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Jungs, denkt ihr an das Kind da draußen?
Die Mädchenfrage:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Als Fan von Fernsehsendungen, die zu großen Teilen aus den Bestandteilen Paisleymuster, Cornwall, Schweden und Liebesirrungen der Erbengenerationen bestehen, weiß ich, dass einer der wichtigsten, um nicht zu sagen der wichtigste Taschenspielertrick in der Dramaturgie im Hauptabendprogramm dieser ist: Der verlorene Sohn, beziehungsweise die verlorene Tochter.
Fast immer, wenn es an die Testamentseröffnung des gerade bei einem Seeunglück umgekommenen Grafen geht, erscheint in der holzgetäfelten Bibliothek ganz überraschend ein junger Mann, der von sich behauptet, der illegitime Spross aus des Grafen wilder Studentenvergangenheit zu sein.
Anschließendes Hals-über-Kopf-Verknallen in die blonde Halbschwester bei gleichzeitiger erbitterter Schlacht um rechtmäßiges Erben größerer Summen ist da nur noch eine Frage der Zeit.
So oft, wie dieser Drehbuch-Kniff verwendet wird, geht es im echten Leben vermutlich dann doch nicht zu. Aber immerhin: Alleine in meinem nicht übermäßig promiskuitiven Bekanntenkreis weiß ich von zwei solchen „späten Vätern“. Der eine hatte die Existenz seines Sohnes fast erfolgreich 30 Jahre verdrängt, bis der sich selbst auf die Suche nach ihm machte. Und der andere erfuhr erst fünf Jahre nach der Geburt von der Existenz seiner Tochter.
Das „Kind da draußen“, es existiert also wirklich. Und deshalb komme jetzt ich mit der etwas bangen Frage um die Ecke:
Denkt ihr manchmal in beschaulichen Stunden darüber nach, ob es da draußen in der Welt einen kleinen Menschen gibt, der euch wie aus dem Gesicht geschnitten ist? Und macht euch so ein Gedankenspiel dann tendenziell eher panische Gefühle und zugeschnürte Kehle? Oder fühlt es sich insgeheim auch ein bisschen romantisch-verwegen-superpotent an?
Auf der nächsten Seite liest du die Jungsantwort.
Die Jungsantwort (von eric-mauerle):
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Ich glaube, diese Frage ist am einfachsten zu beantworten, wenn man sich noch einmal vor Augen führt, welche Bedingungen eigentlich erfüllt sein müssten, damit da draußen irgendwo ein Menschlein herumläuft, das zwar von uns gemacht wurde, dessen Existenz sich aber unserer Kenntnis entzieht.
Vorraussetzung Nummer eins: Wir müssten mit jemandem geschlafen haben. Passiert ab und zu, erhöht somit die Chancen auf das unbekannte Kind.
Vorraussetzung zwei schränkt die Chancen allerdings gleich mal gehörig ein. Einfach nur Sex reicht ja nicht, wir müssten dabei schon die Verhütung vergessen oder unsachgemäß ausgeführt haben – oder zu der geringen Zahl von Fällen gehören, in denen das Verhütungsmittel versagt. Letzteres ist recht unwahrscheinlich. Die ersten beiden Verhütungs-Fails sind auch nicht die Regel. Wir neigen in Verhütungssachen nicht zur Vergesslichkeit. Aber – das müssen wir zugeben – die meisten von uns können sich schon an Situationen erinnern, in denen eine andere Macht stärker war als die der Vernunft und uns dazu verleitete, es nicht so genau zu nehmen. Allerdings würde ich sagen, dass uns das eher dann passiert, wenn das Mädchen schon etwas länger unsere Freundin ist und wir in diesem Moment der Meinung sind, dass sie das am besten noch die nächsten 20 Jahre bleibt. Auf jeden Fall handelt es sich um ein Mädchen, das wir ein bisschen kennen. Und so ein Mädchen würde uns ja höchstwahrscheinlich davon in Kenntnis setzen, dass sie schwanger ist, oder? In den Wochen nach einer solchen Unvernunftssituation, solange also nicht ausgeschlossen werden kann, dass nicht gleich ein „Du, ich muss dir was sagen“-Anruf von ihr kommt, beschleicht uns bisweilen schon eine latente Angst. Die legt sich dann aber wieder, denn eine Schwangerschaft, die hätten wir ja mitbekommen
Damit wäre ich schon bei Vorraussetzung Nummer drei: Das Mädchen müsste uns ihre Schwangerschaft verheimlichen. Das könnte sie tun, weil sie uns total hasst, wahrscheinlicher wäre in diesem Fall aber, dass sie das Kind gar nicht erst bekommt. Spricht also auch nicht gerade für den unbekannten Nachwuchs.
Aber es ist natürlich denkbar, dass sie uns zwar gerne davon berichten würde, es aber nicht kann. Zum Beispiel, weil wir das höfliche Bekanntmachungszeremoniell inklusive Nummern- und Nachnamen-Austausch übergangen haben und ziemlich direkt zu dem übergegangen sind, was für die Entstehung des Kind ursächlich war. Am nächsten Morgen konnte sich keiner mehr so genau daran erinnern, was eigentlich passiert ist, Telefonnummerntausch und weiterer Kontakt unerwünscht. Solche Nächte mit Unbekannten gibt es, bei manchen von uns öfter, bei den meisten allerdings eher selten. Beschäftigen dürfte die Frage nach dem unbekannten Nachwuchs also eigentlich nur diejenigen unter uns, die ungeschützten Sex mit jemandem hatten, den sie nicht kannten und zu dem sie nachher keinen Kontakt mehr hatten. Ich glaube nicht, dass das sehr viele sind, und würde deine Frage deshalb tendenziell verneinen.
Wer zu dieser Gruppe gehört, fühlt sich bei dem Gedanken, dass er irgendwo ein Kind hat, aber bestimmt nicht sonderlich potent und verwegen. Die Entstehungsgeschichte des Kindes ist schließlich nicht sehr rühmlich und – da kommt der Pragmatiker in uns hoch – mit einigen, nicht zuletzt finanziellen Unannehmlichkeiten verbunden, an die wir lieber gar nicht denken möchten.