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Liebespaare: Steffi, Jörn und ein langer Atem
Jörn, 26, (alias themagnificentone) wohnt in Solingen und studiert Germanistik und Philosophie auf Lehramt: Ich war nicht darauf vorbereitet, über das Internet mit einer wunderbaren Frau in Kontakt zu kommen. Singlebörsen haben für mich nach wie vor die Attraktivität von Kakteenzüchterforen und ich habe mich auch nicht bei jetzt.de angemeldet, um die Frauen dieser Welt zu beglücken. Ich war zufällig auf die Seite gestoßen und las mich fest. Hier gab es gute, unkonventionelle Texte. So lernte ich Steffi über ihre Beiträge kennen. In ihrem Profil stolperte ich über unseren gemeinsamen Heimatort. Im lokalpatriotischen Taumel und auch etwas unter dem Einfluss von kölschem Bier schrieb ich ihr dann ein kleines, sommerliches Gedicht unter einen ihrer Texte. Es entstand spontan und landete ohne amouröse Hintergedanken bei ihr. Und überhaupt: Seit wann kann man mit Gedichten Frauen beeindrucken? Ich muss jedoch gestehen, dass ihr Profilbild, gelinde gesagt, recht ansprechend war. Mein nächster Eintrag war der Karnevalsschlachtruf Solig lott jon (Solingen los geht’s). Solingen ist bestimmt keine Karnevalshochburg und ich bin noch viel weniger Karnevalist. Es muss mir wohl irgendwie um den konspirativen Geist in diesen Worten gegangen sein. Sie antwortete mir und bald tippten wir uns einen Monat lang die Finger wund und „trafen“ uns im Virtuellen. Aber aus der lange geplanten Radtour – einer ersten Begnung „in echt“ – wurde unerklärlicherweise nichts. An meiner Planung konnte es jedenfalls nicht gelegen haben. Wir mussten uns dann doch auf die traditionelle Art kennenlernen. Ohne es zu wissen, hatten wir eine gemeinsame Bekannte und plötzlich stand Steffi vor mir. Es war seltsam, sie dreidimensional zu sehen. Nachdem wir uns lange und ganz unverkrampft unterhalten hatten, ergriff sie die Initiative und schlug ein Wiedersehen für den nächsten Tag vor. Bald entwickelte sich eine sehr, sehr schöne Freundschaft. Aus Freundschaft wurde Liebe und daraus wurde, für mich, Herzeleid. Im Rückblick ist es eine kurze Episode, aber damals war es eine endlose Hölle. Dann erbarmte sich meine Liebste und mein verkohltes Herz erwachte zu neuem Leben. Ich hatte nur ein Jahr lang Ausdauer beweisen müssen. Nun, rund drei Jahre nach unserem Kennenlernen, weiß ich nicht, wem ich mein Glück mehr verdanke: dem Schicksal oder meinem Durchhaltevermögen. Steffi gehört zum Besten, was mir in meinem Leben begegnet ist. Wie Steffi das Kennenlernen und alles weitere erlebte - lies weiter auf der nächsten Seite.
Steffi, 27, (alias kein_koks_fuer_sherlock_holmes) wohnt in Solingen und studiert Germanistik, Philosophie und Skandinavistik auf Magister: Hummeln im Hintern statt Haare auf den Zähnen sich alles etwas weniger zu Herzen nehmen Schluss mit: Gesichtsfrost und regungslosem Überwintern Schmetterlinge im Bauch im Nacken ein lauer Sommernachtshauch Das waren Jörns erste Worte auf meiner jetzt-page. Er schrieb mir, nachdem er gesehen hatte, dass ich ebenfalls aus Solingen stamme. Bei dem darauf folgenden Hin und Her in unseren Gästebüchern entdeckten wir viele Gemeinsamkeiten. Wir mochten dieselbe Musik, studierten dieselben Fächer und gingen in dieselben Clubs. Eigentlich ein Wunder, dass wir uns noch nicht über den Weg gelaufen waren. Bei dem Versuch, sich dann auch mal zu verabreden, machte ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit seinem Organisationstalent: Ich bekam eine lange Liste mit möglichen Busverbindungen und penibel aufgelisteten Fahrradmitnahmezeiten zugeschickt. Das war zwar sehr zuvorkommend, schreckte mich aber so sehr ab, dass ich die Verabredung dann erst mal eine Weile vor mir herschob. Eine Internetbekanntschaft war auch nicht so das, worauf ich aus war, jetzt.de ist für mich keine Partnerbörse. Einige Wochen später trafen wir uns unverhofft in einem Club. Plötzlich stand Jörn neben mir und unterhielt sich mit einer gemeinsamen Freundin, die er aus der Uni kannte. Ob wir uns nicht kennen würden, fragte er, und ob ich nicht die Steffi von jetzt.de sei. Schon nach kurzer Zeit verbrachten wir kaum noch einen Tag ohne einander. Das war im August 2006. Im Herbst gestand Jörn mir dann, dass er sich verliebt habe. Mir tat es sehr Leid, ihn zurückweisen zu müssen, aber ich war nicht verliebt und wollte damals ohnehin keine Beziehung. Wir kamen uns trotzdem immer näher. Weihnachten feierten wir schon gemeinsam mit unseren Familien, im darauffolgenden Frühjahr fuhren wir zusammen für ein Wochenende nach Paris. Oft bekamen wir uns in die Wolle, weil er nicht verstehen konnte, dass ich nicht mit ihm zusammen sein wollte – wo doch alles zwischen uns so perfekt passte. Ich fühlte mich ihm wahnsinnig verbunden, ich fand ihn schön und wir schienen auch sonst wie füreinander gemacht – aber ich war einfach nicht verliebt. Das kam erst im folgenden Sommer. Ich kann auch nicht mehr sagen, wie es sich entwickelte, von der engen Freundschaft zur Beziehung war es eher ein fließender Übergang. Wir haben uns auf den 7.7.07 als unseren Jahrestag geeinigt, weil man sich das gut merken kann. Heute liebe ich ihn sehr. Vor einem Jahr wurde ein Zimmer in meiner WG frei, und Jörn zog ein. Wir planen, in ein bis zwei Jahren in ein kleines Fachwerkhaus zu ziehen, die gibt es hier bei uns im Bergischen öfter, und meist beträgt die Miete, inklusive Garten, nur 400 Euro. So gesehen, ist jetzt.de natürlich mitverantwortlich für unser Glück. Aber ich denke, ebenso gut kann man in einem Club fündig werden, in dem Musik läuft, die bestimmte Leute mögen. Oder in der Uni, wo man in Seminaren neben Menschen sitzt, mit denen man zumindest teilweise die Interessen teilt. Oder auch in der Romanabteilung im Buchladen. Die geplante Tour werden wir nun übrigens bald nachholen: zwei Wochen mit den Rädern den Rhein entlang.
Text: wlada-kolosowa - Illustration: Katharina König