grummelnd zwar, manchmal streitend, aber für meinen Geschmack viel zu lang.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Zunächst mal: Wenn Maßkrugsammlungen verboten werden, ist das eine gute Sache, finde ich. Das rechtfertigt allerdings nicht das Verhalten, dass du in deiner Frage beschrieben hast. Sich unterwürfig Befehle erteilen und herumkommandieren lassen sollte man sich nicht, das finden auch wir Jungs.
Trotzdem passiert es tatsächlich immer wieder, dass wir folgen, wenn das Frauchen ruft. Warum? Dafür gibt es meiner Meinung nach mehrere Gründe. Der erste heißt: Bequemlichkeit. Wenn das Telefon um 1.30 Uhr zum dritten Mal klingelt, haben wir begriffen, dass die Freundin zu Hause genervt ist und uns bei Missachtung ihrer meistens als Fragen getarnten Befehle das Zubettgehen und wahrscheinlich noch den halben nächsten Tag zu einer Hölle aus vorwurfsvollen Blicken und leberwurstigem Beleidigtsein machen wird. Natürlich hat sie dazu nicht den geringsten Grund. Das ist uns bewusst, ebenso wie die Tatsache, dass wir den Streit eigentlich in Kauf nehmen sollten, um damit in Zukunft ohne Anrufunterbrechungen Tanzen und Trinken gehen zu können. Aber dann fällt uns ein, dass es jetzt gerade, in diesem Moment wesentlich einfacher ist, einfach nach Hause zu gehen. Es ist schließlich 1.30 Uhr, wir haben schon getanzt und fünf Bier sind ja auch wirklich genug für heute. Die Aussicht, noch drei weitere hinterher zu kippen, steht in keinem Aufwand-Nutzen-Verhältnis, der einen nächtlichen Streit rechtfertigen würde.
Der zweite Grund ist etwas abstrakter, man muss aus der konkreten Heimgeh-Frage etwas herauszoomen und den Niedergang des Macho-Arschlochs betrachten. Es ist ja so: Der Mann als Befehlshaber seiner Frau hat längst ausgedient. Jungs von heute wissen das, und finden das auch sehr gut. Und genau deshalb tun wir manchmal, was ihr euch wünscht. Unser Gehorsam drückt aus, dass wir das mit der Emanzipation begriffen haben. Dass Gleichberechtigung für uns bedeutet, dass ihr uns auch was sagen dürft. Natürlich mögen wir es – um ein einfaches Beispiel zu bemühen –, wenn wir uns manchmal an einen gedeckten Tisch setzen können und nach dem Essen nicht spülen müssen. Und deswegen erledigen wir manchmal auch Dinge für euch: Wenn wir Hemden bügeln und ihr eine Bluse aus der Waschmaschine zieht und zaunpfahlmäßig zu verstehen gebt, dass ihr das Eisen gar nicht zur Hand nehmen mögt, nehmen wir euer Kleidungsstück ohne Murren auf unserem Bügelberg auf. Wir haben verstanden, dass Gleichberechtigung ein wichtiges gesellschaftliches Ziel ist, dass wir Jungs auch mal Hausarbeit machen können – und es nichts Schlimmes ist, wenn wir manchmal tun, was ihr wollt.
max-blattgoldt