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Jungs, habt ihr eigentlich Angst vor unseren Müttern?
Die Mädchenfrage:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Wir haben ja ziemlich viel Angst vor euren Müttern. Zumindest, solange wir sie nicht kennen. Und selbst wenn wir sie dann bei einer reichlich steifen und Sahneverstopften Kaffee- und Kucheneinladung kennengelernt haben, kann es passieren, dass diese Angst nicht der Erleichterung, sondern einem sehr unangenehmen Gefühl weicht – das erst dann verschwindet, wenn wir uns von euch getrennt haben oder ans andere Ende des Landes gezogen sind. Wer weiß, vielleicht handelt es sich bei dieser Mutter-Panik ja um eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Schließlich ist die böse Schwiegermutter ja vermutlich schon in der Antike als Personal in die mündlichen Überlieferungen sämtlicher aramäischer Völker aufgenommen worden. Uns jedenfalls wurden sie schon im Kindergartenalter dank Grimm’s gesammelter Märchen eingebimst. In der Realität sind die bösen Schwiegermütter zum Glück eher selten. Trotzdem wird es uns bei jeder ersten Begegnung mit euren Müttern sehr, sehr fransig im Bauch. Und mit dem Großteil werden wir nicht so recht warm. Die Reserviertheit, mit der uns eure Mütter oft begegnen, verstehen wir ja – mal so ganz prinzipiell – schon auch. Wir nehmen euren Müttern den Sohn weg, ernähren ihn mangelhaft und sind zu ruppig im Umgang. Wir haben ziemlich Angst davor, in den Augen eurer Mütter nicht gut genug zu sein, an uns völlig fremden Maßstäben gemessen zu werden oder unwissentlich mit der Exfreundin verglichen zu werden, die eigentlich die Traumschwiegertochter gewesen wäre... Brrrr, gruselig, sehr gruselig! Womit wir endlich beim eigentlichen Thema wären: Sagt Jungs, habt ihr eigentlich auch Angst vor unseren Müttern?
Die Jungsantwort:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Nein, vor euren Müttern haben wir mehrheitlich eher keine Angst. Zumindest, solange wir keine „Nasenringe aus Phosphor“ (Otto) oder Molotowcocktails zu unserer Grundausstattung zählen. Derlei finden Mütter nämlich stark unseriös. Solange wir aber einigermaßen artig fragen, ob wir die Schuhe ausziehen sollen, Frau Kleinert, und sagen, dass die Dahlie da im Garten ja wirklich prächtig ist, Frau Frank, ist alles gut. Wir erleben eure Mütter eigentlich vor allem in zwei Ausprägungen: Wenn wir jung sind, erster Freund vielleicht sogar, dann sind sie anfangs kurz streng. Sie mustern uns mit einem Blick, der sagt: Ich renn’ mit meiner Tochter hinterher nicht zum Frauenarzt, Bürschchen. Aber gerade weil sie kurzzeitig das Ärgste annehmen, kann man sie mit einer ganz einfachen Nettigkeit meist schnell umpolen. Oft reicht es zu versichern, dass man nicht, wie die Jugendlichen aus der Zeitung, Drogen nimmt und auch nicht ausschließlich Ballerspiele zur Zerstreuung benutzt. Schon zu diesem Zeitpunkt sind eure Väter eigentlich die Schlimmeren, denn die wissen ja, wie gerne man als Mann bestimmte Dinge sofort tun würde. Und sie misstrauen uns heimlich und ewig, verstecken sich im Werkzeugschuppen, um uns nicht die Hand geben zu müssen und lauern während des Abendbrotgesprächs auf Untiefen. Mütter sind leichter einzuwickeln, insbesondere, wenn es ausgeprägte Mädchenmütter sind, dann lassen sie sich im Handumdrehen von den Vorzügen eines Jungen überzeugen. Klassische Szene: Wir gehen mit euch aus, holen euch ab und ihr seid aber irgendwie noch nicht fertig bzw. es gibt gerade wieder mal wegen irgendwas Stress. Jedenfalls rumort ihr verheult im Zimmer und wir sitzen ganz friedlich und mäusefromm bei Muttern vorm Fernseher und gucken mit ihr zehn Minuten „Kunst & Krempel“. Wenn ihr zwischenzeitlich aus euren Mädchenzimmern keift oder nach der Haarbürste schreit, lächeln Mutter und Freund sich klammheimlich kopfschüttelnd an. Zack, da sind sie hin, da holen sie sofort den Kirschlikör! Nichts ist leichter als mit einer pubertätsgeschwächten Mutter einen kleinen Pakt der Erwachsenen gegen die Tochter zu schließen. Ich weiß, das ist auch ein bisschen gemein, aber wir erzählen euch diese kleinen Verbrüderungen ja gleich und kichern darüber. Dann ist es doch wieder gut, oder? Später im Leben, wenn ihr eure Mutter nur noch fünfmal im Jahr seht und uns beim sechsten Mal mitnehmt und vorstellt, ist es meist noch einfacher. Vorherrschende Müttermeinung in dieser Zeit ist ja, dass das Fräulein Tochter auch mal zusehen müsste, dass es in stabilere Verhältnisse kommt. Für die stehen wir zwar auch nicht unbedingt, aber es ist ein Leichtes, sie vorzutäuschen. Oftmals hat das Mutter-Tochter-Verhältniss dann auch schon sehr komplexe Verhärtungen erreicht, die dazu führen, dass relativ bald die Frage „Wie halten Sie das nur mit ihr aus?“ im Raum steht. Dazu kommt, dass eure alten Mütter in dieser Phase oft eine gewisse Sehnsucht an junge Männer zu vergeben haben, weil ihr eigener Mann vielleicht nur noch in besagtem Schuppen hockt oder, kommt auch vor, gar nicht mehr zugegen ist. Da empfangen wir dann deutliche Signale vollweiblicher Geziertheit und mit ein paar nicht zu frechen Galanterien erreich wir schnell Regionen im Mütterherz, von denen ihr euch zu diesem Zeitpunkt meist längst freiwillig entfernt habt. Nichts ist einfacher, als bei einer alten Mädchenmutter einen guten Eindruck zu hinterlassen. Väter jeglichen Alters bringen wir viel mehr Ehrfurcht entgegen, denn wir wissen, dass die finden, dass wir das Töchterchen rauben, welches bis dato den Vater angehimmelt hat. Müttern kann man leichter das Gefühl geben, man wäre ein Zugewinn für die Familie, während Väter eher denken, man komme nur, um die Burg niederzubrennen. Deswegen hocken wir also lieber bei Bienenstich und Schlagsahne. Da ist es auch viel netter, als im Werkzeugschuppen! max-scharnigg