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Jungs, müssen wir superlange Beine haben?
Die Mädchenfrage:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Von all den Körperteilen, über die wir Mädchen uns so Gedanken machen, kommen die Beine nach Gesicht, Busen und Hintern an vierter Stelle. Unsere Anforderungen an unsere Beine sind recht schlicht: lang sollen sie sein, dünn und ohne unschöner X-Einbuchtung in der Mitte. Eben genauso, wie die von Laufsteg-Models, die damit so schön fohlenhaft herumstaksen können. Also tun wir viel, um möglichst viele Zentimeter herauszumogeln. Zum Beispiel hohe Schuhe, zum Beispiel Hosenbund-Verschiebung, zum Beispiel Tricksereien bei der Taille. Lauter Dinge, mit denen man – wie der Damen-Oberbekleidungs-Verkäufer sagt – optisch das Bein strecken kann. Besonders kritisch fürs Mädche-Ego wird diese Beingeschichte immer dann, wenn mal wieder Jeanshosen-Kauftag ist. Die vom Schicksal benachteiligten drücken sich gewöhnlich möglichst lange davor, erwerben dann die unvermeidlichen Ausgaben von Frauenzeitschriften, in denen das große „Jeans-Special“ verspricht, „die besten Jeans für jede Beinform“ zu präsentieren. Und begeben sich so gerüstet in den Fachhandel und hoffen auf das Beste. Die anderen, die in der Genlotterie das Bein-Glückslos gezogen haben, wandern forsch ins Geschäft und schmettern eine Zahlenkombination in den Raum, die sie innerlich ganz rauschig macht: Achtundzwanzigvierunddreißig“ oder „Siebenundzwanzigvierunddreißig“! Auch wenn ich aus persönlicher Erfahrung mitteilen kann, dass noch nie eine dieser kaugummikauenden Verkäuferinnen darob in ehrfürchtige Starre verfallen ist, machen diese Zahlen auf eine ganz peinlich-blöde Art stolz. Repräsentieren sie doch die Kombination langes Bein und verhältnismäßig schmale Hüfte. Eben das Idealbein aller Menschen. Oder etwa nicht? Mit Erstaunen habe ich nämlich nun gehört, dass es kaum etwas gibt, was euch Jungs egaler ist, als unsere Beinlänge. Diese Behauptung finde ich nun verhältnismäßig revolutionär, hieße das doch, dass wir uns die ganzen Beinstreck-Mogeleien sparen könnten. Machen wir wirklich den ganzen Terz ganz umsonst? Ist es euch egal, ob wir auf Stummeln oder Stelzen daherkommen? Die gar nicht soooo lange Antwort der Jungs steht auf der nächsten Seite!
Die Jungsantwort
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Als Junge hatte ich in der Erwachsenenwelt, in die ich hineinwuchs, mehrere Unstimmigkeiten entdeckt. Zum Beispiel, dass sich die Erwachsenen über die blöden Kinder in „Dingsda“ so amüsierten. Aber eben auch die Geschichte mit den Frauenbeinen. In Zeitungswitzen, Fernsehshows und anderen mir zugänglichen Fenstern zur Gesellschaft, tauchte immer wieder das Attribut „langbeinig“ in Verbindung mit feinen Damen auf. Oder jemand schwärmte in einem Lied von den Beinen einer Frau. Ich fand das hochgradig affig. Busen und meinetwegen auch Hintern, das verstand ich, aber Beine? Da wurde ich beim besten Frühentwickler-Willen nicht scharf drauf. Okay, dachte ich damals naseweiß, das kommt dann wohl noch, genauso wie ein Bart noch kommt und dass ich Bram Stokers Dracula gucken darf. Es kam aber irgendwie nicht. Frauenbeine sind für mich vor allem Gehstangen, die für ihre Besitzerin sehr nützlich sind. Sie sind sexuell allenfalls deswegen interessant, weil sie oben dort aufhören, wo es spannend wird. Gut, in diesem Sinne kann man sie als eine Art Treppe zum Sex sehen, aber so was Beklopptes denke ich eigentlich echt ungern. Das Einzige, was ich also in dieser Hinsicht im Alter dazulernte ist, dass nicht alle Männer das Gleiche toll finden. Deswegen gibt es sie tatsächlich, die Jungs, die mir erzählen, was für Hammerbeine ihre Ex hatte. Ich achte nach solchen Worten wieder auf die Beine, die mir so unter Röcken und Bikinihosen entgegen kommen. Klar, eine hat da vielleicht süße Waden, nicht zu groß und nicht zu klein, das sehe ich gern. Füße finde ich auch recht interessant und nett individuell. Aber was an den überdüngten Stelzen der Models so besonders sein soll, außer dass die Kleider daran gut ausgebreitet sind? Ein Bein ist nun mal vor allem: Schienbein, Knie und Oberschenkel - alles auch in gedehnter Form nicht unbedingt die Superorgane. Beine sind einfach die Bundesautobahnen unter den Körperteilen: praktisch, gerade, lang. Aber sinnlich? Find ich nicht. Und wenn sich so eine Madame Langbein hinsetzt oder ihre Beine gar beim Bettgehen zusammen faltet, dann wirkt das doch eher wie kaputtes Mikado. Habt ihr gesehen wie Carrie im „Sex and the City“-Film knochendürr und beinlang ins Bett steigt? Man hört es regelrecht knirschen und krachen. Ich mag übrigens auch Weberknechte gar nicht. Klar, lange schöne Beine sind natürlich lange schöne Beine. Und genauso klar, sehen kurze Schwabbelbeine dumm aus. Aber alle Körperteile, die kurz und schwabbelig sind, sehen dumm aus, innere Organe mal ausgenommen. Wenn ihr also mit eurem Aussehen einigermaßen zufrieden seid, dann lasst euch bloß nicht einreden, eure Beine wären einen Tick zu kurz. Der Tick wird nämlich immer größer, je länger ihr darüber nachdenkt. Kein Junge wird ernsthaft etwas von eurer Beinlänge abhängig machen. Wie auch: Wir Jungen kaufen ziemlich schmerzbefreit Jeans der Größe 33/33 - lang wie breit - und fühlen uns damit beinhart und ganz groß. fabian-fuchs