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Teil 6 von Mächtige online: „Avaaz.org – the world in action“
Der Geschäftsführer von Avaaz ist Kanadier, sein Name ist Ricken Patel, sein Alter 30. Der Avaaz-Chef erklärt: „Wir erleben gerade weltweit eine technologische Revolution, wie es sie noch nie gegeben hat. Schon heute gibt es eine Milliarde Menschen mit Internetanschluss und zwei Milliarden Menschen mit Handys. Das bietet uns die Chance, die Menschen global zu vernetzen und ihre Anliegen zu artikulieren.“ Ricken fängt nicht bei Null an, sein Startkapital ist das Portal „MoveOn“, die größte Kampagnen-Website in den USA mit über drei Millionen Usern. [b]Der Empfang auf der Seite:[/b] Die Avaz-Startseite lädt sich auf Englisch. Umgehend aber stolpert man über einen Linkkanon zu Seitenablegern in anderen Sprachen: auf Französich, Deutsch, Spanisch, Portugiesisch und in exotischen Ausdrucksformen, die von den Standard-Software-Tools gerne mit Fragezeichen und mysteriösen Spezialsymbolen angedeutet werden.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
[b]Was erfahren wir?[/b] Ricken übt Macht aus, indem er die Mächtigen zur Rechenschaft zieht. Er ist das sympathische Gesicht der Globalisierung, der Mann, dem man die Anliegen der Welt gerne anvertraut. Sein Motto: „Zunächst mal bin ich Mensch, und dann erst Bürger eines Landes.“ Eine Maxime, die er von Mahatma Gandhi übernommen hat. Wenn der Avaaz-Chef die Ikone der friedlichen Weltrevolution zitiert, klingt das nicht pathetisch, sondern absolut glaubwürdig. Ricken ist Kanadier mit britischer Staatsbürgerschaft und indischer Abstammung. Er wuchs in Kenia auf, studierte in Oxford und Harvard und arbeitete dann für internationale Organisationen in Sierra Leone, Liberia, Afghanistan und im Sudan. Seine Domänen dort: Schutz von Bürgerrechten und „Good governance“. Mit dieser Biografie wird man UNO-Generalsekretär. Oder man gründet seine eigene UNO – Avaaz, eine transnationale Gemeinschaft, die demokratischer und somit besser funktionieren soll als die Vereinten Nationen. [b]Das soll beim Leser hängen bleiben:[/b] Ricken will die Cyber-Weltgemeinschaft als globale Supermacht etablieren. „Hinter fast all unseren lokalen Anliegen verbergen sich tiefere Probleme, die nur global angepackt werden können. Ein Beispiel: In Afrika bekriegen sich die Menschen um das immer knapper werdende Ackerland. Die Gründe dafür aber liegen im Klimawandel, einem globalen Phänomen.“ Noch gebe es eine Riesenkluft zwischen der Welt, wie sie ist und der Welt, wie sie sich die meisten wünschen. „Die Mehrheit der Leute ist absolut pro Umweltschutz, pro Menschenrechte und gegen Armut, Landminen und Aids. Was die nationalen Regierungen diesbezüglich entscheiden, ist leider meilenweit weg von dem, was die Menschen wollen.“
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Ricken Patel, Mastermind von Avaaz [b]Für wen ist die Seite gedacht?[/b] Jeder kann sich auf avaaz.org registrieren und dann gleich loslegen mit Postings und Kommentaren, wie es am 12. Januar Zaid Mahdi getan hat: ein engagierter Iraki aus Haditha, wo im November 2005 24 Zivilisten von US-amerikanische Streitkräfte vorsätzlich getötet wurden: „Der Friede sei mit euch, ich bin ein Bewohner von Haditha, eine Stadt, die seit zwei Monaten unter Beschuss von amerikanischen und irakischen Truppen steht. Uns gehen langsam aber sicher die Lebensmittel und Medikamente aus. Es gibt strenge Ausgangssperren und manche Stadtteile müssen fast ohne Nahrungsmittel und Sprit auskommen. Die Situation ist schrecklich, daher bitte ich euch: Helft uns, damit unsere Stimme bei den Mächtigen dieser Welt ankommen möge! Informiert eure Abgeordneten und Regierungsvertreter! Helft uns dabei, ein humanitäres Desaster abzuwenden und unserer Erniedrigung ein Ende zu bereiten!“ Exakte Angaben zur globalen Verteilung der Avaaz-User liegen (noch) nicht vor. Bis Ende 2007 wünscht sich Ricken eine „lebhafte Community mit über einer Million aktiver User aus allen Ländern der Erde.“
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
[b]Aktuelle Kampagne:[/b] Seine Unterschriften-Petition gegen George W. Bushs Pläne zur Truppenverstärkung im Irak. Die Kampagne fand bisher über 40 000 Unterstützer aus allen Erdteilen. Dazu schaltete Avaaz am Mittwoch ein Anti-Bush-Inserat im „Roll Call“, der offiziellen Infozeitung des US-Kongresses. Eine ganze Seite Stimmungsmache gegen die Irakpläne der Regierung. Kostenpunkt 10 000 Dollar, finanziert aus der Schatulle wohlwollender Spender. Hier kannst du andere Texte aus dem Label „Mächtige online“ nachlesen.